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Der Eiserne Rat

Der Eiserne Rat

Titel: Der Eiserne Rat
Autoren: China Miéville
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Gange ist.« Keiner äußerte sich dazu. Er wusste, seine Galligkeit ging ihnen auf die Nerven. Er vertiefte sich in die Betrachtung der Landschaft, die aussah wie ein Flickenteppich.
    Am dritten Morgen ihrer Luftfahrt, er massierte gerade Wasser in Fejhs windrissige Haut, stieß Cutter einen lauten Ruf aus und wies dorthin, wo er Meilen voraus das Meer sah und davor, in einer mit weizenbraunem Gras ausgekleideten Senke, die Luftschiffdalben und Minarette von Myrshock.
     

     
    Bei näherer Bekanntschaft entpuppte Myrshock sich als trister Handelshafen. Sie waren auf der Hut. Sie bewegten sich auf fremdem Territorium.
    Die Bauten machten einen planlos zusammengewürfelten Eindruck, als wären sie erstaunt darüber, sich zu einer Stadt vereint zu sehen. Alt, doch ohne Geschichte. Wo man versucht hatte, bewusst zu gestalten, war das Ergebnis von zweifelhafter Ästhetik – Kirchen mit Betonfassade und pseudoantiker Schnörkelornamentik; Banken schmückten sich mit einer Schieferverkleidung in extravaganten Farben und wirkten nur gewöhnlich.
    Die Einwohnerschaft war gemischt. Menschen wohnten neben Kaktusleuten, den stachligen, hünenhaften Vegetabil-Humanoiden, und neben Garuda, Vogelmenschen und Freibeuter aus dem Cymek jenseits des Meeres, die in den Straßen ebenso zu finden waren wie darüber in der Luft. Vodyanoi lebten in einem Kanalghetto.
    Die Reisenden aßen an einer Bude am Kai. Hier lagen fremde Seefahrer und einheimische Schiffe, schwimmende Fabriken, Koggen, Kauffahrer mit mächtigen Jochs für ihre Seewyrmen. Im Gegensatz zu den Docks ihrer Heimat war dies ein Salzwasserhafen, deshalb fehlten Vodyanoi-Schauerleute. An den Ecken lungerte das Gesocks, das man in jedem Hafen fand.
    »Wir müssen vorsichtig sein«, mahnte Cutter. »Wir brauchen ein Schiff, das nach Shankell geht, und das heißt in der Regel, die Crew besteht aus Kaktusleuten. Ihr wisst, was wir vorhaben. Mit Kaktusleuten können wir es nicht aufnehmen. Wir brauchen ein kleines Schiff und eine Besatzung unserer Statur.«
    »Es wird Trampschiffe geben«, meinte Ihona. »Piraten zumeist …« Sie schaute sich suchend um.
    Cutter zuckte zusammen und erstarrte. Jemand sprach zu ihm. Diese Stimme wieder, dicht an seinem Ohr. Er stand da wie angewurzelt.
    Die Stimme sagte: »Die Akif. Kurs Süd.«
    Die Stimme sagte: »Routinetörn, kleine Mannschaft. Brauchbare Ladung – Säbelantilopen, zugeritten. Eure Passage ist bezahlt. Ihr segelt um zehn heute Nacht.«
    Cutter fixierte jeden Passanten, jeden Matrosen, jeden Hafenschubiak. Er sah niemanden, dessen Lippen sich bewegten. Seine Freunde starrten ihn an, erschreckt von seinem Gesichtsausdruck.
    »Du weißt Bescheid. Fahrt den Dradscale hinauf. Das ist der Weg, den die Miliz genommen hat. Ich habe es überprüft.
    Cutter, du weißt, ich könnte dich zwingen, mir zu gehorchen – du erinnerst dich, was in den Mendicans passiert ist. Aber ich möchte, dass du zuhörst und es tust, weil es richtig ist. Wir haben das gleiche Ziel, Cutter. Wir sehen uns drüben. «
    Die Starrheit wich von ihm, die Stimme war verstummt.
    »Was zum Teufel ist los?«, fragte Pomeroy. »Was ist in dich gefahren?«
     

     
    Nachdem Cutter sie ins Bild gesetzt hatte, debattierten sie, bis man ringsum auf sie aufmerksam wurde.
    »Jemand spielt mit uns«, sagte Pomeroy. »Wir werden denen nicht in die Hände arbeiten. Wir gehen nicht auf dieses verdammte Schiff, Cutter.« Er ballte die klobigen Fäuste. Elsie legte ihm nervös die Hand auf den Arm, versuchte, ihn zu beschwichtigen.
    »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll, Mann.« Die körperlose Stimme hatte Cutter erschöpft. »Wer immer es ist, er gehört nicht zur Miliz. Jemand aus dem Gremium? Ich wüsste nicht, wer oder warum. Irgendwer auf eigene Rechnung? Der- oder diejenigen haben uns die fReemade vom Hals gehalten: Dieser verkehrt herum aufgesetzte Pferdemann wurde manipuliert, genau wie ich. Ich habe auch keine Erklärung für das alles. Wenn du ein anderes Schiff nehmen willst – bitte, keine Einwände. Aber wir sollten uns sputen, eins zu finden. Und ich denke, wir könnten ebenso gut diese Akif in Augenschein nehmen, nur um sicherzugehen.«
    Die Akif war ein rostiger Kahn mit einem Kapitän, der ihnen fast die Hände küsste für ihren Wunsch, als Passagiere mitzureisen. Fejh musterte er mit Unbehagen, jedoch das Lächeln kehrte wieder, als die Rede auf den Preis kam – gewiss, bereits zur Hälfte bezahlt, bestätigte er, mit dem für ihn hinterlegten
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