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Der falsche Mann

Der falsche Mann

Titel: Der falsche Mann
Autoren: David Ellis
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Präsenz im Gerichtssaal und strahlte ein ruhiges Selbstvertrauen aus, das alle in seinen Bann zu ziehen schien.
    » Sie haben ausgesagt, Sie hätten an der Mobil-Tankstelle getankt, und zwar morgens um Viertel vor zwei.«
    » Ja, genau. Und zwar weil ich von Freunden kam und nicht am nächsten Morgen vor der Arbeit noch tanken wollte; da ist die Zeit immer so knapp.«
    Kolarich nickte. » Der Tankwart hat nicht beobachtet, wer Malik Everson getötet hat, oder?«
    » Davon weiß ich nichts.«
    » Sie sind die einzige Augenzeugin.«
    » Davon weiß ich auch nichts.«
    Kolarich lächelte verbindlich. » Das müssen Sie natürlich nicht. Als Sie der Polizei anfänglich von der Schießerei berichteten, konnten Sie noch keine präzisen Angaben dazu machen, wo Ihr Wagen stand – welche Zapfsäulen Sie benutzt haben. Ist das korrekt?«
    » Ich … ich glaube, wir haben gar nicht darüber gesprochen.«
    » Okay, aber Sie haben nicht gesagt: ›Ich stand an der am weitesten westlich gelegenen Reihe von Zapfsäulen‹. Nichts in der Art.«
    » Nicht gleich, aber die haben mich auch nicht danach gefragt, verstehen Sie.«
    » Ja, ich verstehe.« Kolarich blickte hinüber zur Anklage. » Erst nachdem man Ihnen das Foto von dem Tanklaster gezeigt hat, der den Blick auf den Großteil der Straße versperrt, kamen Sie und die Cops mit der Geschichte, Ihr Wagen hätte bei den Zapfsäulen ganz im Westen gestanden.«
    » Einspruch.«
    » Stattgegeben«, sagte die Richterin. » Die Frage beinhaltet eine Unterstellung. Mr. Kolarich, wir haben das bereits diskutiert.«
    » Haben wir, Euer Ehren. Aber, Alicia, was den Ablauf betrifft, liege ich doch richtig, oder? Erst nachdem man Ihnen das Foto von dem großen Tanklaster gezeigt hatte, der den Blick auf die Straße versperrt, haben Sie der Polizei gesagt, dass Ihr Wagen an der einzigen Zapfsäule stand, von der aus Sie die Straße hätten sehen können.«
    Die Zeugin zuckte mit den Achseln. » Ich bin mir nicht sicher. Möglicherweise haben Sie recht.«
    Kolarich ging zum Tisch und hob ein Dokument hoch. » Sie können den Ablauf gerne im Polizeibericht nachlesen, wenn Sie möchten.«
    » Nee, ich glaub Ihnen auch so«, sagte die Zeugin.
    » Gut.« Kolarich legte eine Pause ein, spähte zur Decke und schob die Hände in die Hosentaschen. » Und Sie sagten, Sie fuhren in dieser Nacht einen 2006er Pontiac Grand Prix. Das war der Wagen, den Sie betankt haben.«
    » Ja. Ich hab noch die Quittung von der Kreditkarte.«
    » Sie haben eine Quittung, die belegt, dass irgendjemand mit dieser Karte Benzin gekauft hat. Nicht mehr und nicht weniger. Richtig?«
    » Ich … ich versteh Sie nicht.«
    » Auf der Quittung steht nicht, welcher Wagen betankt wurde oder wer getankt hat.«
    Die Zeugin schien immer noch verwirrt.
    » Trifft es nicht vielmehr zu, Alicia, dass Ihr Grand Prix zum Zeitpunkt der Schießerei vor ihrem Haus geparkt war?«
    Diesmal antwortete die Zeugin nicht so rasch. » Mein Wagen …«
    » Wenn ich Ihnen sage, Ihre Nachbarn könnten bezeugen, dass Ihr Grand Prix zum Zeitpunkt der Schießerei vor Ihrem Haus …«
    » Einspruch, Euer Ehren! Einspruch.«
    Die Richterin hob die Hand. » Dem Einspruch wird stattgegeben. Mr. Kolarich, Sie sollten es eigentlich besser wissen. Meine Damen und Herren von der Jury, bitte betrachten Sie Mr. Kolarichs letzte Frage als gegenstandslos. Er hat Ihnen gegenüber gerade etwas als ›Fakt‹ dargestellt, das nicht als solcher gelten kann.«
    » Noch nicht«, sagte Kolarich.
    Die Richterin wandte sich an Kolarich. » Herr Anwalt, unterlassen Sie es in Zukunft, das Gericht zu unterbrechen, Sie tun sich damit keinen Gefallen. Es ist nicht das erste Mal, dass ich Sie verwarne. Aber es ist definitiv das letzte Mal. Haben wir uns verstanden?«
    » Ja, Euer Ehren.«
    » Meine Damen und Herren, ich weise Sie ausdrücklich darauf hin, das etwas keineswegs als Fakt gelten kann, nur weil der Anwalt das behauptet. Halten Sie sich bitte ausschließlich an die hier vorliegenden Beweismittel. Fahren Sie fort, Mr. Kolarich, und mäßigen Sie sich.«
    » Ich bin mit Bobbys Auto gefahren«, platzte die Zeugin plötzlich heraus.
    Kolarich wandte sich ihr zu. » Entschuldigung?«
    » Ich hab nur vergessen, welches Auto es war, das ist alles. Ich bin mit Bobbys Auto gefahren. Bobby hat sich einen Mercedes angeschafft. Einen gebrauchten. Er ist echt stolz darauf.«
    Kolarich schwieg einen langen Augenblick. Dann hob er eine Hand, als bemühte er sich, all das zu
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