Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)
Autoren: Peter Merten
Vom Netzwerk:
hatte. Er fühlte sich ein bisschen verloren.
    Alep sah sich um. Rechts von ihm lag der riesige Eingang zu den Sandhöhlen. Er versuchte, die dahinter liegende Schwärze zu durchdringen. Dort drin war etwas. Er konnte es fühlen. Es war, als riefe jemand nach ihm. Verwundert sah er in die Höhle hinein, soweit das verblassende Tageslicht es erlaubte. Da war es wieder. Er stand auf und betrat die Höhle. Neugierig sah er sich um, konnte aber nichts erkennen. Schon nach wenigen Schritten stand er gänzlich in der Dunkelheit. Hinter ihm schimmerte rot die Abendsonne. Er drehte sich, und wollte gerade seinen ersten Schritt nach draußen tun, als der Eingang verschwand. Wohin jetzt? Unsicher tastete er sich an der Wand entlang und geriet immer tiefer in den Berg.
    Lange trottete er dahin, folgte dem Ruf durch die Dunkelheit wie von unsichtbarer Hand geführt. Um viele Biegungen herum, aufwärts und abwärts ging er. Dann bemerkte er, dass der Weg unter ihm sanft abfiel. Plötzlich begann der Berg zu beben. Es knirschte und krachte gewaltig. Alep wurde herumgeschleudert und stieß mit dem Rücken heftig gegen die Felswand. Der Boden kippte unter ihm weg. Alep fiel. Er griff mit seinen Händen nach irgendeinem Halt. Dabei schürften seine Finger über raues Gestein. Einen Moment später fand er Halt an einer schmalen Felsnase. So plötzlich, wie das Beben begonnen hatte, endete es auch wieder. Seine Hände ertasteten links von der Felsnase einen kleinen Hohlraum. Vorsichtig bewegte er seine Hand hinein und konnte seinen rechten Arm entlasten. Mit Mühe stemmte er seine Füße auf einen fingerbreiten Grat. Der Hohlraum, indem seine linke Hand lag, war tief. Alep tastete sich mit seinen blutigen Fingerspitzen weiter vor und fühlte bald darauf etwas Hartes, Flaches. Vorsichtig ergriff er es und zog es heraus. Zweimal griff er hinein und hatte schließlich drei gleiche Gegenstände in der Hand. Es war zu dunkel, um sie erkennen zu können. Er schob sie unters Hemd.
    Mit einer Hand an der Felsnase hängend versuchte er, einen höher gelegenen Halt zu finden und schaffte es schließlich, sich auf einen Weg hinaufzuziehen. Dieser Weg musste direkt unter jenem liegen, der zuvor weggebrochen war. Alep versuchte sich zu orientieren und ging los. Er hatte noch keinen Schritt getan, da berührte es ihn erneut. Die gleiche schützende Hand, die ihn tief in die Höhle hineingeführt hatte, geleitete ihn nun wieder aus den Höhlen heraus. Schnaufend tapste Alep den ansteigenden Weg zurück. Bald darauf trat er endlich wieder ins Freie. Über ihm spannte sich der sternhelle Nachthimmel. Er besah sich seine Hände. Zu den Verletzungen vom Abstieg hier herunter waren nun auch noch tiefe Schürfwunden vom Fels im Inneren der Höhle hinzugekommen. Seine Fingerspitzen waren blutig, die Nägel tief eingerissen und brannten. Die gleichen Verletzungen hatte er an Knien, Ellenbogen, im Gesicht und an weiteren Stellen davongetragen. Er fühlte sich schrecklich. Er zog seinen Fund mit spitzen Fingern unter dem Hemd hervor und betrachtete ihn. Er sah drei schwarze Schuppen, jede um das Doppelte größer als seine Hand. Das waren Drachenschuppen. Sie lagen warm in seinen Kinderhänden und waren von feinen, fast unsichtbaren Silberfäden durchzogen, die funkelten, wenn er sie im Sternenlicht hin und her drehte. Eine eigenartige Faszination ging von ihnen aus, der Alep sich nicht entziehen konnte. Glücklich betrachtete er sie und und freute sich an ihrem Anblick. So stand er lange da, tief versunken in das feine Muster der Schuppen. Schließlich verstaute er sie wieder unter seinem Hemd und suchte nach einem Weg nach Hause.
    Weit unten sah er einige Bäume dicht am Berghang stehen; zu weit, um sie zu erreichen. Einen begehbaren Weg gab es nicht. Der Fels war hier viel zu glatt, um klettern zu können. Der schmale Sims, auf dem er stand, war nichts weiter als ein Felsvorsprung,von dem aus es geradewegs in die Tiefe ging. Er hatte nur eine Möglichkeit: er musste auf dem gleichen Wege zurück - die steile Felswand wieder hinauf. Mit schlurfenden Schritten näherte er sich der Felswand. Er hatte Angst, Angst, auf halbem Wege abzustürzen. Er suchte sich zwei Vertiefungen im Fels für seine Hände und zog sich empor. Den rechten Fuß setzte er auf einen kleine Nase, die knapp über dem Boden aus der Wand ragte. Inzwischen war die Dämmerung hereingebrochen, und Alep konnte kaum noch etwas erkennen. Er tastete mit der rechten Hand nach einem höheren
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher