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Der Fluch der grünen Steine

Der Fluch der grünen Steine

Titel: Der Fluch der grünen Steine
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Entscheidungen schnell und präzise zu treffen, diskussionslos und konsequent. Mit Widerreden hatte sich Camargo noch nie aufgehalten.
    Ewald Fachtmann genehmigte sich einen weiteren dreistöckigen Whisky, setzte sich dann auf die von geschnitzten Holzsäulen gestützte Terrasse, blickte trübsinnig in seinen gepflegten Park und kam sich reichlich hilflos vor. Bei Don Alfonso anzurufen, hatte überhaupt keinen Sinn. Weiter als bis zu dem Portier kam er nicht, höchstenfalls bis zu Señorita Teresa. Dann aber war Endstation.
    Nach genau drei Stunden, in denen Fachtmann dreißig seelische Höllen mit Gebirgen voller Selbstvorwürfe durchwanderte, knirschten draußen die Bremsen eines Taxis. Der Hausboy riß die Tür auf. Dr. Mohr sprang lächelnd die drei Treppen zum Eingang hinauf.
    »Nie wieder!« sagte Fachtmann laut und griff zur Whiskyflasche. »Nie wieder hole ich dich irgendwohin! Das überlebt ja keiner!« Er schwenkte die Flasche. »Das ist mein vierter …«
    »Die vierte Flasche?« Dr. Mohr nahm sie Fachtmann aus der Hand, setzte sie direkt an den Mund und trank einen langen Schluck. »Ewald! Die Leber! Das zarte Leberchen!« Er stellte die Flasche auf einen kleinen Tisch. »Junge, du siehst ja ganz verstört aus. Was hast du denn?«
    »Mein Gott, das fragst du noch?« Fachtmann ging voraus zur Terrasse und warf sich in einen der breiten Korbsessel. »Nicht allein, daß in Bogotá bei fast 2.700 Metern über dem Meeresspiegel die Luft sehr dünn ist und das Blut wallt … jede Aufregung bringt den Überdrucktopf zum Platzen. Othello, ich war nahe davor. Drei Stunden bei Don Alfonso. Das hat noch nicht einmal ein Minister geschafft.«
    »Bei einem gründlichen Arzt muß man Zeit mitbringen.«
    »Ich sinke um! Du hast Camargo gesehen?«
    »Nein! Nur gehört. Eine sympathische Baritonstimme.«
    »Die sagen kann: Liquidieren … und dann geht ein Feuerwerk los. Menschenleben bedeuten diesem sympathischen Bariton nicht viel.«
    »Bei unserem Gespräch ging es nicht ums Liquidieren, eher um das Gegenteil.«
    »Othello, werde kein Silbenrätsel!«
    »Don Alfonso will Leben retten.«
    Fachtmann beugte sich vor und schob seine Haare zurück. »Junge, guck mir mal in die Ohren. Ich habe einen Hörfehler.«
    »Wußtest du, daß in den verlassenen Grubengebieten trotz drei Bataillonen Militär und Polizei über 30.000 Guaqueros vegetieren?«
    »Ja …« Fachtmann blickte unschuldig in den blaßblauen Himmel. »Ich wollte dich nur nicht schon vorher erschrecken!«
    »Gauner!«
    »Von den 30.000 sind 29.999 ½ potentielle Mörder …«
    »Wer ist der Halbe?«
    »Einer mit einem Arm und einem Auge …«
    »Camargo will ein Krankenhaus bauen«, sagte Dr. Mohr ernst als Reaktion auf diesen blutigen Witz. Fachtmann starrte ihn entgeistert an.
    »Hast du wirklich mit Don Alfonso gesprochen? Bist du sicher?«
    »Er ist ein kluger Bursche. Seine Rechnung sieht folgendermaßen aus: Wenn die Guaqueros sich durch Fieber, Krankheiten und gegenseitiges Umbringen dauernd dezimieren, werden auch weniger Smaragde gefunden. Das illegale Schürferpotential muß immer wieder aufgestockt werden. Aber weiß man, was für Leute nachkommen? Die bereits da sind, kennt man genau. Also liegt es nahe, im Interesse eines ständig sprudelnden Smaragdflusses in die Tresore von Camargo, die Arbeitskraft der Guaqueros nicht nur zu erhalten, sondern zu fördern, zu steigern, gewissermaßen medizinisch zu unterstützen.«
    »Das hat er dir erzählt?«
    »Und das leuchtet mir ein.«
    »Dr. Peter Mohr, der Albert Schweitzer von Penasblancas.«
    »Genau das hat Don Alfonso auch gesagt. Er will ein Hospital gründen, damit wenigstens die schwersten Fälle an Ort und Stelle behandelt werden können.«
    »Das werden Schußwunden sein. Zerhackte Gliedmaßen. Macheten und Äxte sind sehr beliebte Diskussionshelfer. Nicht zu vergessen Messer! Es gibt da wahre Künstler, die werfen ein Messer selbst auf größte Distanz genau in den Rücken oder ins Herz.«
    »Aber es existieren auch schreckliche Infektionen und Krankheiten. Unfälle mit Quetschungen sowie Reißwunden …«
    » … und Syphilis!«
    »Auch die! Es ist genug zu tun.«
    »Das glaube ich, du heilloser Idiot!« Fachtmann wartete, obgleich er deutsch sprach, bis der Boy gegangen war. Er hatte Kuchen und Tee serviert, dazu erfrischende Säfte und einen großen Korb mit exotischen Früchten.
    »Ein einziger Arzt für 30.000 Menschen!«
    »Wer hat mich mit dramatischen Briefen nach Kolumbien gelockt? Wer
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