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Der erotische Fremde

Der erotische Fremde

Titel: Der erotische Fremde
Autoren: Alexandra Sellers
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erschlagen."
    Die untergehende Sonne schickte ihre letzten Strahlen durch die offene Tür. Der Duft von frisch gemähtem Heu lag in der Luft. Mariel stieß einen wohligen Seufzer aus.
    Harry setzte die Umhängetasche ab und lächelte Mariel bewundernd an. „Du hast wirklich eine tolle Energie."
    Seine Anerkennung machte sie verlegen. Sein Turban war verloren gegangen, und sein Gesicht und sein nackter Oberkörper waren staub-und schweißverschmiert. Mariel war sicher, dass sie nicht anders aussah. Trotzdem sah er sie an, als sei sie unglaublich begehrenswert.
    „Als Erstes sollten wir Wasser finden."
    Mariel stütze sich auf den Ellenbogen. „Hier müsste irgendwo ein Wasserhahn sein. Ich habe einen Trog gesehen."
    „Ach ja?" Harry nahm einen schwarzen Plastikeimer und spähte vorsichtig hinaus, bevor er um die Scheune herumging.
    Kurz darauf beugte sie sic h über den gefüllten Wassereimer, schöpfte mit den Händen etwas Wasser, um zu trinken, und spülte sich dann das Gesicht ab. Harry holte einen weiteren Eimer Wasser und tat es ihr gleich.
    „Und jetzt lass mich deine Füße anschauen", sagte er und ging zu einem Regal, in dem einige Flaschen standen.
    „Hier ist ein Desinfektionsmittel." Er kehrte mit einer Flasche in der Hand zurück.
    „Aber das ist doch für Pferde gedacht."
    „Wir verdünnen es einfach", erklärte er, füllte den Eimer erneut mit frischem Wasser und schüttete einige Tropfen von dem Desinfektionsmittel hinein.
    Es war so intim hier allein mit Harry in dieser kleinen Scheune. Umso stärker stieg das inzwischen schon vertraute Gefühl schmerzlicher Sehnsucht in ihr hoch. Als sie dann Harrys Blick auffing, da wusste sie, dass es geschehen würde. Sie würden sich lieben - noch in dieser Nacht, hier in der Scheune.
    Sie lächelte zustimmend und sah, wie er in stillem Einverständnis die Lider senkte.
    Es gab keinen Grund zur Eile. Alles würde geschehen, wie es geschehen musste.
    Sie knöpfte die Pluderhose auf, krempelte die Hosenbeine hoch und stellte die Füße in das kühle Wasser. Was für eine Wohltat! Sie ließ es geschehen, dass Harry ihre Füße mit routinierten Bewegungen sauber rieb und auf etwaige Anzeichen einer Infektion untersuchte. Nachdem er sich ebenfalls die Füße gewaschen hatte, nahm er die Laterne vom Haken, denn inzwischen hatte die Dämmerung eingesetzt.
    Mariel spürte, dass er seine Ungeduld kaum noch beherrschen konnte, als er die Tür schloss und den Riegel vorschob. Dann nahm er die rote Tasche und stellte sie vor sich auf die Decke neben die Laterne.
    „Jetzt", sagte er. „Jetzt werden wir sehen."
    Sein Ausdruck war überaus ernst. Mariel dachte daran, was er ihr über die Rose erzählt hatte. Das Leben und das Glück vieler Menschen hinge davon ab, und plötzlich war sie selbst davon überzeugt.
    Er öffnete die Tasche. Sie enthielt eine blaue Plastiktüte. Harry zog sie heraus, schob die Tasche zur Seite und öffnete die Plastiktüte. Sie enthielt ein T-Shirt, das um etwas herumgewickelt war.
    Das ist ja wie bei diesen russischen Puppen, dachte Mariel.
    Das T-Shirt war um eine Zeitung herumgewickelt. Diese wie derum um einen kleinen rundlichen Gegenstand, der in braunes Packpapier gehüllt war. Harry hob den Gegenstand hoch, holte tief Luft und löste ihn schließlich aus dem braunen Papier.
    Es war ... eine Schneekugel. Eines von diesen halbkugelförmigen, mit Flüssigkeit gefüllten Dingern, in denen künstliche Schneeflocken herumwirbeln, wenn man sie schüttelte. So wie Harry es jetzt tat.
    Aber Mariel konnte dennoch erkennen, was sich in der Mitte der Kugel befand. Das also war die Rose.
    Verständnislos blickte sie darauf.
    Nun ja, es war sicher nicht ihr finanzieller Wert, der sie so be deutend machte. Mariel war sicher, dass man solche Dinger zu Tausenden für ein paar Euro das Stück kaufen konnte.
    „Ist sie das?" fragte sie überrascht. „Warum ist sie so ungeheuer wichtig, Harry?"
    Harry fing an zu lachen. Er ließ sich rücklings auf die Decke fallen und lachte und lachte. „Mein Gott, wir wissen ja, dass Ghasibs Leute nicht viel Verstand haben! Aber das? Wie kann jemand so blöde sein? Du fragst mich, ob das die Rose ist, Mariel? Nein, das ist sie nicht! Das ist eine Rose, aber sie ist Welten von dem entfernt, was wir die Al-Jawadi-Rose nennen. Doch diese beiden Idioten haben offenbar geglaubt..."
    Seine Bauchmuskeln vibrierten, er hörte immer noch nicht auf zu lachen. „Wenn man bedenkt, wie viele hier auf den Landstraßen
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