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Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts
Autoren: Gillian Bradshaw
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Etwas anderes, das auch jeder wußte, war die Tatsache, daß mein jüngerer Bruder Medraut nicht Lots Sohn war, wenn auch niemand wußte, wessen Sohn er war. Lot hatte den Verdacht, daß es mit mir ähnlich stand. Allerdings gleiche ich auch meinem Vater nicht wie Agravain. Aber ich ähnele meiner Mutter genug, um mit dieser Ähnlichkeit ein anderes Erbe zu verbergen. Ich bezweifelte zwar selbst manchmal, daß ich Lots Sohn war, aber ich hatte es nicht gern, wenn Lot das tat.
    Er sah meinen Zorn. »Ach, was ist jetzt?«
    Ich fürchtete mich wieder, und zwang mich, ruhig zu bleiben. »Nichts.«
    Lot seufzte tief und rieb sich die Stirn. »Ich gehe nächsten Monat fort.
    Ich ziehe in einen Krieg, und das bedeutet, daß ich vielleicht nicht zurückkehre. Ich glaube nicht, daß ich diesmal sterben werde, aber man muß vorbereitet sein. Und deshalb, da ich andere Dinge zu bedenken habe, ehe ich gehe, deshalb will ich wissen« - er ließ die Hand sinken und starrte mich wild an, und seine heißen Augen waren voller Energie und Arroganz und harter Helligkeit - »deshalb will ich jetzt wissen, Gawain, was aus dir werden soll.«
    Wie gelähmt suchte ich mühsam nach einer Antwort. Endlich sagte ich einfach: »Ich weiß es nicht.« Ich begegnete seinem Blick.
    Er knallte wieder die Faust auf den Lampentisch und fluchte leise. »Beim Wind, bei den Hunden der Hölle, du weißt es nicht! Ich will dir was sagen: Ich weiß es auch nicht. Aber ich mache mir Gedanken. Du bist Mitglied eines königlichen Clans, Sohn eines Königs und der Tochter eines Hohen Königs. Ich bin Feldherr, deine Mutter plant Feldzüge. Und was kannst du, außer reiten und Lieder auf der Harfe spielen? Oh, ganz sicher, es ist ehrenhaft, ein Barde zu sein - aber nicht für die Söhne von Königen. Und jetzt ziehen wir in den Krieg, Agravain und der Clan und ich. Wenn Agravain fällt, oder wenn sich unser Verbündeter Gwlgawd als Verräter herausstellt, weißt du dann, was aus dir werden soll?«
    »König könnte ich nicht sein!« sagte ich erschrocken. »Du kannst jeden wählen, jeden aus unserem Clan, zu deinem Nachfolger. Diuran oder Aidan oder irgendeinen, und alle wären besser geeignet als ich.«
    »Aber sie sind nicht meine Söhne. Ich will, daß einer meiner Söhne nach mir König wird.« Lot starrte mich immer noch an. »Aber dich würde ich nicht wählen.«
    »Das könntest du auch nicht«, sagte ich.
    »Und das macht dich noch nicht einmal zornig?« fragte mein Vater verbittert.
    »Warum sollte es? Ich will nicht König werden.«
    »Was willst du dann sein?«
    Ich senkte den Blick wieder. »Ich weiß es nicht.«
    Lot stand auf. Er machte eine hastige Bewegung. »Aber du mußt es wissen! Du mußt mir sagen, was aus dir werden wird, während ich im Krieg bin!«
    Ich schüttelte den Kopf. Verzweiflung löste mir die Zunge. »Es tut mir leid, mein Vater. Ich weiß es nicht. Nur. kein König, kein Barde, kein. ich weiß es nicht. Ich will etwas, etwas anderes. Ich weiß nicht, was es ist. Ich kann kein guter Krieger sein. Dazu bin ich nicht begabt. Aber eines Tages. Nichts ist jetzt wichtig genug, aber manchmal habe ich Träume, und. einmal träumte mir von einem Schwert, das brannte. Es war viel Rot darum, und die Sonne und das Meer.« Ich verlor mich in meinen Gedanken - versuchte, das, was mich bewegte, beim Namen zu nennen. »Ich kann es noch nicht verstehen. Aber es ist wichtig, daß ich darauf warte, denn es ist wichtiger, dafür zu kämpfen als für irgend etwas anderes - nur, ich verstehe nicht, was es ist.« Ich brach müde ab, begegnete wieder dem Blick meines Vaters und schaute  we g.
    Lot wartete auf mehr. Dann begriff er, daß nichts mehr kam, und schüttelte den Kopf. »Ich verstehe dich nicht. Du sprichst wie ein Druide; du tust so, als ob du prophezeist. Willst du ein Druide werden? Ich dachte, das wolltest du nicht. Was dann?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich elend. Ich starrte auf den Fußboden. Ich spürte, daß sein Blick immer noch auf mich geheftet war, aber ich schaute nicht wieder auf. Nach kurzer Zeit rauschten die Binsen auf dem Fußboden, während er zurück zum Bett ging.
    »Nun, genau das habe ich erwartet.« Seine Stimme war kalt und energisch. »Du weißt noch nicht einmal, wovon du redest, und du kannst nicht kämpfen. Du läufst weg, anstatt deinen Standpunkt zu vertreten. Agravain und deine Lehrer sagen, daß du Angst hast. Du hast Angst. Du bist ein Feigling. So nennen sie dich im Haus der Knaben. Das habe ich
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