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Der Fluch der Makaá

Der Fluch der Makaá

Titel: Der Fluch der Makaá
Autoren: Ulrike Talbiersky
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lange genug gebräunt zu haben, drehte ich mich auf die andere Seite und beobachtete Oliver, wie er kleine Ameisen über seine Finger krabbeln ließ. Uh! So was konnte aber auch nur er machen! Doch es war allemal besser, als wenn er auf die Idee gekommen wäre, auf der Brüstung zu balancieren. Zuzutrauen wäre es ihm gewesen, aber dann hätte er Ärger bekommen!
    Ein leises Magenknurren stellte sich bei mir ein, das Frühstück war schon eine ganze Weile her. Ich überlegte, nun doch ins Wasser zu gehen und eine Runde zu schwimmen, um anschließend mit den Jungs Mittag zu essen.
    Wenn man stundenlang sonnengebadet hat und dann ein richtiges Bad nimmt, trifft einen das Wasser stets wie ein Schock. Die Sonne musste den Pool bereits erheblich erwärmt haben, doch auf meiner erhitzten Haut spürte ich das Wasser wie winzig kleine Nadelstiche. Doch wie gut es tat, bis zu den Schultern in der kühlenden Flut zu versinken! Nun, der Pool war nicht das Meer, man brauchte keine zehn Schwimmstöße, um von einem Beckenrand den gegenüberliegenden zu erreichen, aber es war herrlich erfrischend, und wenn man die Augen schloss, dann war es wie Urlaub.
    Ich war ein paar Bahnen geschwommen, als ich erfreut feststellte, dass die beiden Mädchen Anstalten machen, sich ebenfalls diese Abkühlung zu gönnen. Immer wieder gingen die beiden kurz ins Wasser und verließen es sogleich wieder als könnten sie sich nicht entscheiden.
    Freundlich lächelte ich sie an. „Schön hier, nicht wahr?“, rief ich den beiden zu. Die Mädchen blickten erst mich an, dann sich. Man konnte das Fragezeichen über ihren Köpfen förmlich sehen. Ich versuchte es anders: „It’s a nice place, isn’t it.“ Die Mädchen grinsten verlegen und rutschten vom Beckenrand ins Wasser. „ Espa ñ ol “, erklärte die größere von den beiden und wies auf ihre Freundin (oder war es die Schwester?) und sich.
    „Ah!“, machte ich und nickte verständnisvoll. „ Qué tal ?“
    „ Muy bien! Y tu?“, rief das eine Mädchen erfreut, mich in ihrer Sprache sprechen zu hören. Leider merkte sie nur allzu bald, dass damit mein ganzer Spanischwortschatz erschöpft war, und als nichts weiter von mir kam, nickten wir uns noch eine Weile lächelnd zu und hoben entschuldigend die Schultern. Das gegenseitige Interesse kühlte so rasch ab, wie es begonnen hatte, und so schwamm bald jeder für sich.
    Wie seltsam , dachte ich, als ich tropfend aus dem Pool stieg und mich in ein Handtuch wickelte. Erst jetzt war mir richtig bewusst geworden, dass wir mit Karina die ganze Zeit über Deutsch gesprochen hatten. Doch so selbstverständlich war dies keineswegs. Wir befanden uns schließlich nicht nur in einem anderen Land, sondern auf einem anderen Kontinent!
    Umso sonderbarer fand ich nun unsere zufällige Begegnung auf der Dachterrasse und hoffte, dass sich mir bald eine weitere Gelegenheit bieten würde, Karina wieder zu sehen. Es gab so vieles, was ich sie fragen wollte. Doch nun siegte erst einmal das Knurren in meiner Magengegend. „Was meint ihr, Jungs“, rief ich meinen Brüdern zu, während ich meine Haare trocknete, „wollen wir mal schauen, was es hier Leckeres zu Mittag gibt?“

D ie Gelegenheit mit Karina zu sprechen kam, und zwar schneller als ich es erwartet hatte. Meine Eltern kamen am Nachmittag wie versprochen kurz ins Hotel, doch nicht etwa, um uns zur Stadtbesichtigung abzuholen, sondern lediglich um wichtige Unterlagen mitzunehmen und um uns mitzuteilen, dass es bei ihnen „etwas später“ werden könnte, was freilich ein sehr dehnbarer Zeitbegriff war.
    „Kein Problem, es gibt noch ein paar Stockwerke, die wir nicht kennen“, meinte Robert schulterzuckend, und ich wette, niemand von uns war sich in dem Moment sicher, ob es ernst gemeint war oder sarkastisch. Wie auch immer, am frühen Abend jedenfalls kannten wir alle Stockwerke in- und auswendig. Sie unterschieden sich voneinander nicht großartig, lediglich in der Farbwahl der Auslegeteppiche oder durch die Dekoration an den Wänden. Für mich war es leicht zu entscheiden, welches Stockwerk den stillen Wettbewerb gewonnen hatte: eindeutig das 12. Meine Brüder dagegen waren sich hier nicht so sicher. Sie hatten auf der dritten Etage einen Aufenthaltsraum entdeckt, in dem man Tischfußball und Billard spielen konnte, auch Puzzle und Brettspiele wie Halma und Dame standen zur freien Verfügung. Doch momentan war der Kickerautomat das Objekt der Begierde.
    „Kommt ihr mit auf die Dachterrasse? Ich
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