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Der Fluch der Halblinge

Der Fluch der Halblinge

Titel: Der Fluch der Halblinge
Autoren: Prisca Burrows
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öffnete die Augen.
    »Aber wie es so zugeht, hat sie dummerweise das Buch verloren, auf welche Weise auch immer, und ein Vorfahre oder eine Vorfahrin von Tiw und mir gelangte daran und konnte mit der besonderen Gabe seinen Inhalt entschlüsseln, ohne den Fluch und das Siegel zu brechen. Einen Teil dieses Wissens schrieb derjenige nieder in einem anderen Buch, und die kopierten Seiten daraus gelangten in Magister Brychans Hände.«
    »So klärt sich alles!«, erklang Tiws Stimme hinter ihm. »Sie hat die Lebenskraft der gefangenen Bogins genommen, um Sìthbaile in ihre Gewalt zu bekommen. Beinahe wäre ich meiner eigenen Magie zum Opfer gefallen, weil sie die Decke des Friedens über uns legte und uns einlullte! Ich sah selbst, wie eine fremde Macht die Einwohner der Stadt steuerte, die nicht mehr Herren ihres eigenen Willens waren.
    Und gleichzeitig fing sie an, ihre Streitkräfte zusammenzuziehen. Sie ist ein Bündnis mit den Myrkalfren eingegangen, um den Krieg gegen Albalon vorzubereiten!«
    Diese Offenbarung löste großes Entsetzen aus, einige versuchten gar zu fliehen, als würden die Schwarzalben jeden Moment hier hereinströmen und alles überrennen.
    Die Àrdbéana schwieg, doch aus ihren abwechselnd schwarz und blau flackernden Augen loderte der blanke Hass. Peredurs Friedensbann war inzwischen erloschen, wie Lady Kymra es bei der Übergabe der Phiole angekündigt hatte, doch die Elben aus Alskárs Gefolge hielten sie weiterhin unter Kontrolle, und sie konnte nicht fliehen, auch nicht mehr angreifen. Sie hatte sich in ihrer eigenen Falle gefangen.
    Alskár trat vor und hob den Arm. »Und dies verkünde ich als Hochkönig des Volkes der Elben«, ertönte seine Stimme, in der nun das düstere Grollen eines unterirdischen Flusses lag. Selbst seine lichte Gestalt schien dunkler geworden zu sein. »Ragna, ich nehme dir deine Würde und deinen Stand, eine Gebannte wirst du fortan sein, die keinen Anspruch mehr darauf hat, Asyl und Hilfe zu erfahren. Alle Tore zu den Reichen der Elben werden dir verschlossen sein, kein Heim wirst du mehr in den Landen Albalons finden, wohin du auch gehst.«
    Eine solche Wucht hatten seine Worte, dass sie die Àrdbéana zum Schwanken brachten, und noch viel schlimmer war, dass ihre für alle Völker erkennbare Elbenaura erlosch . Ihre hohe Gestalt schien zu schrumpfen, und sie wirkte plötzlich grau und … älter. Ihre Kräfte schienen zu schwinden, und sie keuchte auf.
    Doch niemand eilte ihr zu Hilfe, sie zu stützen. Die anwesenden Elben wagten es nicht wegen Alskárs Bann, der sofortige Wirkung zeitigte. Die Menschen waren immer noch viel zu verstört und wussten nicht, was die veränderte Lage zu bedeuten hatte, und welche Entwicklungen sich daraus ergeben würden.
    In diesem Augenblick fuhr Ingbar herum, zog das Schwert und rammte es dem völlig überraschten Hauptmann Tiarnan in die Brust. Er trieb die Waffe so tief hinein, dass die Spitze hinten wieder hervortrat. »Stirb, du abscheulicher Verräter und Mörder!«, rief er hasserfüllt und riss die Klinge wieder heraus.
    Der Elb sackte ohne einen Laut mit gebrochenem Blick zu Boden. »Da hast du deinen Liebhaber!«, schrie Ingbar seine Mutter an. »Der Mord an meinem Vater ist endlich gesühnt! Dachtest du, ich wüsste nicht, wer es war?« Er wandte sich dem alten Menschenmann im Brokatgewand zu, der voller Schrecken zurückwich. »Und du! Pirmin, Oberster Haushofmeister, da oben steht deine Angebetete, entlarvt und entblößt! Sieh, welche Schuld du auf dich geladen hast!«
    »Ingbar …«, erklang die schwache Stimme der Àrdbéana von oben.
    »Nein, es ist vorbei! Ich bin frei von dir!« Aus Ingbars Augen rannen Tränen. »Und bevor ich sterbe, soll wenigstens diese Gerechtigkeit herrschen!«
    »Ich … ich wusste nicht …«, stammelte Pirmin.
    »Weil du nicht wissen wolltest! « Ingbar richtete das blutige Schwert auf ihn. »Ich sollte dich … dich …« Er blickte in die ängstlichen Augen des alten Mannes. Da ließ er das Schwert fallen und sank schluchzend zu Boden.
    Der Hochkönig ergriff wieder das Wort. »Ihr seid Pirmin? Nun. Lasst jetzt die Bogins frei. Alle!«, befahl er dem Obersten Haushofmeister.
    Der sah sich beunruhigt um. »Ich weiß nicht, ob ich …«
    »Sofort!« , brüllte Peredur mit einer Stimme, die selbst noch im entferntesten Flügel des Schlosses die Gläser zum Klirren brachte.
    Eine bebende Fensterscheibe in der Halle erlitt einen Riss, der sich blitzschnell verästelte. Mit einem scharfen
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