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Der Erl�ser

Titel: Der Erl�ser
Autoren: Jo Nesb�
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zu und trat zu seinem Bruder in die Sonne.
    Und sie richtete sich auf, zupfte sich das Heu vom Kleid und fühlte sich gleichermaßen erleichtert und beschämt. Erleichtert, weil Jon dem wilden Spiel ein Ende bereitet hatte. Und voller Scham, weil es so gewirkt hatte, als sei es für Robert mehr als nur ein Spiel gewesen.
    Später, beim Tischgebet vor dem Abendessen, blickte sie direkt in Roberts braune Augen und sah, wie seine Lippen ein Wort formten, das sie aber nicht verstand. Trotzdem begann sie zu kichern. Er war verrückt! Und sie war … Ja, was war sie? War auch sie verrückt? Verrückt und verliebt? Ja, verliebt, das war es wohl. Und nicht so, wie sie es mit zwölf oder dreizehn gewesen war. Jetzt war sie vierzehn, und auf einmal war alles größer, wichtiger, spannender.
    Sie spürte, wie das Lachen in ihr hochstieg, während sie auf der Matratze lag und versuchte, Löcher ins Dach zu starren.
    Tante Sarah grunzte und hörte auf zu schnarchen. Draußen heulte etwas. Eine Eule.
    Sie musste pinkeln.
    Eigentlich wollte sie nicht aufstehen, aber sie musste. Musste durch das nasse Gras laufen, vorbei an der Scheune, die sich dunkel und fremd vor dem Nachthimmel abzeichnete. Sie schloss die Augen, doch es half nichts. Sie kroch aus dem Schlafsack, schob die Füße in die Sandalen und schlich sich zur Tür.
    Ein paar Sterne waren jetzt am Himmel zu sehen, aber sie würdenbald verblassen, wenn in einer Stunde im Osten die Dämmerung begann. Die Luft strich ihr kühl über die Haut, während sie durch das Dunkel huschte und den unbekannten Geräuschen der Nacht lauschte. Insekten, die tagsüber still waren. Jagende Tiere. Rikard hatte behauptet, am Waldrand Füchse gesehen zu haben. Vielleicht waren es aber auch die gleichen Tiere wie tagsüber, die nachts einfach andere Geräusche machten. Sich veränderten. Irgendwie ein anderes Wesen annahmen.
    Das Plumpsklo stand für sich allein auf einer kleinen Anhöhe hinter der Scheune. Sie sah es aus dem Boden emporwachsen, als sie sich näherte. Das seltsame, schiefe Häuschen war aus rohen Brettern zusammengezimmert worden, die sich mit den Jahren verzogen hatten und rissig und grau geworden waren. Keine Fenster, bloß ein Herz in der Tür. Aber das Schlimmste an diesem Plumpsklo war, dass man nie wissen konnte, ob es nicht etwa besetzt war.
    Vielleicht hatte sie deshalb auch jetzt das unbestimmte Gefühl, dass jemand dort war. Sie hustete, damit sich der Betreffende bemerkbar machen konnte, der vielleicht auf dem Klo saß.
    Eine Elster flog von einem Ast am Waldrand auf. Ansonsten war es vollkommen still.
    Sie trat auf die steinernen Stufen. Packte den Holzklotz, der als Türgriff diente. Zog. Der schwarze Raum gähnte ihr entgegen.
    Sie atmete aus. Neben dem Sitz stand eine Taschenlampe, aber sie brauchte sie nicht einzuschalten. Sie klappte den Klodeckel hoch, ehe sie die Tür schloss und mit dem Haken verriegelte. Dann zog sie ihr Nachthemd hoch, streifte die Unterhose herunter und setzte sich. In der Stille, die folgte, glaubte sie etwas zu hören. Etwas, das weder Tier noch Elster, noch irgendein nachtaktives Insekt war. Etwas, das sich rasch durch das hohe Gras auf der Rückseite des Häuschens bewegte. Doch dann übertönte ihr Plätschern die Geräusche. Trotzdem schlug ihr das Herz bis zum Hals.
    Als sie fertig war, zog sie rasch die Unterhose hoch und blieb dann einen Moment lauschend in der Dunkelheit sitzen. Aber jetzt hörte sie nur noch das leise Rauschen der Baumkronen und das Pochen ihres eigenen Blutes in den Ohren. Sie wartete, bis sich ihr Puls wieder beruhigt hatte, löste den Haken und öffnete die Tür. Die dunkle Gestalt füllte beinahe die ganze Türöffnung aus. Er musste vollkommenstill auf den Stufen gewartet haben. Im nächsten Augenblick lag sie auch schon auf dem Klodeckel, während er sich über sie beugte und die Tür hinter sich zuzog.
    »Du?«, fragte sie.
    »Ich«, sagte er mit fremder, zitternder, belegter Stimme.
    Dann war er über ihr. Seine Augen funkelten in der Dunkelheit, während er ihre Unterlippe blutig biss und eine seiner Hände den Weg unter ihr Nachthemd fand und ihr den Slip herunterriss. Wie gelähmt lag sie unter der Klinge des Messers, das an ihrer Kehle brannte, während er mit dem Unterleib bereits wie ein liebestoller Hund auf sie einhämmerte, obwohl er noch nicht einmal seine Hose heruntergelassen hatte.
    »Ein Wort und ich schneid dich in Stücke«, flüsterte er.
    Und es kam kein einziges Wort über ihre
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