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Der falsche Mann

Der falsche Mann

Titel: Der falsche Mann
Autoren: David Ellis
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begreifen. » Sie sind also mit Bobbys Wagen gefahren.«
    » Richtig. Es ist ein kleiner Wagen, so wie der Grand Prix. Deshalb hab ich die Autos verwechselt. Aber das ändert nichts daran, was ich gesehen habe.«
    » Verstehe. Ich glaube, ich habe hier irgendwo die Aussage.« Kolarich trottete zurück zu seinem Tisch und öffnete eine Aktenmappe. Die Ankläger auf der anderen Seite blätterten ebenfalls in ihren Papieren. » Okay, hier ist es. Bobby Skinner fährt einen 2006er Mercedes C280 4matic. Kennzeichen KL -543-301. Ist das richtig?«
    » Ja, ich glaub schon. Das ist jedenfalls das richtige Kennzeichen, und es ist ein Mercedes. Er stellt ihn immer in die Garage, deshalb können die Nachbarn nicht wissen, ob er beim Haus parkt oder nicht.«
    Die Zeugin lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Sie schien mit sich zufrieden, als hätte sie die Debatte gewonnen. Aus Deidres Sicht war das auch so.
    Kolarich warf das Papier zurück auf den Tisch, blickte ratlos und enttäuscht und wandte sich dann wieder der Zeugin zu. » Aber Sie sind sich sicher, dass Sie im Fahrersitz saßen und gerade getankt hatten, als sich die Schießerei ereignete. Oder ist es möglich, dass Sie sich da täuschen?«
    » Nein, da bin ich ganz sicher«, erklärte die Zeugin mit neuem Elan.
    » Und Sie blickten direkt geradeaus nach Süden, wo die Schießerei stattfand. Sie blickten nicht etwa nach Norden?«
    » Ich bin mir ganz sicher, Jason«, sagte sie lächelnd. Sie war wirklich eine entzückende junge Frau.
    » Und Sie sind sich immer noch sicher, dass Sie am westlichen Ende der Tankstelle an den letzten Zapfsäulen standen, und zwar auf der westlichen Seite dieser letzten Reihe?«
    » Ja.« Alicia fühlte sich jetzt offenbar wieder besser, sie hatte sich von ihrer kleinen Verwechslung erholt.
    » Von Ihrer Position im Fahrersitz aus befand sich die Zapfsäule also links. Vor ihnen lag die Straße, auf der die Schießerei stattfand. Und zu Ihrer Rechten waren keine Zapfsäulen, nur eine freie Fläche und ein Stück weiter das Restaurant?«
    » Ja, das ist richtig. Sehen Sie, ich hab nie richtig drüber nachgedacht, welchen Wagen ich benutzt hab, weil ich sofort nach der Schießerei weggefahren bin. Grand Prix oder Mercedes, das hat in dem Moment einfach keine Rolle gespielt, ich hab einfach nicht drüber nachgedacht, verstehen Sie.«
    » Ich schätze, das ist verständlich«, sagte Kolarich. » Denn die Schießerei ist Ihnen natürlich besser im Gedächtnis geblieben als der Wagen, den Sie gefahren haben.«
    » Ja, richtig.«
    » Mercedes, Grand Prix, sie haben etwa die gleiche Größe – Sie haben sie einfach nur in der Erinnerung verwechselt.«
    » Ja, genau.«
    » Okay.« Der Anwalt seufzte. » Nur fürs Protokoll, Sie sind sich jetzt sicher, dass es der Wagen Ihres Freunds war, der 2006er Mercedes C280 4matic, den Sie gefahren haben. Nicht der Pontiac Grand Prix.«
    » Ja, ich meine, jetzt wo Sie es sagen und all das. Ja, ich bin mir sicher.«
    Der Anwalt stieß einen vernehmlichen Seufzer aus und schüttelte den Kopf, als ob er eine Niederlage erlitten hätte. Vielleicht war er unter der beeindruckenden Fassade doch nicht so ein großartiger Anwalt, dachte Deidre.
    » Noch weitere Fragen, Mr. Kolarich?«, erkundigte sich die Richterin
    » Oh, da ist nur noch eins, Frau Richterin«, sagte er. » Alicia, wie haben Sie getankt?«
    » Wie habe ich – was?«
    » Wie Sie getankt haben?«
    » Ich … wie man das eben so macht, schätze ich …«
    Der Anwalt löste sich vom Tisch und näherte sich der Zeugin. » Nein«, sagte er. » Was ich meine, ist – wenn Sie, wie Sie wiederholt ausgesagt haben, mit der Fahrerseite des Wagens zur Zapfsäule standen, wie konnten Sie dann den Tank füllen? Denn der Einfüllstutzen eines 2006er Mercedes C280 liegt auf der Beifahrerseite.«
    Die Zeugin erstarrte.
    Jason Kolarich lächelte.
    Deidre Maley ebenfalls.
    2
    Als der Sheriff’s Deputy meinen Klienten am Tisch der Verteidigung abholte, um ihn zum Bezirksgefängnis zu eskortieren, wirkte Ronaldo gelöster als üblich. Ich versprach ihm, später zur Besprechung des morgigen Verhandlungstags vorbeizuschauen. Allerdings hatte ich bereits entschieden, dass ich auf eine weitere Befragung der Zeugin verzichten würde. Die Verteidigung würde ihre Beweisaufnahme beenden, und dann würden die Abschlussplädoyers folgen. Ich wollte der Anklage keine Chance zur Rehabilitierung ihrer Starzeugin bieten, die sich am Ende keineswegs als Star entpuppt hatte.
    » Mr.
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