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Der Fall Peggy: Die Geschichte eines Skandals (German Edition)

Der Fall Peggy: Die Geschichte eines Skandals (German Edition)

Titel: Der Fall Peggy: Die Geschichte eines Skandals (German Edition)
Autoren: Ina Jung , Christoph Lemmer
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meine Öffnungszeiten eingehalten. An diesem Tag habe ich dann, während meiner Mittagszeit und auch am Abend, in unserem Gebäude nachgeschaut, ob ich vielleicht die Peggy finde.
Frage: Sie sind ein alteingesessener Lichtenberger. Welche Meinung haben Sie zum Verschwinden der Peggy Knobloch? Wer könnte damit etwas zu tun haben?
Antwort: Die Lichtenberger sind Leute, die aufeinander aufpassen. Es macht mir daher keinen Sinn, dass da niemand an dem Tag etwas gesehen hat. Selbst wenn ich spät nach Hause komme und einen Schlüssel fallen lasse, werde ich beobachtet. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Lichtenberger etwas damit zu tun hat, weil ich es keinem zutraue. Ich habe da eher die Vermutung, dass das Verschwinden des Kindes im familiären Bereich oder in der weiteren oder näheren Verwandtschaft liegt, weil die Peggy ein Mädchen ist, das nicht mit jedem mitgeht oder in jedem Auto mitfährt.
    *
    Am Nachmittag sucht Kommissar Ralf Behrendt die Mutter der vermissten Peggy auf. Vor dem Haus drängt sich ein Pulk Reporter. Behrendt, Mitte fünfzig und ein »gestandener Kriminaler«, gehört eigentlich zur Mordkommission Hof. Wenige Stunden nach der Vermisstenmeldung war er beauftragt worden, die Leitung der Aufbauorganisation zu übernehmen, falls das Kind nicht wieder auftauchen sollte. Gemeinsam mit Susanne Knobloch und Ahmet Yilmaz nimmt er in der Küche Platz und beginnt mit der Befragung.
    Susanne Knobloch erzählt noch einmal, was sie den Beamten in der vergangenen Nacht bereits gesagt hat: dass die Haustür abgeschlossen gewesen sei, weshalb sie gewusst habe, dass Peggy nicht zu Hause war. Dass sie sich anfangs keine Sorgen deswegen gemacht und Jessica kurz nach 20 Uhr bei ihrer Nachbarin Elke abgeholt habe. Außerdem gibt Susanne Knobloch bei dieser Befragung zu Protokoll, ihre Tochter sei auf dem Weg zur Schule offenbar noch einmal umgekehrt. Möglicherweise habe sie einen Beutel mit Puppen holen wollen; der habe jedenfalls am Abend des 7. Mai nicht mehr an der Garderobe gehangen. Sie selbst habe das jedoch nicht mitbekommen, da sie wieder ins Bett gegangen sei, nachdem Peggy sich auf den Weg zur Schule gemacht hatte. Reportern gegenüber wird Susanne Knobloch später etwas anderes erzählen. Peggy sei zurückgekehrt, habe sie umarmt und gesagt: »Mama, ich hab dich lieb.«

    Bevor Kommissar Behrendt die Wohnung verlässt, ordnet er an, dass zwei Polizisten die nächsten Tage über bei Susanne im Haus bleiben sollen – als psychologische Stütze und für den Fall, dass das Kind verschleppt wurde und die Entführer Kontakt zur Mutter aufnehmen wollen.
    *
    Am späten Nachmittag des 8. Mai trifft Martin Schwarz mit seiner Frau Ines in Lichtenberg ein. Er hatte erst wenige Wochen vor Peggys mysteriösem Verschwinden die Anschrift seiner Tochter mit Hilfe verschiedener Ämter in Erfahrung bringen können – und ausgerechnet für die Woche von Peggys Verschwinden seinen Besuch in Lichtenberg angekündigt.
    Während die Familie von Susanne Knobloch den einstigen Lebensgefährten und leiblichen Vater von Peggy eher kritisch sieht – »er hat sich jahrelang nicht gekümmert, Unterhaltszahlungen mussten gerichtlich durchgesetzt werden«, sagt etwa Susannes Mutter Renate –, betonte Schwarz im Interview mit uns seine beständige Sorge um das gemeinsame Kind. Im August 2010 erzählte er uns, dass er immer wieder mit den Jugendämtern in Bayreuth und Bremen telefoniert habe, um die Adresse seiner Tochter in Erfahrung zu bringen. Sogar Päckchen habe er geschickt, mit Bitte um Weiterleitung. Die seien aber zurückgekommen. Angaben über den aktuellen Aufenthaltsort von Peggy habe er nicht bekommen, weshalb er die Unterhaltszahlungen vorübergehend eingestellt habe.
    Der Polizei gibt er zu Protokoll: »Nach Einstellung der Unterhaltszahlungen meldete sich die Susi umgehend bei mir. Sie sagte mir, dass sie mit der Peggy nunmehr in Halle wohnt. Ich habe daraufhin wieder Unterhalt gezahlt. Die Susi bot mir damals an, dass wir sie in Halle besuchen könnten. Dies unterließ ich dann aber. Als Grund möchte ich hier angeben, dass ich damals bereits meine jetzige Frau kannte und keine Komplikationen wollte. Anführen möchte ich noch, dass die Susi damals in einer festen Bindung lebte und mit ihrer zweiten Tochter Jessica schwanger war. Ich glaube, es war im März 2001, als ich eine Bescheinigung für das Finanzamt benötigte [es ging um den Kinderfreibetrag]. Ich erfuhr damals über die Einwohnermeldestelle
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