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Der Fetisch-Mörder

Titel: Der Fetisch-Mörder
Autoren: Moss Tara
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rechte Fuß sein, weil es so recht ist …« Er streifte den Schuh ab und warf ihn auf den Holzboden.
    Makedde schloss die Augen, spürte, wie sich das Skalpell in ihr Fleisch senkte; der glühende Schmerz war unerträglich, als es erbarmungslos zuschnitt. Sie schrie. Der Schrei verschmolz mit allem um sie herum zu einem gewaltigen, ohrenbetäubenden Lärm. Farben tanzten vor ihren Augen, rot, grün, alles wirbelte durcheinander. Es tat so weh, sie fiel …
    Ein lauter Knall. Er hatte sie erschossen. Er hatte aufgehört, sie zu schneiden und sie erschossen. Sie öffnete die Augen. Tränen rannen über ihr Gesicht, alles war verschwommen. Irgendetwas stimmte nicht. Sie lebte noch. Noch ein Knall. Was war das? Irgendetwas auf ihr – etwas Schweres. Jemand … er. Der Mann. Er lag auf ihr. Und in der Luft etwas Rotes, Schwebendes – jetzt fällt es runter. Blut? Überall Blut.
    Sein Gesicht war ganz nah an ihrem, die Zunge ragte heraus, seine entsetzten Augen starrten sie an. Sein zuckender Körper drohte sie zu zerquetschen … ein schwerer, zuckender Sack aus Blut und Fleisch, der über ihr lag.
    Worte … Worte drangen an ihre Ohren. »Es ist vorbei, Makedde.« Ihr Name – diesmal wieder süß, ohne vergifteten Beigeschmack. »Es wird alles gut. Ich bin bei dir, Makedde, ich bin da. Ganz ruhig. Alles ist gut. Versuch nicht zu sprechen. Du bist in Sicherheit.«
    Andy. Es war Andys Stimme.
    Die schwere Last wurde von ihr gehoben, die zuckende Fleischmasse weggeschafft. Die Augen starrten sie nicht länger an.
    Sie fühlte sich auf einmal ganz leicht. Dann konnte sie die Füße plötzlich wieder bewegen, die Fesseln waren durchschnitten. Als Nächstes waren auch ihre Hände frei.
    Behutsam, ganz behutsam senkte sich etwas auf sie herab, Stoff, eine Decke, mit der sie zugedeckt wurde. Sie drehte sich auf die Seite und zog die Decke eng um sich. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, sie schluchzte vor Freude und Erleichterung, zog Arme und Beine zu sich heran und umklammerte ihren Körper, umarmte ihren Schmerz.
    So fest zusammengerollt, trugen sie sie zum Krankenwagen.

68
    Andy Flynn schritt den Flur hinunter, sein Partner folgte ihm dichtauf.
    »Nach allem was passiert ist, will sie immer noch nicht glauben, dass ihr Sohn der Mörder war«, sagte Jimmy und schüttelte den Kopf.
    Andy schwieg. Allmählich nahm das Ganze Gestalt an. Niemand wurde über Nacht zum Serienmörder. Er musste versuchen, den Stiletto-Mörder zu verstehen. Er dachte darüber nach, wie höflich und unaufdringlich Ed im Leichenschauhaus seinen Job verrichtet hatte.
    »Hallo … Erde an Flynn, können Sie mich hören?«
    »Ja, Jimmy. Ich hab’s gehört. Die Frau ist ein hoffnungsloser Fall. Sie wird die Wahrheit nie akzeptieren. Eileen Brown war Prostituierte, Jimmy. Aufgedonnert in Stilettos und Miniröcken, jeden Abend andere Männer, und ihr kleiner Sohn musste alles mit ansehen. Wahrscheinlich hat sie sich regelmäßig mit Drogen vollgepumpt und ihr Kind dafür verflucht, dass es geboren wurde. Und da ist der kleine Ed durchgedreht.«
    »Gelinde gesagt …«
    »Die drei klassischen Symptome bei Mördern – du hattest Recht. Das Haus wurde abgefackelt, als Ed zehn war. Er war es, Jimmy. Er hat versucht, sie umzubringen, als er gerade mal zehn war.«
    »Ja. Aber er hat sie nicht umgebracht. Er hat sie zum Krüppel gemacht.«
    »Genau. Aber seitdem hat er sie immer wieder symbolisch getötet.«
    »Wenn all diese Malakas eigentlich ihre Eltern umbringen wollen, warum tun sie’s dann nicht einfach?«
    »Das musst du einen Psychologen fragen. Schuldgefühle? Verdrängte Wut? Edmund Kemper hat seine Mutter umgebracht und sich praktisch gestellt, aber erst, nachdem er haufenweise unschuldige Frauen ermordet hatte. Und unser Ed Brown hat sich am Ende ganz schön Zeit gelassen, obwohl er wusste, dass wir ihm auf den Fersen waren. Vielleicht war das in gewisser Hinsicht seine Art, sich zu stellen.« Andy war wieder ins Philosophieren gekommen. »Das Einzige, was er hatte, war seine Mutter. Nach dem Feuer hat er sie jahrzehntelang von vorne bis hinten umsorgt. Nachdem sie keine Beine mehr hatte, dürften ihre Freier ausgeblieben sein. Ihr Sohn war der einzige Mensch, der sich um sie gekümmert hat. Und vermutlich hatte auch Ed niemanden außer ihr.«
    »Ed Kemper, Ed Gein, Ed Brown. Warum heißen diese Psychos bloß alle Ed?«, wollte Jimmy wissen.
    Andy lachte. Wenn es doch so einfach wäre und man Straftäter an ihrem Vornamen erkennen
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