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Der Fluch der falschen Frage

Der Fluch der falschen Frage

Titel: Der Fluch der falschen Frage
Autoren: Lemony Snicket
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S von Schwarz. Der Legende nach hat Lady Mallahan vor Jahrhunderten die Bestie auf einer ihrer Entdeckerreisen getötet. Deshalb hat meine Familie auch jede Menge Bo rd unbestien-Souvenirs, aber niemand hat sich je dafür interessiert außer…«
    » Snicket!«, kam Theodoras Stimme vom Fuß der Treppe. » Wir gehen!«
    » Gleich!«, rief ich zurück.
    » Jetzt in dieser Sekunde, Snicket!«, rief Theodora, aber ich folgte nicht jetzt in dieser Sekunde. Ich blieb und sah Moxie zu, wie sie das Laken von einem weiteren Haufen Zeug wegzog, das keiner brauchte. Das Seepferdgesicht der Bordunbestie wurde um nichts weniger abstoßend, je öfter ich es sah. Drei Plüsch-Bordunbestien gab es, falls jemand einem Baby einen Schreck fürs Leben einjagen wollte, und einen Satz Spielkarten mit dem Bild der Bordunbestie auf der Rückseite. Es gab Bordunbestien-Kaffeebecher und Bordunbestien-Müslischalen, dazu Bordunbestien-Sets samt passenden Servietten. Aber inmitten all dieser bestialischen Gerätschaften, zwischen dem Bordunbestien-Aschenbecher und den Bordunbestien-Kerzenhaltern, stand ein Objekt von tiefem, glänzendem Schwarz. Laut Moxie war es oller Plunder, laut Mrs Murphy Sallis war es alles andere als das. Es war etwa so hoch wie eine Milchflasche, und sein Schätzwert belief sich auf eine mehr als astronomische Summe. Es war die Bordunbestie, die Statue, nach der wir suchten, s o staubig und vergessen w ie alles andere in diesem Raum.
    » Snicket!«, rief Theodora wieder, aber ich antwortete ihr nicht. Stattdessen redete ich mit der Statue. » Hallo«, sagte ich. » Was machst du denn hier?«
    Moxie sah mich an und lächelte. » Damit ist dein Rätsel wohl gelöst, oder, Snicket?«, fragte sie, aber auch das hätte sie besser nicht gesagt.

Viertes Kapitel
    » Während du mit diesem plattfüßigen Mädel herumpoussiert hast«, sagte Theodora zu mir, als sie den Motor anließ und ihre Kappe aufsetzte, » ist es mir gelungen, das Rätsel zu lösen. Ich habe allen Grund zu der Annahme, dass sich die Bordunbestie in nämlichem Leuchtturm befindet.«
    » Das tut sie«, sagte ich.
    » Dann sind wir uns ja einig«, sagte Theodora. » Ich habe mich sehr intensiv mit Mr Mallahan unterhalten. Er hat mir erzählt, dass er in der Zeitungsbranche war, aber in letzter Zeit eine ziemliche Pechsträhne hatte. Ha !«
    Meine Mentorin sah mich an, als erwartete sie ein mindestens ebenso schallendes Ha! zur Antwort, aber ich brachte nur ein leises » Ach« zuwege. Ich nahm mir vor, das Ha! später nachzuliefern. Wir fuhren am Herrenhaus vorbei in Richtung Stadtzentrum. Moxie hatte recht. Schwarz-aus-dem-Meer war wie ausgestorben. Früher einmal musste es eine ganz normale Stadt gewesen sein, mit Geschäften voller Waren und Restaurants voller Essen und Bürgern, die einkaufen oder essen gingen. Aber jetzt war der ganze Ort am Zerfallen. Viele Fenster waren eingeschlagen oder mit Brettern vernagelt, und die Bürgersteige waren ungepflegt, mit großen Rissen im Asphalt und leeren Flaschen und Dosen, die der Wind gelangweilt vor sich hertrieb. Ganze Straßenzüge schienen vollständig verlassen: kein Auto außer unserem, nicht ein Fußgänger weit und breit. Ein Stück entfernt ragte ein Turm über dem Rest der Stadt auf, der wie ein Griffel geformt war, so als sollte Schwarz-aus-dem-Meer von der Landkarte gestrichen werden. Es gefiel mir alles ganz und gar nicht. Es sah aus, als könnte jeder kommen und tun, was immer ihm einfiel, ohne dass irgendjemand ihn daran gehindert hätte. Der Klausterwald wirkte fast freundlich dagegen.
    » Keine Arbeit, keine Frau, das kann einen Mann schon zu einer Verzweiflungstat treiben«, hörte ich Theodora sagen. » Wie zum Beispiel dazu, einem Feind eine kostbare Statue zu entwenden. Als ich von ihm wissen wollte, ob es in seinem Haus etwas von mehr als astronomischem Wert gäbe, hat er nur komisch geschaut und etwas von seiner einzigen Tochter gemurmelt. Ich gehe davon aus, dass er die Statue irgendwo versteckt hat.«
    » Sie ist oben«, sagte ich, » auf einem Tisch mit einem Laken darüber.«
    » Was?« Theodora hielt an einer roten Ampel. Ich hatte nicht ein einziges anderes Auto auf der Straße gesehen. Es gab nur die Ampeln, die niemandem außer uns vorschrieben, wann wir zu halten und wieder anzufahren hatten. » Wie hast du sie gefunden?«
    » Seine Tochter hat sie mir gezeigt«, sagte ich. » Sie hat übrigens keine Plattfüße. Sie trägt nur schwere Schuhe.«
    » Immer mit der Ruhe«, sagte
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