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Der Fluch des Lono (German Edition)

Der Fluch des Lono (German Edition)

Titel: Der Fluch des Lono (German Edition)
Autoren: Hunter S. Thompson
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bald wiederkommen werde.
    RICHARD HOUGH
The Last Voyage of Captain James Cook

WIR KILLTEN WIE DIE CHAMPIONS
    21. Juni 1981
Kona

    Lieber Ralph,
     
    ja … der Fisch sah mir direkt in die Augen , als ich weit über die Reling ausholte und ihm mit einem wuchtigen Schlag der samoanischen Kriegskeule das Hirn lockerte. Er starb auf dem Scheitelpunkt seines letzten Sprungs: Eben war er noch glänzend grün und wedelte mit dem verdammten Speer auf seiner Nase in der Luft herum, darauf erpicht, alles zu töten, was in Reichweite kam …
    … und dann hab ich ihn geklatscht, Ralph. Mir blieb keine andere Wahl. Er machte sofort schlapp, gleich beim ersten Schlag, der ihn ungefähr fünf Zentimeter hinter demselben Auge traf, mit dem er mich die ganze Zeit fixiert hatte … und tatsächlich hatte ich instinktiv auf das Auge selbst gezielt, aber in allerletzter Sekunde änderte ich noch die Schlagrichtung, weil ich wusste, dass eine so grausige Verstümmelung auf dem Pier unangenehme Fragen aufkommen lassen würde.
    Damit dürfte Deine Frage beantwortet sein. Nach 47 Tagen und 47 Nächten der Schmach und des Versagens hätte das Mistviech auch von Geburt an auf beiden Augen blind sein können, trotzdem wäre er bei mir mit einem letzten kläglichen Blick auf keine Gnade gestoßen. In dem Moment hätte ich sogar einem Killerwal die Schädeldecke zerschmettert, wenn er dem Boot nahe genug gekommen wäre … Übler Blutrausch überkam mich, als ich ihn direkt neben dem Boot aus dem Wasser springen sah, so dicht, dass er fast an Deck gelandet wäre. Und als der Captain oben auf der Brücke schrie »Nimm den Schläger! Nimm den Schläger! Er wird wild!«, sprang ich aus dem verdammten Fighting Chair; aber statt mir den albernen kleinen Baseballschläger aus Aluminium zu schnappen, mit dem sie normalerweise solche Biester nach zehn oder 15 Schlägen erledigt haben …
    … griff ich in meinen Seesack und holte die Kriegskeule hervor. Ich stieß Steve zur Seite, und mit einem markerschütternden Schrei und aus vollem Lauf drosch ich auf den Fisch ein. Wie ein Stein fiel er ins Wasser zurück und löste eine minutenlange Totenstille im Cockpit aus.
    Darauf waren sie nicht vorbereitet. Das letzte Mal, dass jemand auf Hawaii einen großen Marlin mit einer samoanischen Kriegskeule getötet hatte, war ungefähr 300 Jahren her … und ich möchte bei der Gelegenheit unbedingt erwähnen, dass King Kam von Glück sagen konnte, dass der Fischer mit einem Ruder nach seinem Kopf geschlagen hatte und nicht mit dem Ding, das ich gegen den Fisch schwang; wir hätten sonst vielleicht nie gesprochen von »Gesetzen des gesplitterten usw. …«
    Jedenfalls hast Du hier eine Auswahl an Fotos. Ich wünschte, ich könnte Dir mehr schicken, aber es ist alles so schnell passiert, dass es höllisch schwer war, überhaupt welche zu machen … Zum ersten Mal in meinem Leben musste ich mit Rute und Rolle hantieren, um ein 150-Kilo-Monster in weniger als 20 Minuten aus dem Ozean zu ziehen und zu töten, während es sich direkt vor meiner Nase in wildem Wahn wehrte; und dann musste ich auch noch in die Kabine eilen, meine Kamera holen und in weniger als 30 Sekunden eine ganze Rolle Film verschießen.
    Rasant und rabiat gearbeitet, Ralph. Du wärest stolz auf mich gewesen.
    Genau … aber die wahrhaft erwähnenswerte Geschichte jenes nervenaufreibenden und blutbesudelten Tages hatte nicht so sehr mit dem Fang des Fisches zu tun (so was kriegt jeder Tölpel fertig) … sondern sie betrifft unsere Ankunft am Pier, bei der alle durchdrehten, sogar Laila.
    Wir waren außer Rand und Band, als wir einliefen, Ralph. Es hieß, man habe mich schon schreien hören, als wir noch ein halbe Meile weit draußen waren … ich reckte die Kriegskeule der miesen Saufnase Norwood entgegen, der auf dem Pier stand, wobei ich die ganze nichtsnutzige und trunksüchtige Brut des Schweine fickenden Missionarsgesindels verfluchte, das je einen Fuß auf hawaiianischen Boden gesetzt hatte … die Leute zuckten wie vom Donner gerührt zusammen und wichen stumm zurück, während sich das grässliche Geschrei dem Pier immer mehr näherte …
    Die Menge dachte, ich würde sie beschimpfen. Niemand auf dem Pier hatte die geringste Ahnung, dass
ich allein mit Norwood sprach  – aus vollem Hals natürlich, denn das Grollen unserer Dieselmotoren war so laut, dass es mir vorkam, als könne ich mich anders kaum verständlich machen.
    Was aber nicht der Fall war. Man konnte mich
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