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Der Eiserne Rat

Der Eiserne Rat

Titel: Der Eiserne Rat
Autoren: China Miéville
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diesem Augenblick gefangen ist. Man kann ganz dicht herantreten, ist nur eine Handbreit getrennt von den Wölbungen um die gehörnten Tierschädel, die gezückten Schwerter der kampfbereiten Besatzung, die wartet; noch einen Schritt näher, und man kann sie genau betrachten, die Dirimisten, die dem Feind entgegenschauen, rufend, brüllend die Waffen schwenken.
    Der da ist Thick Shanks. Der riesige, altersgraue Kaktusmann, der da, am Fenster der Lokomotive. Er hat geholfen, den Eisernen Rat zu erschaffen, damals, vor langer Zeit. Hier kommt er und bringt ihn zurück nach Hause.
    Man besichtigt sie in fester Reihenfolge, die Dirimisten, denen der Volksmund Namen gegeben hat. Da ist Spucker, dessen lautlos schreiender Mund von einem parabelförmigen Strang aus Speicheltropfen umgeben ist. Da ist Frosch, mitten im Sprung von einem Wagendach zum anderen, und da ist der Meisterschütze, aus dessen Gewehr eine Kugel gekommen ist und sechs Zoll vor der Mündung in der Luft hängt. Es ist üblich, stehen zu bleiben und mit der Hand zwischen Lauf und Projektil hindurchzustreichen.
    Manche von uns haben den einen oder anderen Dirimisten gekannt. Da ist eine Frau, die oft herkommt und immer mit demselben Mann spricht, ihrem Vater, der endlich heimgekehrt ist, doch in einer anderen Zeit als der ihren. Sie ist nicht die Einzige, die Familienangehörige besucht.
    Der efeubewachsene Geschützturm umgeben von Roststaub und Rauch, die Viehwaggons umfunktioniert zu Massenunterkünften, getäfelte Laborwagen, Kantinen, Arsenale und Kirche, hier offene, mit Erde gefüllte Flachwagen, Gärten und ein Friedhof mit seinem Zenotaph, ein aus Treibholz selbst gebauter Waggon und der wulstige Gallertsack mit seinen drei Nuklei, der von einem Vorratswagen mit drei Insassen übrig blieb, nachdem ein Keim des Torques nachträglich seine Wirkung entfaltet hatte, die hintere Lokomotive mit den gefletschten Zähnen aus Stahl, wo der Augenblick endet. Dies ist der Eiserne Rat. In der Stunde unserer größten Not wird er kommen, um uns zu retten.
    Wir spielen bei diesen Wagen, wir kommen sie besuchen. Einige kommen, um zu beten. Rings um den Eisernen Rat ist der Boden besät mit Zetteln, Karten, Täfelchen, auf denen Bitten geschrieben stehen.
    Die Miliz und ihre Wissenschaftler und ihre Thaumaturgen versuchen, die im Innern des Augenblicks mit Waffen zu erreichen, mit schädlichen Zaubern, aber der Zeitgolem hat nur den Befehl zu sein und bleibt unverletzt von ihren armseligen Attacken. Wir kommen wieder und wieder und wieder.
    Jahre werden ins Land gehen, und wir werden die Geschichte des Eisernen Rats erzählen, wie er entstand, wie er sich aus eigener Kraft erschuf und in die weite Welt hinausfuhr, und wir erzählen von seiner Rückkehr, wie er wiedergekommen ist und wiederkommen wird in Ewigkeit. Frauen und Männer kerbten einen Pfad durch das unwegsame Land und haben Geschichte geschrieben mit jeder Meile des eisernen Pfads, trugen sie hinaus in die Welt und brachten sie wieder zurück nach Hause. Rufenden Mundes sind sie stumm, und wir führen sie heim. Sie kommen aus den felsigen Schluchten und folgen dem eisernen Pfad in den Schatten der Ziegelmauern. Sie streben vorwärts, nun und immerdar.
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