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Der Fälscher aus dem Jenseits

Der Fälscher aus dem Jenseits

Titel: Der Fälscher aus dem Jenseits
Autoren: Pierre Bellemare
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verheiratet?«
    »Was glauben Sie denn? In zwölf Jahren hatte er Zeit, eine Menge zu tun! Seine geheime Hochzeit kommt auch ins Buch, zusammen mit einer Menge anderer echt sensationeller Dinge.«
    »Fabelhaft! Setzen Sie sich rasch an die Arbeit.«
    »Bin schon dabei. Ich hab eine Menge Interviewstunden auf Tonband.«
    William Marlow setzte sich also an die Arbeit, bloß war er nun einmal nicht fleißig. Er hätte alles selbst erledigen können, doch ging er trotzdem das Risiko ein, einen Komplizen anzuwerben. Dazu wählte er seinen alten Freund Gerald Cheney aus, der Dokumentalist war. Dem trug er auf, alles aufzustöbern, was je in der Presse über das Leben des Milliardärs erschienen war. Für den Rest, den geheimnisvollen Teil der letzten Jahre, wollte er auf seine Fantasie zurückgreifen, was ihm durchaus zuzutrauen war. William Marlow hatte es noch nie an Fantasie gefehlt.
    So führte er Monat für Monat ein streng geregeltes Leben. In regelmäßigen Abständen flog er nach Puerto Rico, angeblich um Interviews mit Howard Hughes aufzunehmen, in Wirklichkeit aber, um am Strand oder in den Bars der Luxushotels herumzulungern. Zurück in New York fand er dann auf seinem Schreibtisch einen Stapel Zeitungsartikel über Howard Hughes vor, die ihm Gerald Cheney gebracht hatte. So kam das Buch nach und nach voran.
    Der Verleger riskierte nicht, Marlow nach Puerto Rico verfolgen zu lassen, doch er zog immerhin ein paar diskrete Auskünfte in der Schweiz ein. Was er dort erfuhr, beruhigte ihn. William Marlow hatte das Geld nach Zürich überwiesen. Kurz darauf war eine hübsche Brünette gekommen, die sich als Helga R. Hughes vorstellte, um die ganze Summe abzuheben und auf ein Nummernkonto einzuzahlen.
    So verstrich das Jahr 1971. Weihnachten stand vor der Tür und William Marlow überlegte gerade, unter was für fantastischen Umständen Howard Hughes seine zukünftige Frau Helga kennen gelernt haben mochte, als in seiner New Yorker Wohnung das Telefon klingelte. Am Apparat war der Direktor von Life , der großen Zeitschrift, in der er den Artikel gelesen hatte, mit dem alles angefangen hatte.
    »Mr Marlow, wir wissen, dass Sie an den Memoiren von Howard Hughes arbeiten. Was halten Sie von 250 000 Dollar für einen Vorabdruck?«
    William Marlow sagte, dass er damit durchaus einverstanden sei. Angesichts dieser gewaltigen Summe, die ihm einfach gewährt wurde, ohne dass jemand auch nur eine einzige Zeile gelesen hatte, begriff er plötzlich, dass er zu bescheiden gewesen war. Er rief Mac-Graw-Hill an.
    »Dieser geldgierige Howard Hughes macht Probleme. Er verlangt zusätzlich eine Million Dollar!«
    Diesmal protestierte der Verleger. Er wurde sogar wütend.
    »Kommt gar nicht in Frage! Der bekommt keinen Cent mehr! Er hat unterschrieben. In diesem Land gibt es Gesetze, selbst für ihn!«
    »Dann zahlt er Ihnen seine 500 000 Dollar zurück und stoppt alles.«
    Daraufhin folgte eine lange Diskussion, in deren Verlauf Marlow versprach, »alles Mögliche zu tun, um Hughes zur Vernunft zu bringen«. Sofort bestieg er ein Flugzeug nach Puerto Rico. Als er eine Woche später zurückkehrte — erschöpft wie ein Mann, der harte Verhandlungen geführt hat verkündete er MacGraw-Hill triumphierend: »Sie können mir danken. Ich hab die Summe auf 850 000 Dollar heruntergehandelt. Aber darunter geht nichts mehr.«
    »In welcher Form will er bezahlt werden?«
    »Genauso wie letztes Mal. Ein Scheck auf meinen Namen, den seine Frau in der Schweiz einlöst.«
    »Na gut, aber das ist das letzte Mal!«
    Die Amerikaner gelten zu Recht als gute Geschäftsleute, und auch ihr größter Verleger machte da keine Ausnahme. Er war keineswegs verrückt, sondern wusste genau, dass die ganze Geschichte vielleicht nur frei erfunden war und dass Marlow ihn womöglich betrog. Doch dieses Risiko wollte er eingehen. Der Profit, den eine Biografie von Howard Hughes abwerfen würde, war so gewaltig, dass er sogar den Verlust von weiteren 850 000 Dollar rechtfertigte.
    Doch war er fest entschlossen, die Spur dieses neuen Schecks nicht zu verlieren. Ein Detektivbüro beschattete William Marlow. Es stellte fest, dass er wie beim ersten Mal eine Überweisung auf eine Züricher Bank vornahm. Dort organisierte man eine Überwachung. Wieder traf die entzückende Mrs Hughes ein, die das Geld auf ein Nummernkonto einzahlte. Es bedurfte jedoch keiner langen Nachforschungen, um herauszufinden, dass die angebliche Helga R. Hughes in Wirklichkeit Edna Marlow
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