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Der Fluch des Lono (German Edition)

Der Fluch des Lono (German Edition)

Titel: Der Fluch des Lono (German Edition)
Autoren: Hunter S. Thompson
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›Lono ist zurück, Lono ist wieder da.‹« Er lachte nervös. »Verdammt, wir können uns hier so gut wie alles erlauben  – aber das nicht.«
    In der Bar war es still. Die Gäste starrten uns an. Mardian war offenbar von seinen eigenen Leuten auserwählt worden, mir diese üble Nachricht zu überbringen.
     
    OK
HST
    1. Juli 1981
Die Stätte der Zuflucht
     
     
     
    (24 Stunden später) … Ich werde wohl langsam alt, Ralph, viel mehr als acht Seiten schaffe ich nicht in einer Nacht; also hab ich eine Pause gemacht und ein wenig geschlafen. Außerdem hatte ich das Gefühl, ich sollte in mich gehen und diese »Ich bin Lono«-Geschichte nochmal gründlich überdenken, um nicht erneut einer trügerischen Hoffnung aufzusitzen.
    Ich weiß jetzt, was das Problem war, Ralph. Wir waren blind. Die Story, die wir suchten, spielte sich von Anfang an direkt vor unseren Augen ab  – aber ich glaube, es ist entschuldbar, dass es uns nicht gelang, auf Anhieb eine Wahrheit jenseits der Realität zu erkennen. Es ist mir nicht leichtgefallen, zu akzeptieren, dass ich vor 1700 Jahren in einem ozeantüchtigen Kanu irgendwo vor der Kona-Küste von Hawaii als Prinz königlichen polynesischen Geblüts geboren wurde und mein erstes Leben als König Lono, Herrscher über alle Inseln, verbrachte.
    Laut unseres Missionars/Journalisten William Ellis habe ich »Hawaii regiert während der Jahre, die man als das Sagenhafte Zeitalter bezeichnen könnte« … bis »(ich) von meiner Ehefrau gekränkt wurde und sie ermordete, anschließend aber diese Tat derart beklagte, dass ich in einen Zustand geistiger Gestörtheit verfiel. In diesem Zustand reiste (ich) über alle Inseln, boxte und rang mit jedermann, dem (ich) begegnete … in der Folge brach (ich) dann in einem einzigartig geformten ›magischen‹ Kanu auf nach Tahiti oder in ein fremdes Land. Nach
(meiner) Abreise wurde (ich) von (meinen) Landsleuten zum Gott erklärt und verehrt, und zu (meinen) Ehren werden alljährlich Spiele mit Boxkämpfen und Ringkämpfen veranstaltet.«
    Das nenn ich Abstammung, oder?
    Was?
    Such keinen Streit, Ralph. Du entstammst einer Rasse spleeniger Exzentriker; bevor Deine Leute überhaupt nur lernten, ein Bad zu nehmen, hatte ich schon 1500 Jahre lang meine eigenen Boxkämpfe in ganz Hawaii organisiert.
    Und außerdem  – das ist die Story. Ich verstehe nichts von Musik, aber ich besitze ein Ohr für das hohe weiße Rauschen … und als dieser Lono-Gig vor ungefähr 33 Stunden vor meinen Augen aufblitzte, wusste ich, das war’s.
    Plötzlich ergab alles einen Sinn. So, als sähe ich zum ersten Mal das Grüne Licht. Ich schüttelte auf der Stelle alle religiösen und rationalen Zwänge ab und empfing die Neue Wahrheit mit offenen Armen.
    Mein Leben geriet dadurch aus den Fugen, und ich war gezwungen, aus dem Hotel zu flüchten, weil die Makler Gangster angeheuert hatten, die mich aus dem Weg räumen sollten. Aber irrtümlicherweise töteten sie einen haole -Fischer. Wirklich wahr. Am Tag vor meiner Abreise prügelten Schläger einen einheimischen Fischer zu Tode und warfen ihn in den Hafen, wo man seine bäuchlings im Wasser treibende Leiche fand; oder sie erdrosselten ihn mit einem Bremskabel und ließen ihn in einem Jeep auf der Straße vor dem Hotel Manago zurück. Es gab dazu widersprüchliche Meldungen …
    Da bekam ich es mit der Angst zu tun und machte mich auf zur Stätte der Zuflucht. Mit 90 Meilen die Stunde bretterte ich den Berg hinunter und fuhr den Wagen so weit auf die Felsen hinaus, wie ich konnte, dann rannte ich wie angestochen zum Kaleokeawe  – über den Zaun rüber wie ein großes Känguru, die Tür eingetreten, hineingekrochen. »Ich bin Lono«, brüllte ich von dort meinen Verfolgern entgegen, dieser Bande von Auftragskillern und Immobilienmaklern, denen einheimische Park Rangers schließlich Einhalt geboten.
    Sie können mir nichts mehr anhaben, Ralph. Ich hause hier mit einer batteriebetriebenen Schreibmaschine, zwei Decken aus dem King Kam, meiner Bergarbeiter-Stirnlampe, meinem Vorratsbeutel mit Speed und anderen lebenswichtigen Stoffen und natürlich mit meiner wunderbaren samoanischen Kriegskeule. Laila bringt mir zweimal am Tag zu essen und meinen Whisky. Die Eingeborenen senden mir Frauen. Die jedoch meine Hütte nicht betreten dürfen  – genauso wenig wie irgendjemand sonst  –, also muss ich nachts rausschleichen und sie draußen auf den schwarzen Felsen vögeln.
    Mir gefällt es hier. Es ist kein
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