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Der falsche Mann

Der falsche Mann

Titel: Der falsche Mann
Autoren: David Ellis
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Lippen und nickte.
    » Mir ist heiß«, sagte er.
    » Okay«, sagte Danilo. » Wir können Ihnen eine Decke … Ihnen ist heiß?«
    » Mir ist heiß.«
    Vermutlich die Nerven, dachte Danilo. Wegen der Panik stieg sein inneres Thermometer. Das kam vor. Erstaunlich genug, dass dieser Kerl bei seiner spärlichen Kleidung und den Minusgraden draußen nicht ständig fröstelte, andererseits befand er sich jetzt schon seit mehreren Stunden im Gebäude.
    » Tom, wissen Sie, warum Sie hier sind?«
    Stoller antwortete nicht. Allerdings unterbrach er sein Gemurmel und schien zu lauschen. Danilo öffnete den Karton mit den Beweismitteln und holte die Tüte mit der Mordwaffe heraus, eine Glock 23 Halbautomatik.
    » Das ist meine Pistole«, sagte Stoller, während Danilo die Tüte vor ihm schwenkte.
    Danilo warf Gregus einen raschen Seitenblick zu. Jesus. Der Mann machte es ihnen leicht.
    » Ist das Ihre Waffe, Tom?«
    Stoller griff danach. Danilo zog sie zurück.
    » Das ist meine Pistole«, wiederholte Stoller trotzig.
    » Die Waffe ist ein Beweismittel, Tom. Okay? Und bleiben Sie mit dem Hintern auf Ihrem Stuhl sitzen.«
    » Sie gehört mir.« Stoller starrte auf den Tisch. » Es ist meine.«
    » Woher haben Sie diese Waffe, Tom?«
    Stoller antwortete nicht. Als hätte er nicht zugehört. Danilo wiederholte die Frage und erhielt erneut keine Antwort.
    » Wo wohnen Sie, Tom?«, fragte er.
    Die Augen des Verdächtigen zuckten, ein schiefes Grinsen huschte über seine Lippen. » Wo ich … wohne?«
    » Okay, sagen wir schlafen«, sagte Danilo. » Wo schlafen Sie?«
    » Park.« Stoller kicherte.
    » Franzen Park?« Die Antwort schien offensichtlich. Franzen Park war der Name eines schicken Viertels rund um den Park, wo zunehmend exklusive Stadthäuser aus dem Boden schossen zwischen Apartmenthäusern, in denen Studenten wie Kathy Rubinkowski wohnten. Stoller hingegen hatte seine Nächte eindeutig im Park selbst verbracht.
    Stoller schüttelte den Kopf, was allerdings keine Antwort auf die Frage zu sein schien.
    » Westlich vom Park liegt die Gehringer Street, Tom.« Danilo bemühte sich um einen beiläufigen Tonfall. » Kennen Sie diese Straße?«
    Keine Antwort. Sein langsames, schrittweise aufbauendes Vorgehen schien Danilo nicht weiterzubringen. Der Detective trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte und überlegte einen Moment.
    » Warum sind Sie vor den Cops weggerannt, Tom?«
    Die Polizei hatte Stoller im Park hinter dem Hauptgebäude der Parkverwaltung entdeckt, wo er zwischen zwei Mülltonnen kauernd eine Handtasche durchwühlte, die später als die Tasche von Kathy Rubinkowski identifiziert worden war. Er hatte eine Holzlatte nach einem der Cops geworfen, damit dessen Taschenlampe beiseitegeschlagen und war anschließend zu Fuß gute drei Blocks geflüchtet, bevor ihm ein weiterer Streifenwagen den Weg abgeschnitten hatte.
    Stoller hörte auf zu zucken. Seine Augen schossen durch den Raum. Offensichtlich machte ihm ein weiterer Hitzeschub zu schaffen, erneut ging ein stechender Geruch von ihm aus. Schweiß trat ihm auf die Stirn. Er hob die Hände vom Tisch und hielt sie vor sich in der Luft, offenbar vollständig in einer anderen Welt verloren.
    Detective Danilo wartete ab. Aber Stoller schien zu keinem Geständnis bereit. Daher wiederholte Danilo seine Frage – warum war Stoller an diesem Abend vor der Polizei weggerannt? Und er versuchte es mit weiteren Fragen. Was haben Sie gestern Abend gemacht, Tom? Woher hatten Sie diese Handtasche?
    » Tom.« Danilo schlug mit der flachen Hand auf den Tisch.
    Stoller zuckte zusammen, ohne sich aber in Danilos Richtung umzudrehen, fast als hätte er ein Geräusch gehört, das er nicht richtig zuordnen konnte. Seine Lippen bewegten sich rasch, doch Danilo verstand kein einziges verdammtes Wort.
    » Tom!«, wiederholte er und hieb erneut auf den Tisch.
    Detective Gregus zog einen Ordner aus dem Beweismittelkarton. Fotos vom Tatort. Sie reichte ihn Danilo und nickte.
    Richtig. Vermutlich war das jetzt ein guter Zeitpunkt dafür.
    Danilo schob eins der Fotos quer über den Tisch. Kathy Rubinkowski, die tot auf der Straße lag, inmitten einer großen Blutlache.
    Der Verdächtige warf einen raschen Blick auf das Foto, bevor er mit fest zugepressten Augen den Kopf herumriss.
    » Das waren Sie, Tom, richtig? Sie haben diese Frau getötet.«
    Der Tisch wackelte, als Stoller sich davon abstieß und aufsprang.
    » Tom, haben Sie diese Frau erschossen?«
    Vor seinem Stuhl stehend
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