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Der Fluch des Lono (German Edition)

Der Fluch des Lono (German Edition)

Titel: Der Fluch des Lono (German Edition)
Autoren: Hunter S. Thompson
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betrachten nicht mal große Haie wie den Mako und den Hammerhai als sportliche Herausforderung.
    Die meisten Haie kämpfen nicht einmal. Man kann einen großen Hammerhai in zehn oder 15 Minuten ans Boot heranziehen. Kein Problem.
    Bis die 16. Minute anfängt. Dann geht  – bei einem Hammerhai  – der wahre Spaß los. Diese Kerle sind schwerer kleinzukriegen als die meisten Buicks, und einen von ihnen ins Boot zu holen, ohne dabei die halbe Crew umzubringen, ist eine echte Kunstfertigkeit.
    Aber das ist wieder eine andere Geschichte, Ralph, und im Augenblick bin ich dafür nicht in Stimmung. Leute, die große Haie fangen wollen, gehen des Nachts auf die Jagd
und haben dafür ihre Gründe. Manche Leute wollen Fische fangen, andere wollen sie einfach nur töten.
    Haie werden in Hawaii nicht gehasst und gefürchtet wie in der Karibik. Diese Kanakas verbringen ihr halbes Leben im Wasser, aber man liest in den Zeitungen nie etwas über »Attacken von Haien«. Nicht einmal die Korallentaucher scheinen sich große Gedanken deswegen zu machen, außer nachts, wenn die Tiere hungrig werden  – und von einem Surfer habe ich hier noch nie das Wort »Hai« gehört.
    Was vielleicht nichts zu bedeuten hat, wie Du weißt. Die Jungs schwingen keine großen Reden und sprechen auch nur selten miteinander. Aber jeder, der zwölf Stunden am Tag damit verbringt, in der Brandung zu zappeln wie ein Köderfisch, ist entweder selbst ein halber Hai oder weiß etwas über Haie, das uns anderen verborgen ist.
    Bei der Gelegenheit fällt mir ein, dass auch ich ihretwegen nicht sonderlich beunruhigt bin. Was ziemlich dämlich ist, denn ich weiß genau , die Mistkerle schwimmen da unten. Ich habe sie aus der Nähe gesehen, im Wasser vor den Keys … und nachdem ich jetzt davon gesprochen habe, ist das Tabu gebrochen, und wenn ich das nächste Mal irgendwo hier in Hawaii mit Sauerstofftanks tauche, wird ein blutrünstiger Mako über mich herfallen und mir beide Beine abreißen.
     
    OK
HST
    Der Hohepriester Koa wurde aufgefordert, nicht ohne den Leichnam Cooks zum Schiff zurückzukehren. Mehrere Tage vergingen, ehe er sein Versprechen einhielt. Den Erzählungen der Mädchen zufolge hatte sich König Terreeoboo mit seiner Familie und seiner Gefolgschaft aus Häuptlingen in einige Felsenhöhlen hoch oben in den Klippen zurückgezogen. Dort war der Leichnam Cooks unter den ranghöchsten Häuptlingen aufgeteilt worden; einer erhielt das Haar, ein anderer die Kopfhaut, ein dritter den Schädel, wieder ein anderer die Hände  – wobei der Löwenanteil, um es so auszudrücken, bei Terreeoboo verblieb. Die äußerst heikle Aufgabe von Hohepriester »Bretannee« Koa bestand nun darin, den Häuptlingen diese wertvollen und geschätzten Teile zu entlocken und sie in einem Paket wiedervereint zurückzusenden.
    Erst am 19. Februar schickte Priester Hiapo die Nachricht, dass die Leiche am Strand bereitlag und dort auf ihre Abholung wartete. Clerkes in seiner Pinasse und King in seinem Kutter legten von der Resolution ab und näherten sich schwer bewaffnet dem Strand von Kaawaloa. Unter flatternden Friedensfahnen marschierte eine Prozession aus Priestern und Häuptlingen würdevoll am Strand einher, und ein Berg von Früchten und Schweinen lag als Geschenk des Königs bereit … Priester Hiabo trug auf seinen Händen ein großes, in Blätter gewickeltes Paket, das von einem Trauerumhang aus schwarzen und weißen Federn bedeckt war.
    »Als wir es öffneten«, schrieb King, »fanden wir die Hände des Kapitäns, seine Kopfhaut, den Schädel
ohne Unterkiefer, die Oberschenkelknochen sowie die Armknochen.« Die Hände waren durchbohrt und Salz war hineingestopft worden, um sie zu konservieren.
    König Terreeoboo erschien schließlich selbst, nachdem man ihm nachdrücklich versichert hatte, dass ihm und seiner Familie keinerlei Gefahr drohe und der Streit zusammen mit der Leiche des alten Gottes Lono begraben werde. Clerke war sogar in der Lage, ein kurzes Gespräch mit ihm zu führen.
    Tränen strömten aus den blutunterlaufenen Augen des Königs, als er sie anflehte, bald in Freundschaft zurückzukehren und dann, wie versprochen, Lieutenant King als neuen Gott Lono auf der Insel zurückzulassen. Clerke sicherte es ihm zu, und wie er später notierte, »brachte der König seine große Zufriedenheit darüber zum Ausdruck und schien sehr glücklich«.
    »Und wann wird Lono zurückkehren?«, fragte Terreoboo.
    Lieutenant King gab zu verstehen, dass er schon
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