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Der Fluch des Lono (German Edition)

Der Fluch des Lono (German Edition)

Titel: Der Fluch des Lono (German Edition)
Autoren: Hunter S. Thompson
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sehr den Verstand, dass ich nicht mehr über das reden konnte, was ich langsam als die wahre Ursache all dessen zu verstehen begann … und letztlich habe auch ich es auch nicht wirklich durchschaut, bis gestern Abend.
    Vieles ist geschehen, seit Du abgereist bist, und deswegen schreibe ich Dir jetzt, Ralph, von einem Ort, der
wohl mein neues Heim ist  – die Stätte der Zuflucht ; also bitte notiere Dir folgende Adresse:
    c/o Kaleokeawe
City of Refuge
Kona Coast, Hawaii
    Du erinnerst Dich sicher an Kaleokeawe, Ralph  – die Hütte, in der man König Kams Gebeine aufbewahrt: der Ort, an dem Du wagtest, über die Mauer zu klettern und im Innenhof für ein paar Polaroids zu posieren, wie der dämliche Hundsfott, der Du bist und immer bleiben wirst …
    Wie bitte?
    Habe ich das gesagt?
    Na ja … hab ich wohl, aber denk Dir nichts bei diesen Seitenhieben, Ralph; Du warst nicht da, als es zum Showdown kam.
    Der Ärger ging an dem Tag los, als ich den Fisch fing  – oder, um genauer zu sein, als ich in den Hafen einlief und von der Flying Bridge der Humdinger aus die Menge auf dem Pier anpöbelte und als »dreckige, versoffene Missionarssöhne« beschimpfte, als »mieses Lügnerpack« und »verdammte Schweineficker« sowie als all das andere, das ich in meinem letzten Brief erwähnt habe.
    Was ich Dir jedoch nicht erzählt habe, alter Sportsfreund, ist, dass ich auch geschrien habe »Ich bin Lono!«, und zwar mit einer Stimme wie Donnerhall, die von jedem Kanaka am Küstenstreifen gehört wurde, vom Hilton bis zum King Kam. Und dass viele dieser Leute auf das Spektakel zutiefst bestürzt reagierten.
    Ich weiß nicht, was in mich gefahren war, Ralph  – ich wollte es eigentlich gar nicht verkünden  –, auf jeden Fall nicht so laut und in Hörweite all dieser Eingeborenen. Das sind abergläubische Menschen, wie Du weißt, und sie nehmen ihre Legenden ernst. Was durchaus verständlich ist, denn in den Köpfen dieser Menschen spukt doch immer noch herum, was geschah, als sie Lonos letzten Besuch vermasselten.
    Im Rückblick überrascht es nicht, dass meine King-Kong-mäßige Ankunft in der Kailua Bay an einem heißen Nachmittag im Frühling 1981 bei den Eingeborenen keinen besonders guten Eindruck hinterließ. Die Kunde verbreitete sich schnell an der Küste, und bei Einbruch der Dunkelheit wimmelte es auf den Straßen der Innenstadt von Menschen, die aus weit abgelegenen Orten wie South Point und Waipio Valley gekommen waren, um mit eigenen Augen zu sehen, ob etwas dran war an den Gerüchten  – dass Lono tatsächlich wiedergekehrt war in Gestalt eines hünenhaften trunkenen Irren, der die Fische dem Meer mit bloßen Händen entriss und sie anschließend auf dem Pier mit einer samoanischen Kriegskeule zu Tode prügelte.
    Am nächsten Mittag hatten Gerüchte über die Unruhen unter der eingeborenen Bevölkerung unsere Freunde beim Verband der Immobilienmakler erreicht, und sie erblickten, darin den »Tropfen, der das Fass zum überlaufen bringt«, wie sie es später ausdrückten. Also entschieden sie übereinstimmend, mich mit der nächsten Maschine aus der Stadt zu schaffen. Über diesen Beschluss verständigte mich Bob Mardian an der Bar des Kona Inn, dessen Besitzer er war.
    »Mit den Typen ist nicht zu spaßen«, warnte er. »Die wollen Sie ins Gefängnis von Hilo sperren lassen.« Er
blickte sich nervös um, ob uns jemand in der Bar hörte, packte mich dann am Arm und beugte den Kopf zu mir. »Die Sache ist ernst«, flüsterte er. »Ich habe hier drei Kellnerinnen, die erst wieder zur Arbeit kommen werden, wenn Sie weg sind.«
    »Weg?«, fragte ich. »Was soll das heißen?«
    Er musterte mich durchdringend und trommelte mit den Fingern auf dem Tresen. »Hören Sie«, sagte er. »Diesmal haben Sie es zu weit getrieben. Es ist nicht mehr witzig. Sie versündigen sich an der Religion dieser Menschen . Die ganze Stadt ist in Aufruhr. Die Makler hatten heute ein großes Treffen, und sie haben versucht, mir die Schuld in die Schuhe zu schieben.«
    Während ich ihm zuhörte, hatte ich eine Runde Margaritas für uns geordert, aber Mardian lehnte ab, und deshalb trank ich beide. Ich erlebte zum ersten Mal, dass Mardian eine Angelegenheit ernst nahm.
    »Diese Lono-Chose ist gefährlich«, sagte er. »Das ist das Einzige, an das sie wirklich glauben.«
    Ich nickte.
    »Ich war nicht hier, als es passierte«, fuhr er fort, »aber als ich aus dem Flugzeug stieg, war es das Erste, was ich zu hören bekam:
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