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Der Falke des Pharao

Der Falke des Pharao

Titel: Der Falke des Pharao
Autoren: Lynda S. Robinson
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hierhergekommen war, wußte ich Bescheid. Was den Rest der Mannschaft angeht, die mit Hormin zusammenarbeitete, so gibt es einen Mann, der dauernd Streit mit ihm hatte. Sie haben sich sogar geprügelt. Er heißt Bakwerner und beaufsichtigt die Schreiber auf den Feldern, die dem Herrn des Zweifachen Reiches gehören. Höre auf meinen Rat, Junge, du willst mit Sicherheit nicht mehr über Hormin erfahren, als du schon weißt.«
    »Meister, ich werde diesen Verbrecher finden. War Hormin gestern den ganzen Tag hier?«
    »Du verschwendest deine Zeit.« Ahmose blickte in Merens verschlossenes Gesicht. »Du warst immer schon zäh wie ein Krokodil. Gestern? Ich schickte Hormin fort, um etwas im Tempel des Amun für mich zu erledigen, eigentlich mehr um ihn loszuwerden als aus einer Notwendigkeit heraus. Und später berichtete man mir, daß er in die Nekropole ging, um einer Konkubine hinterherzulaufen. Dummkopf. Konkubinen kosten nur viel Geld und machen Ärger.«
    Meren stand neben Ahmose. Seine Finger hatte er in seinen Gürtel eingehakt. »Die Nekropole.« Er hoffte, daß seine Stimme einen festen Klang hatte. Es war nicht gut, wenn er zeigte, daß er die Worte seines Meisters verstanden hatte. »Ich werde herausfinden, was er tat, während er fort war. Dank Euch, Meister.«
    »Keine Ursache, Junge. Du wirst einige Zeit benötigen, um sämtliche Feinde Hormins ausfindig zu machen. Die jetzt auch zu den Feinden des Pharao gehören. Ich verstehe, daß du Jagd auf sie machen oder mit dem Gesandten der Hethiter kämpfen mußt. Diese andere Geschichte ist unwichtig.«
    »Mord ist niemals unwichtig.«
    Ahmose schnaubte, und Meren gab seine Bemühungen auf, sich vor seinem früheren Lehrer zu rechtfertigen. Selbst die Kabbeleien seiner drei Töchter vermochten sein Ka nicht so in Wallung zu bringen wie dieser Mann, der sich weigerte, anzuerkennen, daß er kein Knabe mehr war, der einer züchtigenden und führenden Hand bedurfte. Ahmose war es gewesen, der ihn die Kunst des Schreibens ebenso wie den Umgang mit Zahlen gelehrt hatte. Tatsächlich war seine Liebe zu den Schriften der Vorfahren durch seinen alten Tutor ausgelöst worden, und es war ebenfalls Ahmose zuzuschreiben, daß Meren die alten Schriften ebenso gut kannte wie ein Richter die Gesetzestexte.
    »Setz dich, mein Junge, und ich werde dir mehr über Hormin erzählen.«
    Seufzend gab Meren den Versuch auf, Ahmose davon abzubringen, ihn ›mein Junge‹ zu nennen, und setzte sich nieder, wie es ihm befohlen worden war.
    Das Amt für Aufzeichnungen und Tributzahlungen befand sich in einem separaten Gebäude, das nicht weit von den Amtsräumen des Wesiers entfernt lag. Vor dem Gebäude stand eine Gruppe von Beamten, bei denen es sich um Schreiber, Aufseher, Landvermesser und deren junge Gehilfen handelte. Die Erntezeit stand kurz bevor, und die Schreiber des Pharao durchstreiften das Land, um die Höhe des Tributs festzusetzen.
    Meren trat aus der Sonne in den kühlen Schatten des Säulenganges, der die Amtsräume umgab. Auf dem Boden saßen fünf Jungen, die Farbe zerkleinerten, Schreibpaste mischten und die Oberfläche frischer Papyrusbögen glätteten. Bis zu dem Zeitpunkt, da Meren aufgetaucht war, hatten sie gelacht und gescherzt. Als Meren nun vorbeischritt, bewegten sich die Schleifsteine schneller und die Glättsteine wurden heftiger auf das Papyrus gepreßt. Merens Assistenten machten an der Tür Halt.
    Im Innern des Gebäudes wurde Meren Zeuge einer ungewöhnlichen Szene. Inmitten des Raumes, der von zimmerhohen Regalen gesäumt war, hatte sich eine Gruppe von Männern zusammengefunden. Jeder von ihnen hielt eine Schale aus Ton in den Händen und einer schenkte Wein aus einem Krug ein. Meren blieb im Türrahmen stehen und hörte dem Mann zu, der den Wein einschenkte.
    »Ich weiß, daß wir alle den guten Gott Amun um Erlösung angefleht haben, aber wessen Bitte mag es gewesen sein, die so prompt erfüllt wurde?«
    »Glaubst du, daß Meister Ahmose jetzt Djaper zu seinem Gehilfen machen wird?« fragte ein anderer Mann. »Wir wissen alle, wie sehr er ihn bevorzugt.«
    Ein dritter lachte und verschüttete beinahe seinen Wein. »Der einzige Grund, warum Djaper nicht schon längst befördert wurde, ist der, daß der Meister vorher Hormin hätte befördern müssen. Hab acht, Bakwerner, Djaper ist nun von dem Aas, das man ihm ans Bein gebunden hatte, befreit.«
    »Du bist ein Schwein, Montu«, sagte der Weinausschenker. Er hob den Kopf, erblickte Meren und schloß die
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