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Der elektrische Mönch

Der elektrische Mönch

Titel: Der elektrische Mönch
Autoren: Douglas Adams
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entfernten Teil des Raumschiffs davoneilten.
    Richard taumelte gegen die Wand.
    Dirk sprang herzu, um ihn aufzufangen.
    »Na na«, sagte er barsch, »was ist denn? Kannst du die Musik nicht ertragen? Ist 'n bißchen laut, nicht? Herrgott nochmal, reiß dich doch zusammen. Es gibt hier etwas, was ich noch nicht verstehe. Es stimmt was nicht. Komm mit -«
    Er zog ihn hinter sich her, und dann mußte er ihn stüt­zen, als Richards Sinne immer stärker der überwältigenden Last der Musik nachgaben. Die Visionen, die durch die Mil­lionen Fasern elektrisierender Musik in sein Inneres hinein­gewoben wurden, während sie durch ihn hindurchzogen, spiegelten ein immer gewaltigeres Chaos wider, aber je rie­siger das Chaos wuchs, desto genauer paßte es mit dem üb­rigen Chaos und dem nächstgrößeren Chaos zusammen, bis alles zu einem riesigen explodierende Knäuel aus Harmonien wurde, das sich rascher in seinem Hirn ausdehnte, als es irgendein Hirn zu fassen vermochte. Und dann war alles viel einfacher.
    Eine einzelne Melodie tanzte ihm durch den Kopf, und seine ganze Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf sie. Es war eine Melodie, die durch die magische Flut nach oben brodelte, sie formte, sie gestaltete, aus ihr riesengroß her­vorwuchs, aus ihr klitzeklein hervorwuchs und ihr inner­stes Wesen war. Sie hüpfte und trällerte dahin, eine kleine muntere Melodie zunächst, wurde dann langsamer, dann tanzte sie wieder, aber mit mehr Mühe, sie schien in Stru­deln aus Zweifeln und Verwirrungen steckenzubleiben und offenbarte dann plötzlich, daß die Strudel nur die ersten Kräuselungen einer gewaltigen neuen Welle aus Energie waren, die freudig aus der Tiefe hochbrandete.
    Richard fiel ganz, ganz langsam in Ohnmacht.
     
    Er hatte das Gefühl, er sei ein alter, in Paraffin getauchter Schwamm, den man zum Trocken in die Sonne gelegt hat.
    Er fühlte sich wie der Körper eines alten Pferdes, das in der Sonne schmort. Er träumte von Öl, fein und wohlrie­chend, von dunklen, wogenden Meeren. Er lag an einem weißen Strand, berauscht von Fisch, betäubt vom Sand, gebleicht, schläfrig, gebeutelt vom Licht, versinkend, die Dichte von Dampfwolken in fernen Sternennebeln schät­zend, wirbelte er in schalem Ergötzen umher. Er war eine Pumpe, die im Frühling frisches Wasser spuckte, in einen Haufen stark riechendes, frischgemähtes Gras spieh. Ge­räusche, fast ungehört, brannten weg wie ferner Schlaf.
    Er rannte und fiel hin. Die Lichter eines Hafens schwirrten in die Nacht. Das Meer klatschte wie ein düsteres Gespenst unendlich schwach auf den Sand, schimmernd, unbewußt. Draußen, wo es tiefer und kälter war, versank er mühelos, während die schwere See wie Öl um seine Ohren schwoll, und er wurde nur durch ein fernes Brr-brr gestört, als klin­gele ein Telefon.
    Er wußte, er hatte der Musik des Lebens selber gelauscht. Der Musik des Lichts, das auf dem Wasser tanzt, das vom Wind und den Gezeiten gekräuselt wird, des Lebens, das durchs Wasser zieht, des Lebens, das sich an Land bewegt, gewärmt vom Licht.
    Er lag noch immer sehr still da. Er wurde noch immer von einem fernen Brr-brr gestört, als klingele ein Telefon.
    Allmählich wurde ihm bewußt, daß das ferne Brr-brr wie von einem klingelnden Telefon ein klingelndes Telefon war.
    Er setzte sich mit einem Ruck auf.
    Er lag auf einem kleinen, zerwühlten Bett in einem klei­nen, unordentlichen, getäfelten Zimmer, von dem er wußte, daß er es kannte, aber er konnte es nicht unterbringen. Es war mit Büchern und Schuhen vollgestopft. Er blinzelte es an und hatte keine Ahnung.
    Das Telefon neben dem Bett klingelte. Er griff zum Hörer.
    »Hallo?« sagte er.
    »Richard!« Es war Susans Stimme, aufs äußerste beun­ruhigt. Er schüttelte den Kopf und erinnerte sich an nichts Brauchbares.
    »Hallo?« sagte er nochmal.
    »Richard, bist du's?
Wo bist du

    »Äh, warte mal, ich geh mal nachsehen.«
    Er legte das Telefon auf die zerwühlten Laken, wo es wei­terkrächzte, stieg torkelnd aus dem Bett, taumelte zur Tür und öffnete sie.
    Dort war ein Badezimmer. Er nahm es argwöhnisch in Augenschein. Wieder erkannte er es, hatte aber das Gefühl, irgendwas fehlte. Ah ja. Eigentlich sollte ein Pferd drin ste­hen. Zumindest hatte letztesmal ein Pferd drin gestanden, als er das Bad gesehen hatte. Er ging quer durchs Badezim­mer und zu der anderen Tür hinaus. Zitterig fand er den Weg die Treppe hinunter und in Regs großes Zimmer.
    Als er dort ankam, war er
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