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Der Engel Der Kurie

Titel: Der Engel Der Kurie
Autoren: Georg Brun
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und als er sich ausmalte, im Kerker zu sitzen und von der Angst vor der Folter aufgefressen zu werden, als er sah, wie er vom Henker in den Strick geworfen wurde, da strömten die Tränen in seine Augen, weil er nicht Abschied nehmen wollte von Claudia, nicht so, nicht ohne sie wenigstens noch einmal in den Armen gehalten und geküßt zu haben.
    Ambrogio trat von hinten an ihn heran und legte ihm die Hand auf die Schulter.
    »Ist es so schwer?«
    Jakob zählte still bis zehn, dann hatte er sich hinlänglich in der Gewalt und antwortete: »Niemals würde ich einen Meineid schwören.« Er blickte auf und sah Ambrogio fest in die Augen. Farnese zitterte. Jakob griff tief in seine Tasche und zog den Brief des Boten hervor. »Dies muß Euch als Beweis genügen.« Er drückte das Papier in Ambrogios Hand und verließ die Villa wortlos.
    Während sich Luigi und Massimiliano die Zeit bei der Porta del Popolo vertrieben, suchten Cesare und Filippo nach Jakob; doch sie trafen ihn weder beim Collegio Teutonico noch auf dem Campo de Fiori an, und Serena, bei der Cesare besonders gern nachfragte, hatte ihn ebenfalls nicht gesehen. Sie freute sich über Cesares Anwesenheit, und Filippo, der spürte, wie gern die beiden alleine gewesen wären, verabschiedete sich leise und rannte zum Pantheon in der Hoffnung, im Trubel vor der Kirche ein Opfer zu finden, das er um seinen Beutel erleichtern konnte. Ehe Cesare, der zunächst nur Augen für Serena hatte, reagieren konnte, war der Freund verschwunden. Serena ihrerseits hätte Cesare zu gern gleich hier in den Arm genommen, aber sie wußte, daß Apollonia mit Argusaugen über ihre Unschuld wachte, für die sie Jakob ihr Wort verpfändet hatte.
    Also rief Serena in die Kammer der alten Kupplerin, sie gehe mit Cesare rasch auf den Campo de Fiori, und noch während Apollonia ihre Zustimmung brummte, schlüpfte sie in ihre Wolljacke und eilte mit Cesare die Treppe hinunter. Unten überfiel sie Befangenheit, und sie gingen mit einem halben Schritt Abstand nebeneinander her.
    Cesare wollte Jakob unbedingt von ihrer morgendlichen Beobachtung berichten und hoffte, den Mönch im Laufe des Tages bei Giuseppe anzutreffen.
    Sie schlenderten an den Gemüseständen entlang, schwatzten einem Marktweib einige Rüben ab, die knackten, wenn man hineinbiß, und überlegten, was Bischof Frangipane bewogen habe, mit einer Schar von Colonna-Söldnern die Stadt zu verlassen. Dabei drehten und wendeten sie die Frage hin und her, ob Frangipane mit Ennea unter einer Decke steckte oder nicht, und spekulierten über die höhere Gerechtigkeit, von der vor allem Serena hoffte, sie werde Bibianas Mörder ereilen. Unversehens wandte sich ihr Gespräch der Zukunft zu, und scheu fragte Cesare, wie Serena sich die nächsten Monate vorstelle. Unausgesprochen schwang seine Angst mit, sie könnte sich eines Tages von Apollonia überreden lassen, eine erfolgreiche Cortigiana zu werden.
    Serena lächelte sanft, als sie Cesares Angst erkannte. »Mach dir keine Sorgen. Ich werde mich nicht verkaufen; ich bin im Haushalt eines Orsini groß geworden und kann die Dienste einer Magd ebenso verrichten wie die einer Kammerzofe. Aber sag, was sind deine Pläne?«
    Cesare zuckte mit den Achseln. »Seit meine Mutter gestorben ist, schlage ich mich ohne ein Dach über dem Kopf durch, aber ich bin kräftig. Ich könnte bei jeder Bauhütte anheuern; von meiner Mutter habe ich Lesen und Schreiben gelernt, und ich bin gut im Rechnen, vielleicht nimmt mich auch ein Kaufmann.«
    »Das ist doch nicht schlecht«, munterte ihn Serena auf. »Wenn du fleißig und gewissenhaft bist, kannst du hinreichend Geld verdienen.« Sie begann von Olevano und der Zeit zu erzählen, da sie mit ihrer Mutter glücklich gewesen war. In Serenas Pausen hinein wob Cesare seine Geschichte von dem Vater, der für die Genuesen zur See gefahren und eines Tages nicht mehr heimgekehrt war.
    Plötzlich bemerkten sie, daß die Dämmerung hereingebrochen war. Sie hatten den halben Tag mit Reden verbracht, ohne daß Jakob aufgetaucht war. Eilig machten sie sich auf, Luigi und Massimiliano an der Porta del Popolo zu treffen, falls die beiden überhaupt noch dort auf sie warteten.
    »Du hast die seltene Gabe, die Kurie zu verwirren«, stellte der Ordensgeneral fest und wies Jakob auf einen Stuhl am Fenster.
    Der Blick ging unmittelbar auf den Platz vor Sankt Peter hinaus, wo nun, am frühen Nachmittag, lebhafter Betrieb herrschte. Mit raschen Schritten und gebeugten Köpfen
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