Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)

Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)
Autoren: Stuart MacBride
Vom Netzwerk:
an ihrem Ohr. »Nein«, sagte sie, während sie mit einem Palmtop herumhantierte, »wir müssen sicherstellen, dass der Fall wasserdicht ist. Ich habe keine Lust, lästige Fragen zu beantworten, während ich am Strand liege und Cocktails schlürfe. Also, was ist denn nun mit diesen Einbrüchen in Bridge of Don? …« Er beschloss, sie nicht zu stören.
    Es dauerte nicht lange, bis die Antwort auf seine Frage in den Sektionssaal geschlurft kam, am Schritt ihres Spusi-Overalls herumnestelte und sich die Lunge aus dem Leib hustete. DI Steel, die leitende Ermittlungsbeamtin. Eine eins fünfundsiebzig große, nicht mehr ganz taufrische, faltenübersäte wandelnde Katastrophe, die nach kaltem Zigarettenrauch und Chanel Nr. 5 roch. »Laz!«, rief sie grinsend, kaum dass sie Logan entdeckt hatte. »Ist der nicht noch ’n bisschen frisch für Sie? Ich dachte, Sie haben Ihre Leichen lieber leicht abgehangen?«
    Logan ging nicht auf die Provokation ein. »Er wurde gestern Abend halb verblutet vor der Notaufnahme gefunden. Keine Zeugen. Mit seinem Hinterteil ist irgendetwas Furchtbares passiert.«
    »Ach nee?« Die DI zog eine Braue hoch. »Furchtbar im medizinischen Sinn oder furchtbar im Sinn von ›Ich habe nackt staubgesaugt und bin auf eine Statue von Queen Victoria gefallen‹?«
    »Queen Victoria.«
    Steel nickte weise. »Alles klar – hab mich schon gefragt, wieso sie mir den Fall übertragen haben. Also, können wir loslegen? Ich platze, wenn ich nicht bald eine rauchen darf.«
    Doc Fraser blickte von seinem Kreuzworträtsel auf, nahm den Stift aus dem Mund und stellte Steel die gleiche Frage wie Logan. Die DI legte den Kopf schief, dachte eine Weile mit gerunzelter Stirn nach und sagte dann: »Sodomie?«
    »Nee, es muss ein A drin sein. Wir warten noch auf Dr. MacAlister.«
    DI Steel nickte erneut. »Ah, dann wird’s also wieder eine von diesen Obduktionen.« Sie seufzte. »Also dann, Laz – erzählen Sie mir alles, was Sie darüber wissen.« Und so referierte Logan die Zeugenaussagen, die er am Abend zuvor aufgenommen hatte, während das Opfer im OP gewesen war, sowie den Inhalt der Unterlagen, die das Krankenhaus ihnen geschickt hatte. »Was ist mit der Videoüberwachung?«, fragte sie, als er geendet hatte.
    »Nichts, was wir gebrauchen könnten. Die Kennzeichen des Wagens sind unlesbar – vermutlich mit irgendwas abgedeckt –, der Fahrer trug ein Kapuzenshirt und eine Baseballkappe.«
    »Ah, Gangster-Chic. Haben wir die Automarke?«
    »Ein ziemlich verdreckter Volvo Kombi.«
    Steel produzierte mit den Lippen ein langgezogenes, ordinäres Geräusch. »Das war’s dann wohl mit dem ›einfachen Fall‹. Na ja, vielleicht kann Madame Tod uns ja was sagen, vorausgesetzt, sie taucht irgendwann noch auf!« Zehn Minuten später drohte Steel schon damit, Why Are We Waiting? zu singen.
    Um zwanzig nach zehn endlich schob sich Dr. Isobel MacAlister schwerfällig und mit leicht geröteten Wangen durch die Tür des Leichenschauhauses. Sie ignorierte DI Steel, die sie mit spöttischem Applaus und dem Ruf »Wal in Sicht!« begrüßte. Beim Anlegen ihrer Montur brauchte sie Hilfe, und die grüne Plastikschürze spannte sich straff über ihrem gewaltigen Bauch.
    »Okay«, sagte sie und schaltete ihr Diktaphon ein, »wir haben es mit einem unidentifizierten männlichen Leichnam zu tun, Alter Mitte bis Ende zwanzig …«
    Es war ein merkwürdiges Gefühl, einer hochschwangeren Rechtsmedizinerin bei der Arbeit zuzusehen. Und es wurde noch merkwürdiger, wenn Logan daran dachte, dass das Wesen, das da in ihrer Gebärmutter heranwuchs, sein Sprößling hätte sein können – wenn es anders gelaufen wäre. Aber das war es nun mal nicht. Und so empfand er keinen Vaterstolz, als er Isobel dabei zusah, wie sie wieder einmal eine Leiche aufschlitzte, sondern eine seltsame Mischung aus Bedauern und Erleichterung. Dazu gesellte sich noch Übelkeit, als sie ihren Assistenten anwies, den Urogenitalblock des Leichnams für sie herauszuwuchten.
    Hinterher versammelten sie sich bei Tee und Keksen im Büro der Rechtsmedizin. Isobel saß an ihrem Schreibtisch und klagte über die Hitze, und das, obwohl draußen der Februar seine übliche Nummer abzog und Eisregen gegen die Fensterscheiben schleuderte.
    »Sieht aus, als wäre ein ziemlich großer Gegenstand wiederholt mit Gewalt eingeführt worden«, sagte sie und konsultierte ihre Aufzeichnungen. »Durchmesser zehn bis zwölf Zentimeter, Länge mindestens fünfunddreißig Zentimeter. Der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher