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Der fliegende Holländer

Der fliegende Holländer

Titel: Der fliegende Holländer
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Deck; des Schiffes Planken,
Sie waren Heimat ihm und Haus,
Und dort, im Wiegen und im Schwanken,
Blickt' er aufs blaue Meer hinaus.
Kein Segel weit und breit zu sehen, –
»Ach, Früd! Früd, führest Du mit mir!
An Deinen Bord dann wollt' ich gehen,
Mich schelten lassen auch von Dir.
Ha! dort! was treibt dort auf den Wogen?
Früd Buncken ist es, steif und hart
Kommt im Kielwasser er gezogen,
Und sein gebrochnes Auge starrt
Mich gläsern an, als ob er schwämme,
Mich zu verfolgen durch die Fluth
Mit seinem Fluch, die Wellenkämme
Sind alle roth von seinem Blut.
Und was sie rauschen, was sie klagen,
Es donnert Mord und immer Mord!
Und wie mit Todtenhänden schlagen
Laut klatschend sie an Bug und Bord.«
Die See, die innig ihm vertraute,
Sie selbst erhob sich gegen ihn,
Daß mit Gesichten, die er schaute,
Sie jetzt ihn zwang, vor ihr zu fliehn.
Der Furie Faustgriff am Genicke,
Eiskalten Schauder im Gebein,
Mord auf der Seele, Blut im Blicke,
Eilt' er hinab und schloß sich ein.
    »Hast ihn gesehn?« sprach Sym, »er blickte
Verwirrt und scheu, als wär' ihm schlimm,
Vom Deck hinaus.« Tam Töggen nickte:
»Das kommt vom Freitagsegeln, Sym!«

IV.
Das Wiedersehen.

    Die Heimfahrt Edzard Truelsens ging
Glücklich von Statten; aus Backbord fing
Der Wind sich in den Segeln und bauschte
Sie zwischen den Raaen, mächtig rauschte
Der Kiel dahin mit einer Schnelle,
Als ob nicht Wind allein und Welle
Das Barkschiff Edzards schöb' und triebe, –
Als ob die Sehnsucht und die Liebe
Die Masten versehen hätten mit Schwingen,
Ihn hin zu Ingeborg zu bringen.
Zu Amsterdam im Oosterdock
Lag festgemacht das Schiff am Baume,
Der Hanger an der Großraanock
Hob Last auf Last aus seinem Raume.
Wie anders war dies Hafenbild
Als jenes, das im blanken Schild
Der Allerheiligenbai sich spiegelt!
Die Wasserfläche glatt und grau,
Dunstig die Luft, des Himmels Blau
Von finstern Wolken dicht verriegelt.
Ein nordischer Novembertag,
Das Heer der Masten wie Wald im Winter,
Verschleiert halb im Nebel lag
Das Flachland mit der Stadt dahinter.
Kein grüner Hügel, kein Blüthenschmuck,
Kein Sonnenstrahl; ein dumpfer Druck
War über allem ausgebreitet
Und nirgendwo der Blick geweitet.
Die Fracht zu löschen hatt' ein Wort
Edzards dem Bootsmann überlassen,
Er selber streifte fort und fort
Nun durch die volkbelebten Gassen
Der großen Stadt mit Spähersinn
Bald neben trüben Grachten hin
Mit ihren Brücken ohne Zahl,
Bald zwischen Giebeln, steinern kahl.
Er fragte höflich Alt und Jung
In Hoffnung, daß es sich verlohnte,
Ob ihnen in Erinnerung,
Wo hier Mevrouw van Straten wohnte.
Und endlich fand er seinen Mann;
Ein Seemann war's, das konnt' er spüren
An Gang und Tracht; der Alte sann
Und sprach: »Ich will Euch zu ihr führen.
Denn, Herr, ich kenne, die Ihr sucht,
Und sie kennt mich seit manchem Jahren,
Ich bin mit dem, der besser flucht,
Als betet, lange Zeit gefahren.«
Sie gingen fürbaß nun selband;
Edzard begann das Herz zu schlagen;
Wie sollt' er, wenn er vor ihr stand,
Das, was geschehen war, ihr sagen?
»Hier ist es, Herr!« Ein Backsteinhaus
Mit einem hohen, spitzen Dache,
Da war's, da ging sie ein und aus,
Da wohnte still sie im Gemache.
»Hört, Mann – doch wie seid Ihr genannt?«
Sprach Edzard. »Freek, Herr, Euch zu dienen!«
Edzard betrachtet' ihn gespannt,
Als läs' er in des Alten Mienen,
Und sprach: »Ihr habt mich herbugsirt;
Freek, wollt Ihr Euch dazu bequemen,
So geht hinauf und visitirt,
Ob sie bereit, mich anzunehmen.«
»Der Name, Herr?« – »Deß braucht es nicht,
Sagt nur, ein Freund aus alten Zeiten
Wär' endlich wieder mal in Sicht,
Um ihre Schwelle zu beschreiten.«
Der Alte ging hinein ins Haus,
Edzard stand wartend wie auf Kohlen;
Der Alte wieder kam heraus:
»Klar Schiff! ich hab' Euch ihr empfohlen.
Halt, Herr! die Frau ist tugendhaft!
Ich bin ein altes Wrack geworden,
Doch hab' ich immer noch die Kraft
Und auch den Willen, den zu morden,
Der ihr zu nahe tritt, und hier
Treu wie ein Hund halt' ich die Wache,
Ein Ruf, ein leiser Wink von ihr,
Und oben bin ich auch zur Rache!«
Edzard ergriff des Alten Hand
Und drückte sie ihm fest und bieder:
»Ich dank' Euch! und daß ich Euch fand,
Ein Glück war's; – Freek, wir sehn uns wieder!«
Er klopfte leis an Ingborgs Thür,
Viel lauter klopft' es ihm hier innen,
Die Thür ging auf, sie trat herfür, –
Starr stand sie mit verwirrten Sinnen.
Er öffnete die Arme weit, –
»Ingborg!!« mehr wußt' er nicht zu sagen,
Sie sank hinein wie todbereit,
Er mußte halten sie
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