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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger
Autoren: Nigel Findley
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- ein echtes HiTech-Modell, in dessen Mahagoniplatte an jedem Platz Bildschirme und Buchsen für Datenkabel eingelassen sind. Außerdem ist er mit 3-D-Vorrichtungen und genug Rechenpower bestückt, um einen Ultra-VAX vor Neid erblassen zu lassen. Keine Ahnung, wie die Cutters an dieses Baby gekommen sind - die Tech alleine muß eine knappe Million kosten, von dem Mahagoni ganz zu schweigen. (Ganz recht. Echtes Holz, kein Makroplastfurnier.)
    Alle, die bei den Seattier Cutters was zu sagen haben, sitzen am Tisch. Blake, der Oberboss, an der Stirnseite mit Vladimir zu seiner Rechten, Frühlingsblüte, die sich das Hirn ausräuchert, zu seiner Linken und Ranger, der ganz allgemein genervt aussieht, ihm gegenüber. Auf den übrigen Stühlen sitzen Musen, der Buchhalter, Fahd aus der Abteilung Geschäftsentwicklung, ein richtig schwerer Junge namens Cain (meiner Einschätzung nach ein Talent von außerhalb, vielleicht ein unter Vertrag stehender Shadowrunner oder ähnlicher Drek) sowie ein paar andere, die ich nicht kenne. An den Wänden stehen die kleineren Lichter, die zwar Grund für ihre Anwesenheit, jedoch keinen Anspruch auf einen Platz am Tisch haben. Dazu gehören zum Beispiel ich selbst und Blakes persönliche Prätorianergarde -darunter auch Box der Troll, der wie ein Alptraum aus der unzensierten Ausgabe von Grimms Märchen aussieht - und noch ein paar andere Handlanger.
    Jedenfalls hat im Augenblick Vladimir das Wort. Er trägt wahrhaftig einen Anzug und sieht eher aus wie ein europäischer Banker als ein Gangmitglied. Wegen seiner ruhigen, vernünftigen Stimme und seiner ewig gelassenen, sanften Art könnte man ihn sogar für einen Waschlappen halten. Doch der gute alte Vladimir hat mehr Blut an seinen Händen kleben als jeder andere an diesem Tisch - möglicherweise mit Ausnahme von Blake - und ist immer bereit, noch mehr hinzuzufügen. Aber selbstverständlich nur, wenn es geschäftlich sinnvoll ist.
    »Ich stimme nicht mit dem Kriegsboss überein«, sagt er gerade mit gelassener Stimme. »Zum gegenwärtigen Zeitpunkt können wir durch einen Krieg mit den Ancients mit Sicherheit nichts gewinnen, von den potentiellen Risiken ganz zu schweigen. Ein Krieg wäre für beide Seiten kostspielig und könnte... hmmm, genug Substanz verzehren, um eine oder mehrere der Seoulpa-Ringe zu einem Versuch zu ermutigen, die Situation auszunutzen.« Er zuckt die Achseln und wischt ein unsichtbares Staubkorn von seiner Manschette. »Jedenfalls haben die Ancients nichts getan, was zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine Kriegserklärung rechtfertigen würde.«
    Fahd, der wie ein tollwütiges Wiesel aussieht, mischt sich ein: »Sie haben einen von unseren verdammten Umschlagplätzen ausgehoben, reicht das nicht? Wir haben fünftausend BTL-Chips mit einem Straßenverkaufswert von zweieinhalb Millionen verloren.« Musen nickt zustimmend, macht ansonsten aber einen unschlüssigen Eindruck. Er ist mit den Zahlen einverstanden, nicht aber mit Fahds Schlußfolgerungen.
    Vladimir zuckt erneut die Achseln. »Zugestanden«, sagt er bedächtig. »Aber alle Informationen weisen darauf hin, daß den Ancients nicht bewußt war, daß es sich um einen unserer Umschlagplätze handelte, und sie sich wahrscheinlich ein anderes Ziel vorgenommen hätten, wäre es ihnen bewußt gewesen. Richtig?« Dabei sieht er mich an.
    »Das stimmt«, sage ich den Leuten am Tisch. Vladimir glaubt, ich hätte massenhaft Kontakte auf der Straße und in den Schatten, und er vertraut meinen Informationen und den daraus resultierenden Beurteilungen in vielen Fragen. (Das würde sich ziemlich schnell ändern, wenn er herausfände, daß die meisten meiner Kontakte für den Star arbeiten, aber ich will verdammt sein, wenn ich ihn das herausfinden lasse.)
    »Schwachsinn«, faucht Ranger, bereit, Gift und Galle zu spucken, und die Fronten sind gezogen. Ranger und Fahd sind für Krieg, Vladimir und Musen sind dagegen. Frühlingsblüte spürt die Geister offenbar so sehr, daß ihre Augen blicklos sind, so daß sie eine unbekannte Größe darstellt. Was Cain anbelangt, dessen kalte Augen herumzucken, so sieht er aus, als lehne er sich einfach nur zurück, genieße die Vorstellung und erwäge höchstens noch, ein paar Nebenwetten auf den Ausgang abzuschließen. Box will nur jemandem den Kopf abreißen, aber das will Box immer. Die anderen halten sich raus - schlau von ihnen -, und Oberboss Blake zeigt noch weniger Regung als die Mahagoni-Tischplatte.
    Und ich? Den Blicken nach zu
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