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Der elektrische Mönch

Der elektrische Mönch

Titel: Der elektrische Mönch
Autoren: Douglas Adams
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1977?«
    »Naja, was wir 1977 einen Computer nannten, war eher so was wie ein elektrischer Abakus, aber ...«
    »Oh, bitte, machen Sie den Abakus nicht schlecht«, sagte Reg. »In erfahrenen Händen ist er ein sehr raffiniertes Re­chengerät. Außerdem benötigt er keinen Strom, kann aus allen Dingen hergestellt werden, die man bei der Hand hat, und macht nicht mitten in einer wichtigen Arbeit piep.«
    »Dann wäre ein elektrischer besonders sinnlos«, sagte Ri­chard.
    »Wohl wahr«, räumte Reg ein.
    »Es gab wirklich nicht viel, was diese Maschine machen konnte, was man nicht selber in der halben Zeit mit sehr viel weniger Anstrengung machen konnte«, sagte Richard, »aber andererseits war sie sehr zweckmäßig, weil sie so ein langsamer und dummer Schüler war.«
    Reg sah ihn spöttisch an.
    »Ich hatte keine Ahnung, daß sie so selten waren«, sagte er. »Wenn ich von hier, wo ich sitze, mit Brotkügelchen schmeiße, würde ich ein Dutzend Besitzer treffen.«
    »Sicherlich. Aber sehen Sie's mal so. Was ist denn wirklich der Grund, warum man versucht, jemandem irgend etwas beizubringen?«
    Auf diese Frage schien sich rechts und links am Tisch ein gleichgesinntes Beifallsgemurmel zu erheben.
    Richard fuhr fort. »Ich meine, wenn man wirklich etwas begreifen möchte, ist der beste Weg der, daß man versucht, es jemand anderem zu erklären. Das zwingt einen, sich im eigenen Kopf darüber klar zu werden. Und je langsa­mer und dümmer der Schüler ist, desto weiter muß man das Problem in immer einfachere Gedanken unterteilen. Und das ist eigentlich das Grundprinzip des Programmie­rens. Wenn man einen komplizierten Gedanken in kleine Schrittchen gegliedert hat, mit denen sogar eine dumme Maschine umgehen kann, hat man bestimmt selber etwas davon begriffen. Normalerweise lernt der Lehrer mehr als der Schüler. Ist das nicht so?«
    »Es wäre schwierig, viel weniger als meine Schüler zu lernen«, kam ein tiefes Brummen von irgendwo am Tisch, »ohne mich einer Lobotomie zu unterziehen.«
    »Ich mühte mich jedenfalls damals ganze Tage damit ab, meine Referate auf diesem 16K-Apparat zu schreiben, für die ich auf einer Schreibmaschine ein paar Stunden gebraucht hätte. Aber was mich daran reizte, war der Ver­such, der Maschine genau zu erklären, was ich von ihr wollte. Ich schrieb mir im Grunde mein eigenes Textpro­gramm in BASIC. Ein simpler Such- und Austauschbefehl nahm ungefähr drei Stunden in Anspruch.«
    »Ich weiß im Moment gar nicht, haben Sie eigentlich über­haupt jemals irgendwelche Referate fertig bekommen?«
    »Nun ja, eigentlich nicht. Keine richtigen Referate, aber die Gründe dafür waren absolut faszinierend. Zum Beispiel entdeckte ich, daß ... «
    Er unterbrach sich und lachte vor sich hin.
    »Ich spielte auch Keyboards in einer Rockgruppe. Natür­lich«, fügte er hinzu, »half das nicht viel.«
    »Ach, das habe ich gar nicht gewußt«, sagte Reg. »Ihre Vergangenheit enthält dunklere Partien, als ich für mög­lich gehalten hätte. Eine Eigenschaft, möchte ich anmerken, die sie mit dieser Suppe teilt.« Er wischte sich den Mund sehr sorgfältig mit seiner Serviette. »Ich muß irgendwann mal ein ernstes Wort mit der Küchenmannschaft reden. Ich würde gerne sichergehen, daß sie die rechten Dinge be­halten und die richtigen wegwerfen. So. Eine Rockgruppe, sagen Sie. Tja, ja, ja. Großer Gott.«
    »Ja«, sagte Richard. »Wir nannten uns >Die Ziemlich Gute Band<, was wir in Wirklichkeit nicht waren. Unser Ziel war es, die Beatles der frühen Achtziger zu werden, aber wir er­hielten einen viel besseren finanziellen und juristischen Rat, als ihn die Beatles je bekamen, und der lautete im wesent­lichen: >Macht euch keine Sorge!< Und das taten wir dann auch nicht. Ich ging aus Cambridge weg und hungerte drei Jahre.«
    »Aber habe ich Sie in der Zeit nicht mal zufällig getrof­fen«, sagte Reg, »und Sie behaupteten, Sie verdienten sehr viel Geld?«
    »Als Straßenfeger, ja. Es lag furchtbar viel Dreck auf den Straßen. Mehr als genug, hatte ich das Gefühl, um für ein ganzes Leben zu reichen. Aber ich wurde gefeuert, weil ich meinen Dreck einem anderen Straßenfeger auf den Weg fegte.«
    Reg schüttelte den Kopf. »Der falsche Beruf für Sie, da bin ich sicher. Es gibt genug Beschäftigungen, wo so ein Verhal­ten rasche Beförderung garantieren würde.«
    »Ich habe einige Berufe durchprobiert - aber keiner hat mich besonders beeindruckt. Und ich blieb auch in keinem sehr lange, weil ich
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