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Der Fluch der falschen Frage

Der Fluch der falschen Frage

Titel: Der Fluch der falschen Frage
Autoren: Lemony Snicket
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Theodora. » Wie hast du sie dazu gebracht, sie dir zu zeigen?«
    » Ich habe sie gefragt.«
    » Dann hat sie Lunte gerochen«, sagte Theodora streng. » Wir müssen schnell handeln, wenn wir sie zurückstehlen wollen.«
    » Woher wissen wir überhaupt, dass sie gestohlen ist?«, fragte ich.
    » Stell dich nicht dümmer, als du bist, Snicket. Mrs Sallis hat uns gesagt, dass sie ihr vom Kaminsims heruntergestohlen wurde.«
    » Moxie sagt, die Statue gehört ihrer Familie. Die Bestie war das Maskottchen des Schwarzen Leuchtturms .«
    » Schwarz war er ja nun nicht. Er braucht nur einen neuen Anstrich.«
    » Wir müssen weiter ermitteln«, sagte ich.
    » Nichts da«, sagte Theodora entschieden. » Wir werden doch nicht eine vornehme Dame der Lüge bezichtigen und stattdessen einem kleinen Mädchen glauben. Mit so einem albernen Namen noch dazu.«
    » Apropos«, sagte ich. » Wofür steht das S ?«
    » Schwachmat«, sagte sie kopfschüttelnd und brachte den Roadster erneut zum Stehen. Wir hielten vor einem Gebäude mit eingesunkenem Dach und einer Veranda, auf der sich angeschlagene Tontöpfe mit sterbenden Topfpflanzen drängten. Auf einem bemalten Holzschild, das in frisch bemaltem Zustand, also vor mehreren hundert Jahren, vielleicht etwas hergemacht hatte, prangte ein Schriftzug: Zum weissen Torso. » Das ist unser Hauptquartier.« Theodora nahm die Kappe ab und schüttelte ihr Haar. » Es ist unsere Schlafstätte und unsere Dienststelle und unsere Schaltzentrale und unser Kommandoposten. Hier steigen wir ab. Bring die Koffer rein, Snicket.«
    Sie federte die Stufen hoch, und ich kletterte aus dem Roadster und nahm die triste Straße in Augenschein. Hinten an der nächsten Straßenecke harrte noch jemand aus, ein verlassen wirkendes Restaurant, das sich Schmeck’s nannte, und nach der anderen Seite endete die Straße vor einem hohen Steinbau, dessen Eingang von zwei gemeißelten grauen Säulen flankiert wurde. Kein Mensch war unterwegs, und das einzige andere Auto in Sicht war ein zerbeultes gelbes Taxi, das vor dem Restaurant wartete. Ich war wieder hungrig oder vielleicht immer noch. Zumindest hatte ich ein Gefühl der Leere in mir, aber je länger ich dastand, desto unsicherer wurde ich mir, ob es der Magen war. Also bückte ich mich und hob zwei Koffer von der Rückbank– den, der laut Theodora meiner war, und einen zweiten größeren, der eindeutig ihr gehörte. Es war anstrengend, sie die Treppe hinaufzuwuchten, und als ich in die Hotelhalle kam, setzte ich sie kurz ab, um zu verschnaufen.
    Die Halle roch eigenwillig, so als wäre sie voller Leute, dabei war sie in jeder Hinsicht fast leer. Ein kleines Sofa gab es mit einem noch kleineren Tischchen daneben, und von meinem Platz aus ließ sich schwer sagen, welches der beiden schäbiger aussah. Im Zweifel war es ein Unentschieden. Auf dem Tisch stand eine Holzschale mit Erdnüssen, die entweder versalzen oder verstaubt waren. In einer Ecke sprach ein sehr großer Mann ohne Hut in ein Münztelefon, das ich einen Moment lang sehnsüchtig beäugte in der Hoffnung, er würde auflegen und mich ranlassen. Hinten an der Wand war die Rezeption, wo Theodora mit einem dünnen Mann sprach, der sich immerfort die Hände rieb, und in der Mitte der Halle stand die hohe Gipsstatue einer Frau ohne Kleider und ohne Arme.
    » Da geht’s mir ja noch gut«, sagte ich zu ihr.
    » Nicht rumtrödeln, Snicket!«, rief Theodora, und ich schleifte unsere Koffer zur Rezeption. Der dünne Mann reichte Theodora zwei Schlüssel, von denen sie einen an mich weitergab.
    » Willkommen im Weißen Torso«, sagte der Mann mit einer Stimme, die genauso dünn wie er selbst war. Seine Art erinnerte mich an ein Wort, das ich einmal gelernt und dann vergessen hatte. Es lag mir auf der Zunge, zusammen mit einem allerletzten Kekskrümel. » Ich bin Prosper Weiss, Besitzer und Geschäftsführer dieses Etablissements. Bitte sagen Sie Prosper zu mir, und wann immer Sie ein Problem haben, zögern Sie nicht, mich anzurufen. Das Telefon hängt gleich da drüben.«
    » Danke«, sagte ich, auch wenn es mir sinnvoller schien, einfach zur Rezeption zu gehen, als zu warten, bis das Telefon frei wurde.
    » Ihrem Wunsch gemäß«, fuhr Prosper fort, » habe ich für Sie beide unser preiswertestes Zimmer reserviert, die Fernostsuite, die sich im ersten Stock befindet. Leider ist der Lift heute außer Betrieb, Sie müssen also die Treppe nehmen. Darf ich fragen, wie lange Sie zu bleiben wünschen?«
    »
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