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Der Fluch der Schriftrollen

Der Fluch der Schriftrollen

Titel: Der Fluch der Schriftrollen
Autoren: Barbara Wood
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E.
sagt anstatt A. D. heißt das noch lange nicht, daß er ein Zionist ist.«
    Unwillkürlich faßte sie nach
ihrer Kette.
    »Wissen Sie«, fuhr Ben fort,
als sie sich dem Parkhaus näherten, »Sie sprechen Hebräisch wie eine
Muttersprachlerin. Haben Sie Israel je besucht?«
    »Nein, aber eines Tages würde
ich das gern tun.« Sie blieben am Eingang stehen. Hinter ihnen ging die Sonne
unter und tauchte den Horizont in flammendrotes Licht. Ben wartete höflich
darauf, daß die junge Frau noch etwas sagte, obwohl er insgeheim hoffte, daß
das Gespräch beendet sei. Schließlich meinte er: »Jemand wie Sie, mit Ihrem
Interesse für die Religion, die hebräische Sprache und das jüdische Erbe,
sollte eigentlich seinen ganzen Besitz verkaufen und sich ein einfaches
Flugticket nach Israel holen.«
    »Das habe ich schon mehrmals
versucht, aber meine Pläne schlugen immer fehl. Es ist schwer, Geld dafür
aufzutreiben. Trotzdem danke, Dr. Messer, daß Sie sich Zeit für mich genommen
haben. Auf Wiedersehen.«
    »Auf Wiedersehen.«
     
     
    Der Anblick des
alexandrinischen Kodex auf seinem Schreibtisch verschaffte Ben gleich wieder
ein schlechtes Gewissen, als er sich mit einem Glas Wein und einer noch nicht
angezündeten Pfeife darüber beugte. Dr. Joseph Randall hatte ihn in einer
Fotokopie vor zwei Wochen zwecks genauerer Übersetzung an Ben geschickt. Er war
in einem koptischen Kloster in der Wüste bei Alexandria gefunden worden und
befand sich nun im Ägyptischen Museum in Kairo. Es handelte sich um ein
Manuskript in griechischer Sprache, das viele Parallelen zum Codex Vaticanus
aufwies, einer im vierten Jahrhundert in Ägypten entstandenen
Pergamenthandschrift der Bibel. Randalls Papyrus mit dem Titel »Apostelbrief
des Markus« enthielt viele Ungenauigkeiten, und obwohl er unwiderlegbar vor
vielen hundert Jahren geschrieben worden war, war er aller Wahrscheinlichkeit
nach nicht echt.
    Ben legte seine Pfeife zur
Seite und trank den Wein aus. Aus der Stereoanlage ertönte leise und
unterschwellig Bachs Toccata und Fuge in d-moll. Das half ihm oftmals, sich zu
konzentrieren. Im dritten und vierten Jahrhundert wimmelte es nur so von
Fälschungen, von denen man viele für Briefe und Geschichten der Apostel hielt.
Die vor ihm liegende Handschrift mußte jahrhundertelang sehr verehrt worden
sein, bevor sie beim Auszug der Mönche aus dem Kloster zurückgelassen wurde,
denn der Evangelist Markus galt als der Begründer der christlichen Kirche in
Ägypten vor neunzehnhundert Jahren. Das war es wenigstens, was die Kopten
glaubten. »Wenn es überhaupt einen heiligen Markus gegeben hat«, murmelte Ben.
Es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren.
    Auch der Wein hatte nicht
geholfen, und Bach ging ihm langsam auf die Nerven. Außerdem hatte er
vergessen, auf dem Heimweg an der Reinigung zu halten.
    Der Kodex war ein langes Werk
und nicht sehr sorgfältig verfaßt. Einige Wörter waren nebulös und machten
ganze Sätze unklar und bedeutungslos. Er griff auf mehrere andere Texte zurück,
um Vergleiche anzustellen, und spürte, wie er sich selbst zwingen mußte, um
beim Thema zu bleiben. Als wenig später Poppäa Sabina heraufsprang, um die
Schreibtischplatte zu untersuchen, nahm Ben sie auf den Arm und begann, sie zu
streicheln.
    »Du hast ganz recht, meine
struppige Teufelin. Eine Arbeit, die es wert ist, getan zu werden, ist es wert,
gut getan zu werden. Und ich tue sie nicht gut.«
    Er hörte das leise Schnurren
der Katze an seiner Brust. Dann stand er auf, um es sich in einem der beiden
behaglichen Sessel im Wohnzimmer bequemer zu machen. Bens Wohnung lag im Norden
des Stadtteils Wilshire, also etwas unterhalb von Hollywood, und war deshalb
auch entsprechend teuer, aber dafür hatte er viel Platz und viel Ruhe und
konnte ungestört arbeiten. Er hatte die Räume sehr komfortabel eingerichtet.
Das Wohnzimmer war sehr bequem mit seinen Teppichen, Kunstgegenständen und
einladenden Möbelstücken. Seine vielen Bücherregale hatte er im Arbeitszimmer
untergebracht, das ganz in Leder und dunklem Holz gehalten war. Außerdem
verfügte er über Schlafzimmer und Küche, mit separatem Eingang und einem
Balkon. Ben fühlte sich wohl in seiner Wohnung und nutzte sie häufig als
stillen Zufluchtsort.
    Trotzdem konnte er sich an
diesem Abend nicht so recht entspannen. »Es liegt an diesem alten Juden«, sagte
er zu Poppäa, die ihre Nase an seinem Hals rieb. »David Ben Jona ist bei weitem
interessanter als dieser gefälschte
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