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Der Fluch der Halblinge

Der Fluch der Halblinge

Titel: Der Fluch der Halblinge
Autoren: Prisca Burrows
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Ping zersprang das Glas in tausend Stücke und rieselte glitzernd herab wie Schnee.
    Der Oberste Haushofmeister rannte mit wehendem Gewand hinaus und rief draußen nach den Wachen.
    Gru Einzahn und Blaufrost grinsten sich an, hoben jeder einen Arm und schlugen die Handflächen aneinander. »Jetz’ hatter kapiert, wie’s geht«, schnaufte der Oger gerührt, und aus den Augen des Trolls rieselte feiner Sand.
    »Und noch einmal für alle «, wandte Peredur sich an den Hofstaat. Die Menschen drängten sich zitternd aneinander, die Elben standen scheinbar kühl, wie stets ihre Haltung bewahrend, doch sie waren um mindestens einen Schritt zurückgewichen.
    »Das ist mein Schloss! Ich habe es erbaut, und da ich nie abgesetzt worden bin und es auch nie einen Nachfolger gab, bin ich immer noch der Hochkönig Albalons! Ich allein habe hier die Befehlsgewalt, und kraft meines Amtes erteile ich den Befehl, die Àrdbéana, die sich diesen Titel erschwindelt hat, zu verhaften und abzuführen!«
    Er deutete auf Ragna Dubh Sùil, die reglos vor ihrem Thron stand.
    »Gehorcht seinem Befehl!«, verlangte Alskár mit strenger Stimme. Seine leuchtende magische Aura machte deutlich, dass er alles überwachte und sofort handeln würde, sollte sie einen Trick versuchen.
    Nach kurzem Zögern kamen zwei Elbenwachen dem Befehl nach. Ragna ließ sich widerstandslos ergreifen.
    »Morcant wird euch zeigen, wo sie gefangengehalten werden soll«, fuhr Peredur fort und nickte dem Meersänger zu. »An einem sicheren Ort, wo sie sich nicht einfach davonstehlen kann.«
    »Du begehst einen großen Fehler«, sagte Schwarzauge kalt lächelnd. Ihre Gestalt flackerte leicht. Eine neue Aura baute sich um die zerstörte herum auf. Zu groß war ihre Macht, als dass sie durch einen Bann vernichtet werden könnte.
    »Du wirst vor Gericht stehen«, erwiderte der König streng. »Du schleichst dich nicht einfach aus dem Leben, sondern du wirst allen Völkern Albalons Rede und Antwort stehen für deine tausendjährigen Taten! Diesmal wird der Frieden nicht auf tönernen Füßen aufgebaut, sondern ohne Lügen und Verschleierungen, ohne Vergessen und Unterdrückung. Diesmal machen wir es richtig!«
    »Törichter Narr, nach tausend Jahren hast du nichts dazu gelernt. Begreife doch, dass mein Weg der einzig wahre des dauerhaften Friedens ist! Was du ersehnst, ist unmöglich!«
    »Es kommt auf den Versuch an, Herrin der Zwietracht! Du wirst jedenfalls keinen Anteil mehr daran haben. Ich nehme dir deinen Titel, hier und jetzt, als König von Sìthbaile und als Hochkönig von Albalon, und löse ihn auf, ein für alle Mal.«
    Sie zuckte zusammen; das schien sie beinahe mehr zu treffen als Alskárs Fluch, und ihre flackernde neue Aura wurde immer dunkler. Schwarzer Dunst quoll aus ihren Augen und umhüllte sie mehr und mehr. Zu Schwarzauge wurde sie nun endgültig, jedes Licht in ihrem Blick war erloschen, ihre Züge wurden glatt und kalt wie polierter weißer Marmor.
    »Dann wirst du dein Herz nie zurückerhalten, Verdammter!«, zischte sie. »Du wirst nie erfahren, wo es sich befindet, so lange ich lebe. Und falls ich sterbe, ist es erst recht verloren. Also bedenke deine nächsten Schritte wohl und sieh dich vor!«
    Peredur bedeutete den Wachen mit einer Geste, sie abzuführen. Sie spuckte aus, während sie ging, und ein schwarzer Fleck bildete sich auf dem weißgrünen Marmor, der sich in den Stein fraß. Sie sprach kein Wort mehr – und welche Worte sollten denn auch noch nötig sein?
    »Wir werden sehen«, sagte Peredur Vidalin ruhig.
    Fionn Hellhaar nickte. »Ja, wir werden sehen.«
*
    Pirmin kam mit flatternden Ärmeln zurück; so schnell war der alte Mann wahrscheinlich seit Jahren nicht mehr gelaufen. »Ich habe Euren Befehl ausgeführt, Eure Majestät«, stieß er keuchend hervor. »Und nun verfügt über mich.«
    »Ihr seid Eures Amtes enthoben und habt Zimmerarrest«, verfügte Peredur mit ruhiger Stimme. »Bis zu Eurer Verhandlung, die ich sobald als möglich ansetzen werde. Bis dahin soll es Euch an nichts mangeln.«
    Der ehemalige Oberste Haushofmeister sah ihn überrascht an, offenbar hatte er mit seiner sofortigen Hinrichtung gerechnet. »Wenn … wenn Ihr gestattet«, bat er heiser, »würde ich mich gern selbst dorthin begeben. Zwei Wachen können mir folgen, um sich davon zu überzeugen, dass ich nicht fliehe … und wäre es möglich, dass sie vor meiner Tür stehen bleiben?«
    »Gewährt.«
    Auch Ingbar wurde in Ketten gelegt und abgeführt, er
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