Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger
Autoren: Nigel Findley
Vom Netzwerk:
er hebt lediglich den Zeigefinger der rechten Hand, die flach auf dem Tisch liegt. Der Finger bewegt sich vielleicht einen Zentimeter, aber das reicht, um Ranger abrupt verstummen zu lassen. Das ist Macht. Und außerdem ist das Blake.
    Er wartet schweigend, während Ranger herunterschluckt, was er gerade sagen wollte, und sich wieder hinsetzt. Dann mustert er der Reihe nach die Leute am Tisch. Einen Moment lang erinnert Blake mich an Sims, die ich über Löwen in der Wildnis gesehen habe, bevor sie alle ausgestorben waren. Er hat das gleiche Flair von Lässigkeit und latenter Gewalttätigkeit wie eine Raubkatze, deren Blick über die Savanne streift. Oder so ähnlich. Es hilft, daß er groß ist - fast zwei Meter und gebaut wie ein Catcher -, aber das ist nicht alles. Ich habe noch nie gesehen, daß er sich schnell bewegt hat, und wäre sein breites, hübsches Gesicht -das noch ein paar Schattierungen dunkler als der Mahagonitisch ist - noch etwas unbewegter, würde ihn wahrscheinlich jeder Quacksalber auf der Stelle für tot erklären. Er hat einfach etwas an sich, das Macht ausstrahlt, schlicht und ergreifend. Ich habe schon Leute gesehen, die den Dicken raushängen ließen, Leute, die wie der Tod auf zwei Beinen waren, wenn sie mit Blake in einen Raum gingen, und die sich dann plötzlieh auf den Rücken wälzen und wie ein Wolf heulen wollten, der sich dem Anführer des Rudels unterwirft. Ja, das ist Blake.
    Fast in Zeitlupe betrachtet er die Gesichter der Leute am Tisch, wobei sein Blick von einem zum anderen wandert. Wenn er jemanden fixiert, schrumpft der betreffende sichtbar. Nicht Frühlingsblüte, weil sie es wahrscheinlich gar nicht wahrnimmt, und auch nicht Vladimir. Aber alle anderen, was Ranger so sicher wie nur was einschließt.
    Dann richtet Blake seinen Laserblick auf mich, und wiederum will ich mich hinter Box verstecken. »Du bist Larson, richtig?« fragt er mit einer Stimme wie Samt und Mitternacht.
    Ich muß einen Augenblick darüber nachdenken und nicke dann.
    »Und du bestätigst, was Vladimir gesagt hat? Daß die Ancients nicht wußten, daß der Umschlagplatz uns gehört?«
    »Das hört man jedenfalls auf der Straße«, antworte ich, und meine Stimme hört sich an wie die eines Kindes. »Ich habe einen Haufen Quellen angebohrt, und alle sagen das gleiche«, plappere ich weiter. Er nickt bestätigend, und ich halte schleunigst die Klappe.
    Blake sieht Vladimir an, der unmerklich eine Augenbraue hebt. Dann ruht Blakes Blick wieder auf mir. »Ich würde gern deine Meinung hören, Larson«, sagt er. »Sollen wir den Ancients den Krieg erklären oder nicht?«
    Und plötzlich ruhen aller Augen auf mir, manche überrascht, manche neugierig, zwei, deren Pupillen unterschiedlich geweitet sind, und manche mit Blicken, die töten könnten. Ich versuche einen klaren Gedanken zu fassen, aber das einzige, was mir ständig durch den Kopf geht, ist Pacos Bemerkung aus der vergangenen Nacht - Scheißwas? -, und irgendwie kommt mir die unangemessen vor. »Nun, ich...«, stammele ich und halte dann inne.
    Doch Blake sieht mich immer noch an, also schüttele ich innerlich mit dem Kopf. Rick Larson, null Defekte. »Kein Krieg«, krächze ich.
    »Ranger ist anderer Ansicht«, stellt Blake fest.
    »Ranger hat unrecht«, sage ich.
    Keine sehr diplomatische Bemerkung, nehme ich an. Ranger ist bereits aufgesprungen, und seine Wangen sind so gerötet, daß er aussieht, als seien ihm sämtliche Äderchen im Gesicht geplatzt, und ich bin plötzlich der Sündenbock, an dem er all die Wut auslassen kann, die er zu feige ist, gegen Vladimir oder Blake zu richten. »Was, zum Teufel, verstehst du schon davon, du rotz-näsiger Punk?«
    Die Verdrahtung ist heute eine andere - ich habe einen Escrima-Chip anstelle desjenigen für meine H&K Smartgun eingeworfen -, aber sie will Ranger dennoch umlegen. Und das ist meine Entschuldigung für die Antwort, die ich ihm vor den Latz knalle: »Mehr als du, Drekhead.« Meine Hand gleitet in meine Jackentasche. Bei Versammlungen werden keine Schußwaffen getragen - eine Regel, die auch für Leibwächter wie Box gilt (nicht, daß er eine brauchte); die Elektronik, die ich gar nicht tragen dürfte, verrät mir, daß in den Türrahmen des Versammlungsraums Hardware eingebaut ist, die eingeschmuggelte Holdouts entdeckt.
    Aber null Problemo. Chemoschnüffler und Metalldetektoren reagieren nicht auf meinen ›Klick-Stock‹, einen Teleskopstab, wie ihn die japanischen Cops benutzen. Er besteht aus
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher