Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)
Autoren: Peter Merten
Vom Netzwerk:
und auf ewig verloren bleiben. Das Land stirbt und mit ihm sterben die schwarzen Drachen. Der letzte König der Winde vergeht. Das Volk der Menschen wird nicht verschont. Krieg wird sein in den Ländern und Städten. Der König fällt von der Hand seines Sohnes und mit ihm seine Frau, seine Kinder. Der Mördersohn wird herrschen an seines Vaters statt und vollends zerstören, was seine Ahnen vor ihm aufgebaut. Seine neue Königin wird einen Wechselbalg empfangen und sterben. Nichts wird bleiben, wie es war. Der Wind kündet vom Untergang. Folgt ihm nach Westen, dann nach Osten. Denn dort wird eines sein, das die Not zu lindern weiß. Ein Kind zu helfen bereit. Ehe die dritte Tat vollbracht, muss es gefunden sein. Als Enkelkind einer Hexe wird es geboren. Doch nicht allein wird es sein. Andere werden ihm zur Seite stehen. Sucht es im Westen Burnyks. In Heetland, in Lendorial und in Kahlitaer. Sucht nach dem Drachen im Baum. Sucht mit dem Wind.“
     
    Mit einem Seufzen entspannte sich Rina wieder, sah jeden am Tisch lächelnd an und wunderte sich über all die besorgten Blicke. „Ist etwas passiert? Ich bin es nicht gewesen.“
„Nein, Schätzchen, alles ist gut“, sagte Mutter Elders und setzte ihre kleine Tochter auf ihren Schoß, weit weg von Golem Knoll, den sie mit ihren Blicken zu töten versuchte.
    Alep hatte sich der Kraft der Worte aus dem Mund seiner Schwester nicht entziehen können. Er hatte das Gefühl aus einer anderen Zeit, einer anderen Welt zurückzukehren. Die Worte hatten Bilder voller Schrecken und Not in ihm wachgerufen. Und inmitten dieser grauenvollen Vision hatte er sich selbst gesehen. Eingehüllt in einen wallenden Mantel. In der Hand einen Stab. Allein auf einem Berg.
    „War das ein Teil aus der Prophezeiung?“, fragte er vorsichtig.
    „Scheint so“, meinte seine Großmutter.
    „Wetten, dass er zum falschen Auserwählten gekommen ist“, meinte Bak und schlug Alep strahlend auf die Schulter.
    Alep beugte sich so weit vor, dass seine Nase fast die des Golems berührte. „Du hast einen Fehler gemacht. Such deinen Auserwählten woanders!“
     
    „Zu schnell ist dieser junge Held.
    Auch wenn es ihm wohl kaum gefällt:
    Die Hexe Großmutter ist hier.
    Ihr sitzt an einem Tisch mit ihr.“
     
    Er weiß es, dachte Alep entsetzt.
    Dieses Ding aus Lehm und Dreck schien einfach alles zu wissen. Aber woher? Schließlich wussten nur die engsten Familienmitglieder, dass Oma Elders eine Hexe war. Die Flachländer hatten nichts übrig für Hexen. Alep und seine Geschwister waren mit den ungeschriebenen Gesetzen des Flachen Landes aufgewachsen. Eines davon besagte, dass Hexen unerwünscht waren. Sie wurden zwar geduldet, aber niemand wollte etwas mit ihnen zu tun haben. Hexen fanden in Bitterquell und Umgebung kein Auskommen. Wer magische Unterstützung suchte, wandte sich an einen Magier. Deshalb hatten die Elders das Geheimnis von Großmutters Hexenkräften bis heute gehütet. Selbst Freunde der Familie, wie Kwin Bohnthal, der Sattler Polz oder Bürgermeister Wundel aus Bitterquell ahnten nichts davon.
    Im Grunde wusste im Flachen Land niemand mehr genau, weshalb die Hexen vom Bitterfluss einen derart schlechten Ruf hatten. Es gab verschiedene Geschichten, von denen eine unglaublicher klang als die andere. Die wahrscheinlichste von allen war die Geschichte von Quadelia Wurzel, der Wetterhexe. Sie lebte einst im Flachen Land und gehörte zu den wenigen, die das Wetter nach ihren Vorstellungen verändern konnten. In irgendeinem Frühjahr vor vielen Jahren blieb der Regen aus. Man schickte nach Quadelia.
    Sie versprach, Regen zu machen. Aber der von Quadelia gerufene Regen wollte nicht wieder aufhören. Es regnete wochenlang. Flüsse verließen ihr Bett und ergossen sich weit übers Land, überfluteten dabei kleine Höfe und Dörfer. Seen, ja selbst Teiche und kleine Tümpel verdoppelten innerhalb weniger Stunden ihre ursprüngliche Größe. Schon nach kurzer Zeit lag das Flache Land gänzlich unter Wasser. Ein spiegelnder See erstreckte sich von den Steinholzbergen im Norden bis weit nach Süden. Es war eine Katastrophe, wie man sie im Flachen Land vorher noch nie erlebt hatte. Natürlich versuchte Quadelia, das Wetter unter ihre Kontrolle zu bringen, aber gegen die Kräfte der durch Zauberei verstärkten Naturgewalten war sie machtlos. Es schien vielmehr, dass ihre Bemühungen den Sturm zu zähmen, seine Gewalt zusätzlich anfachte. Als sie das erkannte, gab sie sich geschlagen und wartete auf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher