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Der Eroberer

Der Eroberer

Titel: Der Eroberer
Autoren: Brenda Joyce
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wie eine Gefangene!« entrüstete Ceidre sich.
    »Ihr seid mein Gast«, entgegnete er ungerührt. »Und Guy wird für Euer leibliches Wohl sorgen.« Er warf seinem Gefolgsmann einen flüchtigen Blick zu. »Aber Ihr habt meine Frage nicht beantwortet.«
    Sie war seine Gefangene, die Gefangene des verhassten Feindes. Vielleicht war er sogar einer von denen, die ihre Brüder gefangengenommen und möglicherweise gar getötet hatten! »Ich habe Euch bespitzelt«, antwortete sie schnippisch. »Was könnte ich sonst so weit von meinem Dorf entfernt zu schaffen haben?«
    »Stellt meine Geduld nicht auf eine zu harte Probe«, knirschte er.
    »Ich weiß um die Heilkraft der Kräuter«, entgegnete sie und sah ihn feindselig an. »Ich wollte die Sau verarzten.«
    »Eine Sau verarzten?« fragte er ungläubig.
    War er dumm oder taub? Beides natürlich, dieser normannische Hund. »ja«, feixte sie. »Ich bin eine Hexe, oder habt Ihr das bereits vergessen?«
    Seine Mundwinkel zogen sich unmerklich- hoch. »Euer Hexenzauber scheint nicht viel bewirkt zu haben. «
    Ceidre biss die Zähne aufeinander. Der Normanne machte sich über sie lustig. »Das Tier war eine gute Zuchtsau und litt unter Verstopfung. Sie hat gerade geworfen. Doch das zählt ja nun nicht mehr. «
    »Ihr seid vier Meilen gewandert, nur um eine Sau zu heilen?«
    »Viereinhalb.«
    Rolfe wandte sich an Guy. »C'est incroyable! Glaubst du ihr?« Er war unwillkürlich ins Französische verfallen.
    »Vielleicht sollten wir sie gehen lassen«, murmelte Guy. »Sonst spricht sie noch einen Hexenzauber über uns.«
    Rolfes Blick durchbohrte sie wie eine Lanzenspitze. »Was sie braucht, ist ein Ehemann und ein Bett, damit sie begreift, wo der Platz einer Frau ist.«
    Seine Augen verengten sich. »Guy, sie wusste, dass die Rebellen hier Unterschlupf fanden. Wer eignet sich besser als eine Frau, um heimliche Botschaften zu überbringen? Schau dir ihr Gewand an! Eine Sau heilen? Ich denke, sie hat sich als Bauernmagd verkleidet und ihren verräterischen Brüdern eine Nachricht zugesteckt! Ziemlich schlau von ihr zu denken, ich würde ihr die Spitzeldienste nicht abnehmen, wenn sie sie offen zugibt.«
    »Jesus«, entfuhr es Guy und beide Ritter wandten sich ihr wieder zu.
    Ceidre schlug die Augen hastig nieder, gab vor, nicht verstanden zu haben. Doch sie hatte verstanden. Warum nur hatte sie ihren Mund nicht gehalten? Wie konnte sie sich in diesen Kriegszeiten selbst als Spitzel bezichtigen, nur aus einer Laune heraus?
    Was würde nun aus ihr werden? Als Geisel war sie für die Normannen von Wert und solange sie glaubten, sie sei Alice, wäre sie vor Belästigungen sicher. Aber wenn man sie wirklich für eine Spionin hielt … Und was sollte das Gerede von Ehemann und Bett? Sie ahnte Schlimmes.
    »Meine Ehefrau verrichtet keine Spitzeldienste gegen meinen König«, fuhr Rolfe sie an. Sein lodernder Blick drohte sie zu versengen.
    Ceidre starrte ihn fassungslos an. »Ich verstehe nicht. «
    Rolfes Züge verdunkelten sich erneut wegen ihres Mangels an Respekt. »Bald werdet Ihr mich Gebieter nennen«, knurrte er. »Ob es Euch gefällt oder nicht.«
    »Nein!« schrie Ceidre entrüstet.
    »O ja«, erwiderte Rolfe. »Wir werden miteinander vermählt, meine Dame. Bald werdet Ihr meine Gemahlin sein.«
    Und er lächelte.

Kapitel 3
    Die Grafentochter Alice und Aelfgar waren der Lohn für Rolfes langjährige treue Dienste für seinen König.
    Vor einer knappen Woche, als Rolfe blutverschmiert und ermattet aus der Schlacht zurückgekehrt war, stapfte Wilhelm wutschnaubend in seinem Zelt auf und ab. Auch der König war verschwitzt und erschöpft vom Kampf, in dem die Normannen York von den Sachsen befreit und die Dänen zurück zur Küste und auf ihre Schiffe getrieben hatten. Sein bärtiges Gesicht war angespannt und hart, und Rolfe kannte den Grund. »Neuigkeiten?« fragte Wilhelm der Eroberer.
    »Die Sachsen sind vertrieben, Messire.«
    Ihre Blicke trafen einander. »Und die verdammten Verräter?« fragte Wilhelm düster.
    »Keine Spur von Edwin und Morcar«, berichtete Rolfe.
    Im Zelt waren nur noch Wilhelms Bruder, Bischof Odo und Roger von Montgomery, einer seiner mächtigsten Edelleute anwesend. »Hoffentlich, Messire«, meldete Odo sich nun zu Wort, »kennt Ihr diesmal keine Gnade. «
    Rolfe und Roger zuckten bei Odos unverblümter Bemerkung über die schmachvolle Vergangenheit zusammen. Bei Hastings hatten Edwin und Morcar nicht die Waffen gegen Wilhelm ergriffen, da sie durch
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