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Der Feind

Titel: Der Feind
Autoren: Vince Flynn
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tätig gewesen war. Morrells Vater war ein General der Fremdenlegion. Zwischen ihm und seiner Tochter war es zu einem heftigen Streit wegen Gould gekommen, und die beiden jungen Leute waren schließlich vor fünf Jahren von der Bildfläche verschwunden. Beide französischen Geheimdienste versprachen Kennedy, sich an der Jagd zu beteiligen.
    Neun Monate und eine Woche nach Annas Tod war es dann so weit. Kennedy hatte sich die Strategie ausgedacht. Sie wussten, dass die junge Frau schwanger war. Sie hatte Kennedy gebeten, sie lange genug am Leben zu lassen, damit sie ihr Baby zur Welt bringen und im Arm halten konnte. Kennedy schaltete nun das FBI ein, das eine weltweite Fahndung nach dem Paar startete, an der sich auch die Geheimdienste verschiedener befreundeter Staaten beteiligten. Sie konzentrierten sich bei der Suche auf Krankenhäuser, insbesondere auf Ärzte, die Entbindungen vornahmen. Jeden Monat sandten sie eine neue Welle von E-Mails und Faxen aus, zusammen mit Fotos von Gould und Morrell sowie computergenerierten Darstellungen, wie sie ihr Aussehen verändert haben konnten. Man gab an, dass das Paar in einem Mordfall verhört werden müsse, fügte eine gebührenfreie Telefonnummer an und stellte eine Belohnung von 100000 Dollar in Aussicht. Es kamen Hunderte Anrufe, von denen keiner einen brauchbaren Hinweis bot. Viele der frühen Anrufe konnten schon allein deshalb ausgeschlossen werden, weil das Datum der darin angegebenen Entbindung nicht stimmen konnte. Als die Suche in den siebten Monat ging, musste man jedoch jeder Spur nachgehen. Als dann der Anruf aus einem Krankenhaus in Tahiti, einem französischen Überseeterritorium, kam, hielten sie alle den Atem an. Ein Agent der französischen DST fuhr sofort in das Krankenhaus in Papeete und schlüpfte in einen Chirurgenkittel. Eine Stunde später rief er an und berichtete, dass die Frau mit hoher Wahrscheinlichkeit Claudia Morrell sei.
    Rapp blickte auf das Haus hinunter. Es war früh am Morgen, ihr dritter Sonnenaufgang auf der Insel. Fast zehn Minuten stand er da wie eine Statue und starrte auf das Haus hinunter. Er blickte auf seine Uhr; es war kurz vor sieben. Nicht einmal eine Minute später erschien Gould in Shorts und Laufschuhen auf der Terrasse. Nach einigen Dehnungsübungen lief er die Stufen hinunter und weiter den Strand entlang.
    Rapp sah Gould eine Weile nach. »Ich gehe allein hinein«, sagte er schließlich.
    »Ich halte das für nicht so klug«, wandte Coleman ein.
    Rapp ging nicht auf ihn ein. »Wenn mir irgendwas passiert, bringt die Sache zu Ende.«
    Er trug Khakishorts und ein weites, ausgebleichtes blaues T-Shirt. Coleman, Wicker, Hackett und Stroble sahen ihm nach, wie er seine Sonnenbrille aufsetzte und hinausging. Rapp stieg auf den Motorroller, den sie zusammen mit dem Haus gemietet hatten, und fuhr auf der schmalen Straße den Hügel hinunter. Er wollte über die Sache nicht noch länger nachdenken, als er es ohnehin schon getan hatte. Nach einigen hundert Metern kam er zu einer etwas breiteren Straße, die für zweispurigen Verkehr geeignet war. Das Strandhaus lag nicht weit entfernt auf der rechten Seite. Der nächste Nachbar war ungefähr hundertfünfzig Meter entfernt.
    Rapp stellte den Roller ab und schob ihn in die Büsche am Ende der Zufahrt. Er blickte auf die Uhr. An den Tagen zuvor war der Mann zwischen 07:25 und 07:30 Uhr zurückgekommen. Rapp arbeitete sich zwischen den Bäumen durch und drang in den Garten beim Haus vor. Er schlich weiter an die Strandseite des Hauses und zog zuerst die schallgedämpfte Glock aus dem Hosenbund, ehe er sein Funkgerät hervorholte.
    »Irgendein Zeichen von ihm?«, wollte er von Coleman wissen.
    »Noch nicht.«
    Rapp spähte um die Ecke. Auf der Terrasse war niemand zu sehen. »Versuche nichts mit Wicker.«
    »Es würde die Sache aber sehr vereinfachen. Und dass es sicherer wäre, brauche ich dir ja nicht zu sagen.«
    »Er soll noch warten. Wenn ich Hilfe brauche, lasse ich es euch wissen.«
    Rapp stieg tief geduckt die Treppe hinauf und sah zu seiner Linken eine Verandatür. Er blieb stehen und warf einen Blick ins Wohnzimmer. Die Frau und das Baby schliefen wahrscheinlich noch. Rapp hatte versucht, so viel wie möglich über die beiden zu erfahren. Er hatte sogar überlegt, ob er mit ihren Eltern sprechen sollte, doch es wäre töricht gewesen, sich auf diese Weise quasi anzukündigen. Es war besser, wenn sich die beiden weiter in Sicherheit wiegten. Rapp ging zur nächsten Tür
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