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Der Falke des Pharao

Der Falke des Pharao

Titel: Der Falke des Pharao
Autoren: Lynda S. Robinson
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oder Höflingen gestört wurde.
    Ahmose hatte gesagt, daß Bakwerner in körperlichen Dingen ein Feigling war. Es war selten, daß Meren jemanden prügeln ließ, den er einer Straftat verdächtigte, obwohl solche Methoden bei der Stadtpolizei und anderen Beamten des Königs durchaus üblich waren. Da er selbst einmal Opfer dieser Art von Verhör gewesen war, war er davon überzeugt, daß man, wenn man seine Fragen in Begleitung der Peitsche stellte, nur die Antworten erhielt, die man hören wollte, und nicht unbedingt die Wahrheit. Die Peitsche konnte später, wenn es notwendig war, zum Einsatz kommen, nachdem er noch ein paar weitere Vögel im Papyrus-Sumpf aus ihren Nestern aufgestöbert hatte.
    Das Problem war, wie Meister Ahmose ihm versichert hatte, jemanden zu finden, der Hormin gekannt hatte und ihn nicht hatte töten wollen.
    Seine Aufgabe bestand darin herauszufinden, bei wem der Wunsch, Hormin zu töten, so stark gewesen war, daß er das Risiko eingegangen war, im Tempel des Anubis ein Unrecht zu begehen.

Kapitel 3
    Meren konnte das Jammern und Wehklagen hören, noch bevor er in die Straße einbog, in der Hormin gewohnt hatte. Die Nachricht vom Tode des Schreibers hatte seine Familie bereits erreicht, und jemand hatte professionelle Klageweiber angeheuert, damit sie in der kleinen Loggia vor dem Hauseingang ihrem Gewerbe nachgingen. Eine raufte sich die Haare, eine andere schlug sich auf die Brust und stöhnte und eine dritte kreischte dermaßen schrill, daß Meren sich die Ohren zuhielt. Seine beiden Gehilfen taten es ihm gleich.
    Er hatte schon bessere Aufführungen gesehen. Wer die Klageweiber auch gemietet hatte, er oder sie hatte nicht genug bezahlt, um auch die Extras zu bekommen. Niemand zerkratzte sich mit den Fingernägeln die Haut, niemand rieb sich Erde und Schlamm ins Haar. Meren eilte an den Frauen vorbei, um gleich darauf auf den Türsteher des Hauses zu treffen. Der Mann verbeugte sich mehrfach, aber Meren gab ihm keine Gelegenheit, gegen sein Eindringen zu protestieren und befahl ihm, ihn zur Familie zu führen.
    Als sie das Haus betreten hatten, wurden die Jammerschreie der Klageweiber leiser. Der Türsteher führte ihn durch die Eingangshalle, durch einen von Säulen gesäumten Außengang und anschließend eine Treppe hinauf. Meren hatte diese Treppe bereits zur Hälfte erklommen, als ein Schrei ihn nach oben blicken ließ. Dies war kein Klageruf gewesen, sondern eine Stimme, die vor Zorn solch schrille Töne von sich gab. Wie aufgescheuchte Gänse stritten sodann mehrere Stimmen miteinander. Als Meren das zweite Stockwerk erreicht hatte, hörte er erneut eine Frau schreien. Ihre Stimme war kraftvoll, zeugte von gesunden Lungen und sorgte dafür, daß jedermann ihr Gezeter hörte.
    »Diebstahl! Du betrügerische, hinterhältige Diebin. Hure.«
    Ein Mann stimmte mit ein. »Sie hat das breite Halsband gestohlen.«
    Meren glitt an dem Türsteher vorbei in den Raum, aus dem der Lärm drang. Vor ihm standen vier Menschen inmitten eines Durcheinanders aus Papieren, geöffneten Kisten und Kästen, Stühlen und Tischen. Meren blieb im Türrahmen stehen. Eine der Frauen fluchte. Sie nahm etwas von einem Tisch und warf es den beiden Männern an den Kopf. Diese duckten sich und das Geschoß flog an ihnen vorbei und landete zu Merens Füßen. Es handelte sich um einen Fayencekrug für Gewürze. Der Steinguttopf zerbarst, und roter Puder stieb hoch und bestäubte Merens goldene Sandalen und seine Füße.
    Die Frau, die den Topf geworfen hatte, quiekte und duckte sich hinter einem Stuhl. Meren sah von seinen Sandalen zu der Frau hinüber. Sie war jung, hatte lange, muskulöse Arme und Beine und eine kurze, scharfe Nase, die geformt war wie der Schnabel eines Sperlings.
    Meren wußte, daß er sie alle aufgescheucht hatte und richtete seinen Blick auf jeden einzelnen der Streithähne. Die ältere Frau sah ihn mit verwirrtem Gesichtsausdruck an. Sie hatte die dunkle, braune Haut einer Bäuerin, aber die schwielenlosen Hände einer Frau von hohem Rang. Vor ihr stand ein Mann, der ebenso groß war wie sie. Er hatte keinen Laut von sich gegeben, während die anderen die junge Frau anschrien. Neben ihm stand ein kleinerer Mann, der eigentlich noch ein Knabe war. Er balancierte auf seinen Fußballen und liebkoste eines seiner Handgelenke mit seiner Hand. Während er sein Handgelenk mit seinen Finger vor und zurück drehte, starrte er Meren an.
    Sie versuchten zu erraten, wer er war. Es gehörte zu seinen
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