Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Entertainer

Der Entertainer

Titel: Der Entertainer
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
er wird sie…«
    »Was stört es dich?«
    »Es sind Menschen!«
    »Ja, es sind Menschen!« Madame lachte unmotiviert. »Es sind alles Menschen, aber ich will dir eines sagen, mein Kind. Wem sich andere Welten öffnen, der muß auch über seinen eigenen Schatten springen können, begreifst du das?«
    »Richtig.«
    »Schön, mein Kind. Deshalb lege die Schere zur Seite, und wir vergessen das Ganze.«
    Coco mied den direkten Blickkontakt mit dieser Frau. Sie wußte genau, daß Madame Oviano Macht über sie besaß, denn sie gehörte zu den Menschen, die die Kraft der Hypnose besaßen. Wenn sie die Voodoo-Königin einmal so weit kommen ließ, war alles aus.
    »Ich bin über meinen eigenen Schatten gesprungen, Madame.«
    »Ach ja?«
    »Sehr wohl sogar, und ich…«
    »Dann leg die Schere weg!«
    »Neiiinnnn…!« brüllte Coco und schrie noch einmal so gräßlich. Sie machte sich selbst Mut. Dann stieß sie zu! Und sie weinte wie nie zuvor…
    ***
    Maria Falanga lächelte. »Dann darf ich Ihnen eine gute Nacht wünschen,« sagte sie, als wir den Wagen verließen.
    »Gute Nacht?«
    »Ja, was ist daran so schlimm?«
    Ich winkte ab. »Nichts, wahrscheinlich. Eine nette Floskel. Wann hören wir wieder voneinander?«
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust. Vom Meer her wehte ein sehr warmer Wind. »Wir bleiben natürlich in Kontakt, das versteht sich. Ich werde Sie anrufen.«
    »Hoffentlich nicht, wenn es zu spät ist.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Wenn die nächste Leiche gefunden wird.«
    Ihre Augen bekamen einen harten Glanz, einen völlig anderen Ausdruck.
    »Meinen Sie, daß ich dabei bin?«
    Suko sprach für mich. »Das nicht, aber man wird Sie bestimmt informieren.«
    »Das kann sein.«
    »Dann geben Sie uns Bescheid.«
    »Wollten Sie nicht Cavaldos anrufen?«
    »Das werden wir auch machen. Nur kann ich mich auf ihn nicht verlassen. Bei ihm habe ich das Gefühl, daß er immer nebenher geht. Sie wissen, was ich meine.«
    »Er ist wie diese Stadt.«
    »Und wie ist er?«
    »Vergiß es.« Sie stieg ein, startete und brauste davon. Wir blieben noch vor dem Hotel stehen und schauten ihm nach.
    Es war einer dieser Luxus-Kästen, die in unmittelbarer Nähe des Strands lagen. Sie reckten sich wie umgestülpte Streichholzschachteln in den Himmel und warben mit ihrer Lage und dem phantastischen Blick aufs Meer. Auch die Sicherheit der Gäste war garantiert. Private Schutztruppen sorgten dafür.
    Ein Boy riß uns die Tür auf, als wir die Lobby betraten. Gekühlte Luft umgab uns. Sie glitt über unsere Gesichter wie das Lächeln des Personals.
    Hier versuchte man, dem Gast jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Das war auch nötig, denn Rio hatte durch seinen schlechten Ruf in der Touristikbranche an Attraktivität verloren.
    »Du willst dich doch nicht hinlegen?« fragte Suko. Neben einem Sessel war er stehengeblieben.
    Ich schaute gedankenverloren einer Frau im hautengen schwarzen Kleid nach. Was da unter dem Stoff wippte, war schon bewundernswert.
    »Nein, eigentlich nicht. Wir sollten uns zusammensetzen und noch einmal über den Fall reden. Zudem möchte ich auch mit Cavaldos zusammentreffen. Wir können wohl auf ihn nicht verzichten.«
    »Gehen wir in die Bar?«
    »Wohin sonst?«
    Wir waren nicht die einzigen Gäste in diesem tropisch eingerichteten Raum. Durch die großen Scheiben fiel der Blick über die breiten Strandboulevards hinweg bis hin zum Wasser, das in seiner langen Dünung gegen den Strand rollte und dort mit breiten, hellen Schaumstreifen auslief.
    An der Bartheke nahmen wir Platz. Unter anderem hatten sich auch dort drei glutäugige Schönheiten ausgebreitet, die uns nicht interessierten. Sollten sie sich andere Kunden angeln.
    Ein strahlender Keeper, schwarz wie Ebenholz, erkundigte sich nach unseren Wünschen.
    »Bacardi spezial«, bestellte ich.
    Suko nahm Mangosaft mit Angostura.
    Ich legte die Schachtel mit den Zigaretten auf die Theke und schaute gegen das Licht. »Es ist so, als hätten wir etwas übersehen, Alter. Oder denkst du anders darüber?«
    »Was denn?«
    »Ich weiß es nicht. Aber mich stört es, verflucht noch mal. Mich stört es echt.«
    »Keine Lösung?«
    »Nein.« Ich klemmte mir ein Stäbchen zwischen die Lippen, bekam Feuer vom Keeper, der auch unsere Drinks gemixt hatte und sie vor uns hinstellte.
    »Danke.«
    »Wie geht es weiter?«
    Ich blies Rauch in Richtung Decke. »Dieser Besuch bei der Voodoo-Königin kam mir vor, als wäre er irgendwann einmal geprobt worden. Das wirkte wie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher