Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der fliegende Holländer

Der fliegende Holländer

Titel: Der fliegende Holländer
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
Vom Netzwerk:
geschworen,
Die liebe Heimat wiedersehn.
Der wackre Freund, der alte treue!
Das blonde Weib, so hold und schön! –
Den Teufel auch! nur keine Reue!
Sie ist der Unthat schärfste Pön.
Die Faust kracht auf den Tisch er nieder
Mit einem Schlage, wuchtig schwer,
Dann ans Kajütenfenster wieder
Tritt er und lugt hinaus aufs Meer.
Er sieht, so weit die Blicke reichen,
Kein Schiff, wellauf wellab geschwenkt,
Er sieht nur, wie des Windes Streichen,
Die blauen Wogen hebt und senkt.
Und weiter nichts. Einsam, verlassen,
Hat er, allein auf sich gestellt,
Nichts mehr zu lieben, nichts zu hassen,
Nicht Weib, nicht Freund mehr auf der Welt.
Ihn schaudert, und er fühlt ein Beben,
Wie er so steht im engen Raum;
Wie lang noch? und dies arme Leben
Verliert sich wie des Brechers Schaum.
»Den Tropfen, der im Grenzenlosen
Der Meeresfluthen hier versinkt,
Hebt anderswo des Sturmes Tosen,
Daß er noch einmal gleißt und blinkt
Im Sonnenlicht, im Schein der Blitze,
Im Mondenglanz, und käm' er auch
Zur Klarheit auf der Wellenspitze
Nur flüchtig wie des Windes Hauch.
Wo aber bleibt des Geistes Weben,
Wo bleibt der Wille, wo die Kraft
Und alles, was mit heißem Streben
Hier innen wohnt und wirkt und schafft?
Taucht das auch in den Ozeanen
Des Weltenalls noch einmal auf,
Durchschreitend vorbestimmte Bahnen,
Unwandelbar wie Sternenlauf?
Dem Tod verfalln, aus Staub geboren
Und dennoch zur Unsterblichkeit
Verdammt, daß niemals geht verloren,
Was sich bewegt in Raum und Zeit?
Nicht ausgelöscht, verweht, vergessen
Wird dieses Dasein? steht gebucht?
Wird That gewogen, Schuld gemessen?
Und was verflucht ist, bleibt's verflucht?
Ach! fort mit euch, ihr bangen Fragen,
Auf die mir Niemand Antwort giebt!
Das Schwerste ist: das Leben tragen,
Ob man's verachtet oder liebt.
Nur Eines wüßt' ich gern hienieden:
Was ist das Schicksal, das mich drängt?
Kann ich's mit eigner Kraft mir schmieden?
Ward's herrisch über mich verhängt
Je nach dem Stand der Sterne droben,
Als ich in dieses Dasein trat?
Wird drum gewürfelt? wird's gewoben
In unbekannter Mächte Rath?
Werd' ich gezwungen, so zu handeln,
Wie ich gethan, was hülf' es dann,
Bemüht' ich mich, mein Herz zu wandeln?
Mein Wahlspruch ist: Selbst ist der Mann!
Versinken werd' ich in den Wellen
Einmal nach hoffnungslosem Streit,
Elend im sprüh'nden Gischt zerschellen
Am Felsen der Nothwendigkeit.
Doch so lang will ich muthig kämpfen
Mit allem, was mir widersteht,
Nicht Wunsch, nicht Willen in mir dämpfen,
Bis Einer kommt und »Beigedreht!«
Von weitem ruft mit einer Stimme,
Die Sturm und Donner überschallt;
Kommt dieser Segler an der Kimme
Mir einst in Sicht, – dann heiß' es: »Halt!«
    Er blieb noch lang in tiefem Sinnen,
Im Banne der Erinnerung
Und ließ an sich vorüberrinnen
Vergang'ner Zeiten Spiegelung.
Traumbilder stiegen auf und flossen
Und führten dahin ihn zurück,
Wo er auch einmal das genossen,
Was Andern Segen heißt und Glück.
Am Lande war es, in vier Wänden,
Die ihn umfingen als sein Heim,
Wo ihm von Ingborgs reinen Händen
Ward eingepflanzt der Bess'rung Keim.
Sie liebt' ihn nicht, doch ihr zu Liebe
Pflegt' er in sich den guten Kern
Und machte, zähmend wilde Triebe,
Sich selbst zu seiner Laster Herrn.
Nur Ingeborg war es gewesen,
Die es vermocht hatt' über ihn,
Daß er geläutert und genesen
Von seinem wüsten Treiben schien.
Und jetzt? – mit Schuld war er beladen,
An seinen Händen klebte Blut,
Und käm' er noch einmal zu Gnaden, –
Nur unter eines Engels Hut
Wär's möglich; die nur könnt' ihn retten
Von der abschüssig finstern Bahn,
Befrei'n aus der Verdammniß Ketten,
Die es doch einmal schon gethan.
Wie, wenn er schnell das Ruder drehte,
Zu ihr, zu ihr, sie reuevoll,
Demüthig um Verzeihung flehte,
Sie mit sich nähm', und aller Groll
Hinschwände dann an ihrer Seite?
Ein neues Leben bräch' ihm an!
Ihm ist's, als dringe durch die Weite
Zu ihm der Ruf: »Was säumst du, Mann?
Noch fest an seiner Ankerboje
Liegt Truelsens Schiff; komm ihm zuvor!
Kehr' um nach Norden!« – aus der Koje
Will er zum Decke schon empor,
Da fällt's ihm ein: »dein Wort gegeben
Hast du dem Andern, Hand und Schwur!
Drei Jahr! was sind drei Jahr im Leben?
Sie schwinden wie des Schiffes Spur
Auf seinen öden Wasserwegen;
Harr' aus in Hoffnung und Geduld!
Dann bringt er dir dein Weib entgegen,
Und tilgen wird sie deine Schuld.
Sie dankt es dir, daß du dem Einen
Sie ließest, den sie stets geliebt,
Wird für dich beten, flehn und weinen,
Daß der dort oben dir vergiebt.«
    Er stieg an
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher