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Der elektrische Mönch

Der elektrische Mönch

Titel: Der elektrische Mönch
Autoren: Douglas Adams
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und wieder schickte es Teile davon zurück, wenn es meinte, sie könnten helfen, wenn es meinte, sie würden empfangen werden. Aber anson­sten beobachtete es, horchte es, zeichnete es auf. Weder das Schwappen einer Welle noch das Schlagen eines Herzens entging seiner Aufmerksamkeit.
    Im übrigen hatte sich seit vier Millarden Jahren in seinem Innern nichts bewegt, außer der Luft, die noch immer zir­kulierte, und den Staubteilchen in der Luft, die tanzten und tanzten und tanzten und tanzten ... und tanzten.
    Es war nur eine ganz leichte Unruhe, die es jetzt befiel. Leise, ohne jeden Wirbel, wie ein Tautropfen, der aus der Luft auf ein Blatt fällt, erschien in einer Wand, die vier Mil­liarden Jahre lang leer und graugewesen war, eine Tür. Eine schlichte, normale, weiße, paneelierte Tür mit einem kleinen eingedellten Messingknopf.
    Auch dieses lautlose Ereignis wurde aufgezeichnet und in den ständigen Datenverarbeitungsstrom aufgenommen, mit dem das Raumschiff ununterbrochen beschäftigt war. Nicht nur die Ankunft der Tür, sondern auch die Ankunft der Leute hinter der Tür, wie sie aussahen, wie sie sich be­wegten, was sie über ihre Anwesenheit dort empfanden. AI­les verarbeitet, alles aufgezeichnet, alles transformiert.
    Nachdem ein, zwei Augenblicke verstrichen waren, ging die Tür auf.
    In der Offnung war ein Zimmer zu sehen, das keinem in dem Raumschiff glich. Ein Zimmer mit Holzfußboden, abgenutzten Polstermöbeln, ein Zimmer, in dem ein Kamin­feuer tanzte. Und während das Feuer tanzte, tanzten seine Daten in die Computer des Schiffes, und die Staubteilchen in der Luft tanzten mit ihm.
    Eine Gestalt stand in der Tür - eine massige, düstere Ge­stalt, in deren Augen jetzt ein merkwürdiges Licht flackerte. Sie trat über die Schwelle in das Schiff, und ihr Gesicht war plötzlich von einer Ruhe überzogen, nach der sie sich ge­sehnt, die sie aber niemals wieder zu empfinden gemeint hatte.
    Hinter ihr trat ein kleinerer, älterer Mann vor, dessen Haar weiß und widerspenstig war. Er blieb stehen und blin­zelte erstaunt, als er aus dem Bezirk seines Zimmers in den des Raumschiffs hinüberwechselte. Ihm folgte, ungeduldig und nervös, ein Dritter in einem weiten Ledermantel, der um ihn herumschlackerte. Auch er blieb stehen, durch ir­gendwas verwirrt, was er nicht begriff. Mit dem Ausdruck tiefster Verwunderung ging er weiter und sah sich zwischen den grauen, staubigen Wänden des alten Raumschiffs um.
    Zum Schluß kam ein vierter Mann herein, der lang und dünn war. Er bückte sich, als er durch die Tür trat, und dann blieb er plötzlich stehen, als wenn er gegen eine Wand ge­laufen wäre.
    Er war gegen eine Wand gelaufen - gewissermaßen.
    Er stand wie versteinert da. Wenn ihm jemand in dem Mo­ment ins Gesicht gesehen hätte, wäre ihm völlig klar gewe­sen, daß diesem Menschen in diesem Augenblick das aller­erstaunlichste Erlebnis seines ganzen Lebens widerfuhr.
    Als er sich allmählich wieder zu rühren begann, geschah es in einer sonderbaren Art, als würde er sehr langsam schwimmen. Jede kleinste Bewegung seines Kopfes schien neue Ströme der Ehrfurcht und Verwunderung in sein Ge­sicht zu zaubern. Tränen stiegen ihm in die Augen, und vor keuchendem Erstaunen verschlug es ihm den Atem.
    Dirk drehte ich um und sah ihn an, um ihn zur Eile zu treiben. »Was ist?« rief er über den Lärm hinweg.
    »Die ... Musik. ..«, flüsterte Richard.
    Die Luft war mit Musik erfüllt. So angefüllt erschien sie, daß für nichts mehr Platz war. Und jedes kleinste Luftteil­chen schien seine eigene Musik zu haben, so daß, als Richard den Kopf bewegte, er eine neue und andere Musik hörte, obwohl diese neue und andere Musik vollkommen mit der Musik zusammenpaßte, die neben ihr in der Luft schwamm.
    Die Abstimmungen der einen mit der anderen waren vollendet - erstaunliche Sprünge zu entfernten Tonarten wurden mühelos im bloßen Drehen des Kopfes erreicht. Neue Themen, neue Melodieverläufe, alle vollkommen und wundervoll bemessen, mischten sich unablässig in das bestehende Gewebe. Riesige, langsame Wellen der Be­wegung, schnellere Tänze, die durch sie hindurchrieselten, winzige, funkelnde Hüpfer, die auf den Tänzen herumtanz­ten, lange, ineinander verschlungene Harmonien, deren En­den ihren Anfängen so ähnlich waren, daß sie, umeinander wirbelnd, sich überlagerten, sich von innen nach außen, von oben nach unten kehrten und dann auf dem Rücken wie­der einer anderen Tanzweise in einen
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