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Der Engel Der Kurie

Titel: Der Engel Der Kurie
Autoren: Georg Brun
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geraten, rannte sie, so schnell sie konnte, zurück zu Luigi und berichtete ihm, was sie gehört hatte. Luigi verschloß seine Sachen in einer Lade unter dem Schreibpult und verließ mit Serena den Borgo, um sofort mit der Suche nach Claudias Villa am Esquilino zu beginnen. Er ließ sich den fremden Mann beschreiben und nickte: »Das war Fabricio Casale. Es ist ungewöhnlich, daß er seine Schreibstube verläßt, und noch bemerkenswerter, daß er auf offener Straße solche Angelegenheiten bespricht. Aber da siehst du, was von Monsignore Trippa zu halten ist. Wetten, die beiden stricken am nächsten Komplott?«
    »Mit dir wette ich über solche Sachen nicht. Das Schlimme ist, daß es schon wieder keinen Frieden für Rom gibt. Trippa spioniert Jakob hinterher. Er muß so schnell wie möglich die Stadt verlassen.«
    »Kann Jakob denn inzwischen wieder richtig laufen?«
    »Es ist ein Jammer; wenn er von der Unterkirche heraufkommt, ist er vollkommen außer Atem. Er kann unmöglich die lange Wanderung nach Bayern auf sich nehmen.«
    »Wir müssen ihm ein Pferd besorgen.«
    Sie liefen durch die Stadt und erreichten bald die Rückseite des Esquilino, wo sie eine Villa nach der anderen in Augenschein nahmen und nach den Besitzern fragten. Bereits beim fünften Haus hatten sie Glück, und nach einem kurzen Disput mit einem breitschultrigen Hausknecht wurden sie eingelassen.
    »Wie habt ihr mich gefunden?« fragte Claudia die beiden überrascht und führte sie in ein kleines Zimmer auf der dem Garten zugewandten Seite. Serena gab das belauschte Gespräch wieder, und Claudia erbleichte. »Sie wollen mich nicht in Ruhe lassen«, flüsterte sie. »Ich lasse mich nicht mehr von ihnen beherrschen, nein, weder als Cortigiana noch als Ruffiana will ich weiterleben; ich bin eine Signora onesta!« Ihre Stimme klang kämpferisch. Sie bat Serena und Luigi, kurz auf sie zu warten, und ging hinaus.
    Nach einiger Zeit kehrte sie in Männerkleidung zurück.
    »Ich werde euch sofort zu Jakob begleiten. Gehen wir.«
    Jakob sprang von seiner Pritsche auf, als er Claudia erkannte, und breitete die Arme aus. Die Umarmung der beiden dauerte so lange an, daß Serena und Luigi einander peinlich berührt ansahen. Endlich vermochte Jakob sich zu lösen. »Schön, daß du da bist«, sagte er leise und schaute Claudia an.
    Ihre blauen Augen funkelten. »Du bist mager geworden«, sagte sie, und dann, nachdem Serena kurz berichtet hatte, was vorgefallen war, beschlossen sie, zum Paladin hinaufzugehen. Jakob wollte Claudia seinen Lieblingsplatz zeigen.
    Sie setzten sich auf den Marmorblock und blickten auf die Kaiserforen hinab, sahen das Kolosseum, rechter Hand den Monte Celio und links das Häusermeer der Stadt und hatten doch für das alles keinen rechten Blick. Still lauschte Claudia Jakobs Schilderung und durchlitt mit ihm noch einmal, was er durchgemacht hatte. Ja, der Bader hatte keine zwei Quattrini mehr auf den Verletzten wetten wollen, dessen rechte Lunge von dem Messerstich arg verletzt worden war. Von seinen Fieberträumen sprach Jakob zögernd. Flüsternd gestand er, im Gedanken an den Tod nichts weiter gewünscht zu haben, als sie zu umarmen und zu küssen. Er schloß die Augen und meinte, vor Scham in der Erde versinken zu müssen. Doch dann spürte er, wie Claudia sich über ihn beugte und sich ihre Lippen ganz sanft, als wollten sie einen Schmetterling berühren, auf seinen Mund legten.
    Die Nacht vom 25. auf den 26. April des Jahres 1527 verbrachten Jakob und Claudia im ehemaligen Versteck von Cesare am Monte Celio. Sie schmiegten sich aneinander auf den alten Strohmatten der Jungen und vergaßen die Welt, in welcher Clemens von dem Vizekönig abrückte und ankündigte, Rom gegen jeden auf der Welt zu verteidigen. In Florenz bereiteten die Freunde der Republik einen Umsturz vor, bei Siena schirrten die Söldner des Kaisers ihre Pferde, vor Palestrina sammelten sich die Truppen der Colonna. Wie sich auf dem Meer allmählich Wolken zusammenballen und immer dichter werden und schließlich, wenn sie das Land erreichen, von dräuender Gewitterschwärze sind, so verstärkten sich die Kräfte gegen das päpstliche Rom in dieser Nacht.
    Als dann der Morgen graute, nahmen Claudia und Jakob voneinander Abschied. Sie schworen, ihr Geheimnis zu hüten, was immer kommen möge. Claudia kehrte in ihre Villa zurück und versprach Jakob, nichts zu tun, was ihr Leben gefährden könnte, sondern eher den Wünschen des Casale nachzukommen, als durch eine
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