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Der Fluch der Maorifrau

Der Fluch der Maorifrau

Titel: Der Fluch der Maorifrau
Autoren: Laura Walden
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Polizist nun ein und packte Emma vorsichtig am Arm. Sie ignorierte ihn.
    »Komm bitte, nimm es und gib mir dafür mein Kind! Und wenn es dir nicht genügt, lasse ich dir Geld überweisen, wohin du auch immer flüchtest, aber bitte gib mir mein Kind!« Emma streckte die Arme flehentlich nach Thomas aus.
    Harrys Antwort war ein lautes Stöhnen. »Emma, bitte, sei doch vernünftig, und komme jetzt mit nach Hause.« Sein Ton war einschmeichelnd und sanft, doch unbemerkt von den anderen krallte er seine Hand so grob in ihren Oberarm, das sie laut aufschrie. Am anderen Arm spürte sie den Griff des Polizisten. Sie musste sich entscheiden. Leben oder sterben. Noch einmal nahm sie alle ihre Kräfte zusammen und befreite sich mit einer schnellen Drehung aus der Umklammerung der beiden und rannte an dem Polizisten vorbei durch den Zoll zum Gate. Wie betäubt stieg sie in den Flieger. Bis zum allerletzten Augenblick befürchtete sie, man werde sie aus dem Flugzeug zerren und dem Mörder Harry Holden ausliefern. Erst als sie gestartet waren, fühlte sie sich in Sicherheit. Unter ihr wurde Auckland so klein wie eine Spielzeuglandschaft. Irgendwo dort unten war ihr Kind. »Thomas, mein süßer kleiner Thomas, bitte habe keine Angst! Ich komme wieder und hole dich. Großes Ehrenwort!«, schluchzte Emma McLean, als unter ihr nur noch der endlose Ozean war.

 
Ocean Grove, 21. Januar 2008
 
    Die restlichen Zeilen verschwammen vor Sophies Augen. Sie schluchzte laut auf. Emma!, stöhnte sie verzweifelt, Emma! Dann wischte sie sich entschieden die Tränen aus den Augen, um auch den Rest der Aufzeichnungen noch zu lesen.
    Liebe Sophie, lieber Thomas!
    Ich habe in den folgenden Jahren nichts unversucht gelassen, um deinen Aufenthalt herauszubekommen, mein Sohn, denn ein deutsches Gericht hatte mir das Sorgerecht für dich zugesprochen. Gegen Harry Holden wurde wegen Mordes ermittelt. In meinem Haar waren erhöhte Arsenspuren gefunden worden. Es erging ein Haftbefehl, der das Papier jedoch nicht wert war, auf dem er geschrieben stand. Weder Polizei noch die Botschaft, noch eine Hand voll Detektive konnten etwas ausrichten, weil Harry Holden und Thomas mit ihm spurlos verschwunden waren. Selbst als es amtlich wurde, dass die unter einem Kauri-Baum gefundene Tote Missis Ella Holden wa r, die Ehefrau von Harry Holden, und er damit unter den dringenden Tatverdacht geriet, sie ermordet zu haben, und die Polizei ihre Suchanstrengung verdoppelte, blieb er wie vom Erdboden verschluckt. Es war, als hätten dieser Holden und mein Sohn niemals existiert.
    Es verging keine Nacht, in der ich nicht von der Flucht träumte und mich mit der Frage quälte, ob ich ohne mein Kind überhaupt hätte fliegen dürfen. Keine Therapie half gegen den Trennungsschmerz und die Selbstvorwürfe, bis ich meiner großen Liebe, Klaas de Jong, begegnete. Da beschloss ich, mit ihm ein neues Leben anzufangen und die Gespenster der Vergangenheit aus meiner Erinnerung zu streichen.
    Das gelang mir mal besser, mal schlechter bis zu jenem Tag, an dem Klaas starb. Von dem Tag an fühlte ich mich von Hines Fluch geradezu verfolgt, bis mir eine Heilerin versicherte, kein Mensch könne weit genug laufen, um seiner Geschichte zu entfliehen. Sie riet mir, mich der Vergangenheit zu stellen. An dem Tag fasste ich den Entschluss, an den Ort des Geschehens zurückzukehren und dich, meinen geliebten Sohn Thomas, selbst zu suchen und euch beide eindringlich vor der Macht des Fluches zu warnen.
    Und ich ahnte, dass ich mich beeilen musste, denn im Traum war mir Klaas erschienen. Ein friedlicher Traum, der meine Seele noch bis zum nächsten Morgen erfüllte. »Ich warte auf dich, mein Herz!«, hatte er gesagt und schützend die Arme ausgebreitet. Ich hoffe, es ist dir ein Trost, meine liebe Sophie, und ihr könnt mir verzeihen,
    eure Mutter Emma
 
    Plötzlich glaubte Sophie zu verstehen, welches Motiv ihren Bruder umtrieb. Thomas Holden hatte es gar nicht auf ihr Geld abgesehen, sondern es ging ihm allein um Rache. Er war von seiner Mutter bei einem Mörder zurückgelassen worden und hatte beileibe keine so behütete Kindheit erfahren wie sie, Sophie! Thomas konnte nicht verzeihen. Weder Emma noch ihr, der geliebten Tochter seiner Mutter, der es vergönnt gewesen war, in einer intakten Familie aufzuwachsen. Thomas konnte ja nicht ahnen, dass sich wegen Emmas Rastlosigkeit auch bei ihr, Sophie, niemals das Gefühl eines normalen Familienlebens eingestellt hatte.
    Sophies Herz klopfte bis
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