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Der fliegende Holländer

Der fliegende Holländer

Titel: Der fliegende Holländer
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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zahlte,
Mit keiner Wimper zuckt' er mehr.
Fortuna war bei flottem Satze
Bald ihm und bald den Spielern hold,
Doch häufte sich vor seinem Platze
Mehr als vor Andern Gold auf Gold.
Nacht ward es, und die Stunden flogen,
Und rascher wechselte das Glück,
Und die von ihm Genarrten zogen
Sich reuig, mißgestimmt zurück.
Doch ob's auch leerer ward und leerer,
Van Straten wich und wankte nicht,
Er hielt die Bank, des Schatzes Mehrer,
Mit einem steinernen Gesicht.
Und endlich, ganz zuletzt, da saßen
Am Pharotische nur noch drei,
Von denen zwei schon längst vergaßen,
Ob's Tag, ob's Nacht, ob's Morgen sei.
Nur Edzard spielte mit van Straten
Noch immer fort, und Buncken ließ
Zuschauend sie im Golde waten,
Doch jetzo drehte sich der Spieß.
Edzard gewann und setzte dreister,
Van Straten lächelte voll Hohn,
Doch Edzard blieb von nun an Meister,
Und jener sah Gewinn und Lohn
Wie Flugsand rinnen und verschwinden;
Das er zu bannen stets gewußt,
Das Glück ließ sich nicht länger binden,
Und bald auch war er im Verlust.
Die Ruh verlor er, ihm erbebte
Die allezeit so sichre Hand,
Und auch in Edzard stieg und strebte
Das Blut zu Kopf wie Fluth am Strand.
Der Ein' erhitzte sich am Andern
In leidenschaftdurchtobtem Sinn
Bei der Dublonen Rolln und Wandern
Vom Einen fort zum Andern hin.
Abzug auf Abzug that van Straten,
Und jetzt – mit einem wilden Fluch –
Schob er den letzten der Dukaten
Edzard hinüber, riß ein Buch
Mit dem Entschluß aus seiner Tasche,
Der ihm im Augenblick gereift,
Und – »halt! noch nicht!« mit Blitzesrasche
Hatt' er den Trauring abgestreift.
»Erst diesen Ring hier! zwei Pistolen
Ist er für Euch am Ende werth,
Könnt ihn Euch nicht bequemer holen,
Habt ihn ja selber einst begehrt!«
So spottet' er; Edzard erfaßte
Darüber namenlose Wuth,
Daß er im Angesicht erblaßte
Vor dieses Menschen Frevelmuth.
Doch sieh! der Ring auch ging die Wege
Dem Gold nach, wie die Karte schlug,
Der innerhalb in Schriftgepräge
Ingborgs geliebten Namen trug.
Wie Edzards Brust sich hob und dehnte,
Als er das Kleinod an sich nahm,
Vor Schmerz, daß er das heiß ersehnte
Als schnöden Spielgewinn bekam!
Und jetzt aus seinem Buche setzte
Van Straten schnell ein leeres Blatt,
Schrieb drauf, hielt's hoch und rief: »Das Letzte!
Jetzt um das Weib, an Goldes Statt!
Drei Jahre sollt Ihr es besitzen,
Gewinnt Ihr! hier mein Testament!
Von den Dublonen, die da blitzen,
Die Hälfte für dies Dokument!«
Sprachlos, als hätt' er nicht verstanden,
Starrt' Edzard den an, der verspielt,
Der aus dem Schiffbruch noch zu landen
Ihm das Papier entgegenhielt.
Früd aber warf sich zwischen beide
Die Arme breitend übern Tisch:
»Denkt ihr, daß ich den Wahnwitz leide?
Her mit dem gottverfluchten Wisch!«
Van Straten fuhr zum Dolch und drohte:
»Wem's Leben lieb ist, Früd, der schweigt!
Es bleibt bei meinem Angebote
Im Ernste, den ich euch gezeigt.«
Er stand und sah auf Edzard nieder:
»Drei Jahr geb' ich Dir Ingborg preis,
Auf hoher See nehm' ich sie wieder,
Am Cap der guten Hoffnung sei's!
Ich schwöre, daß ich dort sein werde,
Du schwörst, daß Du das Weib mir bringst,
Schwörst mir bei Himmel, Höll' und Erde,
Und wenn Du dran zu Grunde gingst!«
Edzard sprang auf; er glüht' und bebte,
Als wenn's wie Feuer ihn durchrönn',
Was ihm vor Sinn und Seele schwebte:
Wenn er jetzt Ingeborg gewönn'!
Die Hände schlugen sie zusammen
Mit Blicken, die kein Wort beschreibt,
Ein Hassen war's und ein Verdammen,
Wie Klinge sich an Klinge reibt.
»Nun ohne Wanken, ohne Wählen
Vorwärts! getheilt den Haufen jetzt!
Ach was! wozu noch lange zählen?
Ein Strich grad durch und dann gesetzt!«
Und es geschah; da lag der Bettel,
Sie wußten nicht einmal wieviel,
Daneben der geschriebne Zettel,
Ein Weib, – ein Weib stand auf dem Spiel.
Und Edzard wischte sich die Tropfen,
Die kalten Tropfen von der Stirn,
Er fühlte seines Herzens Klopfen,
Im Kreise schwang sich ihm das Hirn.
Und Früd, der kaum zu athmen wagte,
Saß da gleich einem Bild von Stein,
Nur daß er an der Lippe nagte,
Den Freund anstierend und den Schein.
Jetzt aber ging ein merklich Zittern
Auch durch van Straten ohne Hehl,
In seiner Brust schien's zu gewittern;
Er zog, – die Karte schlug ihm fehl.
»Der Satan mag es Dir gesegnen,
Was Du an ihr zu finden meinst!
Da! nimm sie hin bis aufs Begegnen
Am Cap der guten Hoffnung einst!«
So schrie er auf in seinem Grimme
Aufs falsche, trügerische Glück
Mit heisrer, wuthgebrochner Stimme
Und sank auf seinen Stuhl zurück.
Bei aller Pulse Flirrn
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