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Der Fehler des Colonels

Der Fehler des Colonels

Titel: Der Fehler des Colonels
Autoren: Dan Mayland
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Technology – Mark war sein Mentor gewesen. Die dritte war eine mütterliche Kanadierin, die sich um die Verwaltung des Hauses gekümmert hatte, ohne je zu erfahren, dass es sich um eine Tarnorganisation der CIA handelte. Hinter ihrer Theke lag sie unter dem länglichen Wandleuchter aus Bronze. Ihr Stuhl war umgekippt, wahrscheinlich weggestoßen, als sie versuchte, sich in Sicherheit zu bringen. Alle Leichen waren mit Schusswunden übersät; Mark zählte zwanzig, bei einem sogar dreißig.
    Er atmete bewusst langsam, während sich das Bild in sein Gedächtnis einbrannte. Was hier geschehen war, konnte er nicht fassen. Wie konnte es zu einem so unverfrorenen, beispiellosen Überfall kommen? Die CIA operierte seit dem Zerfall der Sowjetunion in Baku und noch nie war jemand getötet worden. Die Station hier wurde als friedliche Abordnung betrachtet. Die Tatsache, dass die Agency ihm auch nach seinem Ausscheiden erlaubt hatte, in Baku zu bleiben, war der beste Beleg dafür.
    Aber Baku war ein angenehmer Posten in einer gefährlichen Nachbarschaft – mit dem Iran im Süden, Russland und Tschetschenien im Norden und einem schwelenden Bürgerkrieg mit den Armeniern im Westen. Irgendwie, dachte Mark fieberhaft, musste etwas von dieser Gewalt herübergeschwappt sein. Ein Damm war gebrochen.
    Er durchsuchte die Büros im Erdgeschoss. Sie waren leer, unberührt. Im ersten Stock, oben an der mit Teppich bedeckten Treppe,fand er einen weiteren toten Operations Officer und den Chief of Station George Logan. Wo sein Herz hätte sein sollen, klaffte ein tiefes Loch in Logans Brust. Das Blut, in dem er lag, erweckte den Eindruck, als seien ihm kleine Flügel aus dem Rücken gewachsen.
    Logan war ein Washingtoner Bürohengst mit wenig Auslandserfahrung gewesen, erinnerte sich Mark. Als er sich bückte und eine der abgefeuerten Patronen aufhob, zitterte seine Hand, obwohl er sich ermahnte, ganz ruhig zu bleiben. Wenn Mark zynisch wurde, dachte er bei einem Mann wie Logan manchmal, es sei vielleicht gar nicht so schlecht, dass sich die CIA so blind auf ihre Technologie verließ.
    Mark hatte gemeint, Logan habe es nicht verdient, sein Nachfolger zu werden. Aber das hier hatte er ganz bestimmt auch nicht verdient.

T EIL II

Hafen von Dschabal Ali, Vereinigte Arabische Emirate
    Der Soldat lag versteckt unter einer Abdeckplane auf einem zerbeulten roten Schiffscontainer. Der Container stand auf drei anderen und war von tausenden weiteren umgeben. Hinter dem ausgedehnten Lagerplatz stand eine Reihe von gelben, rostfleckigen Kränen. Hinter den Kränen zeichneten sich auf dem ruhigen Meer die Umrisse der
USS Ronald Reagan
ab.
    Die Digitalkamera des Soldaten klickte immer wieder, während er nacheinander jeden Abschnitt des wuchtigen Flugzeugträgers heranzoomte.
    Über dreihundert Meter lang war die Reagan, einer von nur elf nuklearbetriebenen Flugzeugträgern der Nimitz-Klasse. Während allmählich der Morgen herandämmerte, fing der Soldat an sich zu langweilen und stellte sich all die Nieter und Schweißer und Elektriker und Nukleartechniker vor, die notwendig gewesen waren, um das Schiff zu bauen. Aber je länger er darüber nachdachte, desto schwerer fiel es ihm zu begreifen, wie etwas so Kolossales von Menschenhand erschaffen werden konnte.

7
    Mark rief Ted Kaufman, seinen ehemaligen Chef, von einer sicheren Leitung im Trudeau House an.
    »
Wie viele Tote?
«, fragte Kaufman nach.
    »Fünf.« Mark zählte ihre Namen auf.
    »Herrgott.«
    Am anderen Ende der Leitung wurde es still, einzig Kaufmans Atem war noch zu hören. Mark stellte sich vor, wie die Panik von Kaufman Besitz ergriff. Er hatte gehört, dass Kaufman vor Jahrzehnten ein anständiger Operations Officer gewesen war, aber inzwischen stellte sich heraus, dass er sich als CIA-Chef für Zentraleurasien besser darauf verstand, Krisen zu vermeiden, als sie zu bewältigen. Nach dem Attentat auf Campbell und jetzt dem Massaker im Trudeau House stand Kaufman, wie Mark vermutete, der größten Krise in seiner Karriere gegenüber. Die Station in Baku befand sich quasi im Belagerungszustand.
    »Ich glaube, du musst davon ausgehen, dass alle deine Aseri-Agenten in Gefahr sind«, sagte Mark. »Besonders Daria. Gobustan ist alles andere als sicher. Und ich würde nicht mit ihr tauschen wollen, wenn ich mir die Wärter so anschaue.«
    »Verdammt noch mal.« Die Leitung wurde wieder still. Dann kam Kaufman zu sich und sagte: »Wir schicken die Forensik in den nächsten vierundzwanzig
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