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Der Fluch der Druidin

Der Fluch der Druidin

Titel: Der Fluch der Druidin
Autoren: Birgit Jaeckel
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obwohl sie alleine waren. »Es war nicht … Ich meine, es ging nicht sonderlich weit.« Eine leichte Röte kratzte an ihrem Halsansatz. »Wahrscheinlich war der Richtige einfach noch nicht dabei. – Hoffe ich zumindest.«
    »Was sagt deine Mutter?«
    Sumelis’ Röte wich einem breiten Grinsen. »Mutter meint immer: Wer einen schlechten Geschmack hat, braucht nicht zu jammern.«
    »Das sagt sie?«
    »Ja. Sie und Vater beweisen sich im Übrigen ihren schlechten Geschmack noch immer alle paar Nächte. Das Haus ist klein …«
    Die beiden jungen Frauen kicherten. Samis stand auf. Die Stube der Näherin war so niedrig, dass ihre hochgesteckte Frisur die Holzdecke entlangstrich. Sumelis, die eine Handlänge größer war als ihre Tante und damit sehr groß gewachsen für eine Frau, musste den Kopf einziehen.
    »Lass uns gehen!«, schlug Samis vor. »Wir kommen wieder, wenn alles zur Anprobe bereit ist. Dann werde ich dir zeigen, welches Kleid ich für dich habe anfertigen lassen!«
    »Bitte sag mir, dass es keine goldenen Blumen hat!«
    Samis stieß ihren Ellenbogen sacht in Sumelis’ Rippen. »Es wird dir gefallen. Vertrau mir!«
    »Das tue ich doch.« Sumelis trat nach draußen. Sie wartete, aber als ihre Tante ihr nicht folgte, steckte sie noch einmal den Kopf durch die Tür. »Was ist?«
    Samis stand da, die Hände in den Schleier gekrampft und mit einem fast flehentlichen Ausdruck in den blauen Augen. »Sag mir, wie seine Seele aussieht!«, bat sie leise. »Ist sie schön?«
    Lächelnd löste Sumelis Samis’ Finger von dem Schleier, bevor sie den zarten Stoff zerreißen konnten. Sie legte ihre Hand über die ihrer Tante und drückte sie.
    »Litus’ Seele und deine leuchten in denselben Farben. Wie Kornblumen. In ihr ist nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest.«
     
    Natürlich schien die Sonne, als Caran Samis’ Hand in Litus’ größere gab und dann das weiße Hochzeitstuch über ihre ineinander verschlungenen Finger legte. Natürlich war es ein unangebracht warmer Tag für die Jahreszeit, und natürlich lief alles genau so, wie es geplant war, sogar die Übergabe des Brautpreises, bei dem Caran drei nachtschwarze Hengste vom Heiligtum bis zu seinem Hof galoppieren ließ, reich geschmückt mit in der Sonne blinkenden Bronzescheiben und silberverziertem Zaumzeug, ein Tribut an Epona, Schutzgöttin der Pferde und dieser Stadt. Keine Stimme wankte, die einen Segen oder ein Gelöbnis sprach, kein Ton war falsch, als ein Barde vom Geben und Nehmen in einer Ehe sang. Kein Hundebellen, kein Windstoß, falsch plaziertes Lachen oder Kindergeschrei vermischte sich mit dem Schall einer einzelnen Carnyx, die vom höchsten Wachturm die Stadt mit ihrem bläsernen Triumph durchdrang, ein dem Krieg entrissener Rausch. Selbst das Opfer, ein prachtvoller Hirsch, der seine wilde Unbezähmtheit jäh vergaß, starb, ohne sich zu widersetzen, ohne Zuckungen, ein Sterben, dessen Eleganz selbst die Geweihten verblüffte. Aber wie hätte es auch anders sein können, da Samis heiratete und die Druiden das Datum bestimmt hatten? Acht Tage vor der Aussaat der Gerste. Sie hatten die Sterne nach dem richtigen Zeitpunkt der Eheschließung befragt, wofür Caran mit einem prächtigen Widder und dem Versprechen, dem Heiligtum seinen hofeigenen Schmied für einen ganzen Monat zu überlassen, bezahlte. Er hatte in seiner Weisheit einzig bei Sumelis über die Gier der Druiden gemurrt, denn er wollte weder seine Tochter noch seine Frau aufregen, die niemals zulassen würden, dass irgendetwas einen Schatten auf diesen Tag warf. Und sogar Caran musste zugeben, dass die Seher sich nicht geirrt hatten. Es war ein Tag, der alles Glück versprach, das ein Vater sich für seine einzige Tochter wünschen konnte.
    »Samis ist nicht deine einzige Tochter«, hatte Sumelis widersprochen, als sie beide am Abend vor den Feierlichkeiten in der großen Halle nach draußen flüchteten, in den von Fackeln und ersten jungen Blüten verwandelten Hof. Die Frauen der Familie hatten während drei aufeinanderfolgender Nächte den Platz vor dem Haupthaus mit Besen aus Haselruten von jeglichem Unrat gereinigt, ein Ritual, das Glück bringen und alles Böse abwehren sollte.
    Caran hatte bloß gegrinst. »In diesem Sinne schon. Ich kann mich nicht erinnern, dass deine Mutter mich jemals gefragt hätte, ob ich die Verbindung mit Atharic billige. Oder mit einem anderen Mann.«
    »Gab es denn andere?«
    »Nein.« Ein kurzes Zögern in Carans Stimme, der einen
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