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Der Eroberer

Der Eroberer

Titel: Der Eroberer
Autoren: Brenda Joyce
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sich ihm ungeahnte Möglichkeiten! Die Schwester obendrein, um seine Stellung zu sichern!
    »Ein kluger Schachzug«, lobte Odo. »Diese Grenzgebiete zu sichern und zu halten ist keine leichte Aufgabe. Wenn einer das schafft, so ist Rolfe der richtige Mann.«
    »Ja, mit Rolfe im Norden und Roger in den walisischen Marken – Shrewsbury habe ich Roger gegeben«, erläuterte Wilhelm, »habe ich große Hoffnung, dass die Aufstände bald ein Ende nehmen.«
    Rolfe fasste sich und beugte das Knie. »Ich danke Euch, Messire.«
    Wilhelm lächelte. »Steht auf, Rolfe der Gnadenlose, steht auf! Bringt mir die Köpfe von Edwin und Morca, und Ihr erhaltet Durham noch dazu.«
    Nun waren alle Anwesenden vollends verblüfft, wobei Rolfe freilich daran zweifelte, dass der König Wort hielt.
    Damit würde seine Macht der des Königs gleichgestellt sein, und Wilhelm war beileibe kein Narr, dergleichen zuzulassen.
    Wenige Tage später brach Rolfe nach Aelfgar auf, um sein Land und seine Braut einzufordern, und stieß auf die Rebellen. Und nun entpuppte sich seine Braut als Spitzel der Sachsen und wurde zudem noch für eine Hexe gehalten. Rolfe lächelte. Er war kein abergläubischer Mensch. Wenn es so etwas wie Hexen geben sollte, so war er noch keiner begegnet. Die meisten angeblichen Hexen waren Schwindlerinnen, die leichtgläubige Bauerntölpel hereinlegten. Eine Hexe? Sie war keine Hexe, sie war eine Frau aus Fleisch und Blut. Selbst wenn sie eine Hexe wäre, so war sie zu allererst ein Weib. Sein Weib.
    Ein Spitzel der Sachen zu sein traute er ihr allerdings zu. Der Gedanke erzürnte Rolfe. Er war im Begriff, seine Ländereien zu übernehmen, und zwar als fremder Eindringling, von Feinden umgeben. Morcar und Edwin waren noch am Leben, hatten sich irgendwo verkrochen. Die Brüder würden es nicht tatenlos hinnehmen, ihren Besitz an einen Normannen zu verlieren. Sie würden um Aelfgar, ihr väterliches Erbe kämpfen. Die beiden Rebellen waren höchst gefährliche Gegner. Rolfe stand ein schwerer Kampf bevor, den er gewinnen würde – davon war er überzeugt; nicht umsonst wurde Rolfe der Gnadenlose genannt. Er war aus jedem Kampf bislang als Sieger hervorgegangen und mit Aelfgar und der Frau würde es nicht anders sein.
    Die Frau würde nur schwer zu zähmen sein, und ungezähmt wäre sie ein schmerzhafter Dorn in seinem Fleisch.
    Aber irgendwie fand er Gefallen an dem Gedanken, seine Braut zu zähmen. Und wieder spürte er, wie die Wollust seine Lenden spannte. Ihr Platz war an seiner Seite, ihre Aufgabe war es, ihm und seinen Bedürfnissen zu dienen.
    Ihr Platz war in seinem Haus, in seinem Bett. Sie würde lernen, vielleicht nicht sehr rasch, aber sie würde lernen.
    Sie hatte nicht gewusst, dass der König sie ihm zur Braut versprochen hatte. Die Nachricht war ein Schock für sie.
    Doch auch darüber würde sie hinwegkommen. Und wie würde sie es erst aufnehmen, wenn sie erfuhr, dass Rolfe von Warenne nun Herr von Aelfgar war? Er konnte es sich lebhaft vorstellen: Sie würde vor Wut schäumen.
    Seine Braut – seine Feindin.
    Das durfte er niemals vergessen.

Kapitel 4
    Alice sollte den Normannen heiraten.
    Ceidre ging erregt in dem engen Zelt auf und ab. Was hatte das zu bedeuten? Wie konnte das geschehen? Ceidre befürchtete das Schlimmste. Wenn Wilhelm ihre Schwester Alice dem Normannen versprochen hatte … Eiskaltes Entsetzen krallte sich in ihre Eingeweide. Wenn sie nur irgendeine Nachricht von ihren Brüdern hätte! Doch seit dem Niedergang von York vor einer Woche hatte sie kein Lebenszeichen erhalten. Sie weigerte sich, an das Schlimmste zu denken.
    Vielleicht, ja vielleicht hatte es eine erneute Versöhnung zwischen dem normannischen Eindringling und ihren Brüdern gegeben. Wie vor einem Jahr. Damals hatte Wilhelm ihren Brüdern verziehen; Edwin und Morcar hatten ihm erneut den Treueid geleistet. Vielleicht hatte Edwin dem Normannen Alice versprochen und dafür eine normannische Braut bekommen.
    Ceidre hoffte inständig, dass es sich so verhielt. Denn die andere Möglichkeit war zu grausam, um darüber nachzudenken: Enteignung … Tod …
    Sie stellte sich ihre Halbschwester neben dem Normannen in der Dorfkirche vor. Er, der goldfarbene, hochgewachsene, breitschultrige Riese – und sie so zierlich und dunkel. Sie und ihre jüngere Schwester hatten leider kein inniges Verhältnis zueinander. Doch Ceidre würde Alice niemals wünschen, an den Normannen gekettet zu sein. Der Gedanke ließ sie erschauern. Ungebeten
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