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Der einsame Weg

Der einsame Weg

Titel: Der einsame Weg
Autoren: Jack Williamson
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stand wie gelähmt.
    „Aber ich bin unschuldig“, stieß er hervor.
    Doch eisige Handschellen schlossen sich bereits um seine Gelenke, und die unbarmherzige Stimme Hal Samdus donnerte ihn an:
    „Und jetzt, Derron – wo ist Eleroids Erfindung?“
    Wo ist Eleroids Erfindung…? Wo ist Eleroids Erfindung…?
    Chan Derron vernahm diese Frage ungezählte Male. Sie wurde ihm entgegengebrüllt, geflüstert, geschrien. Er aß sie mit der Gefängnisnahrung und atmete sie mit feuchter Kerkerluft.
    Selbst die Person eines überführten Verbrechers stand dem Gesetz nach unter dem Schutz der Grünen Halle. Und die Tradition der Legion verurteilte alle grausamen Methoden. Die Sicherheit der Menschheit stellte jedoch einen größeren Maßstab dar als der Buchstabe des Gesetzes, und die Legion war da, um über diese Sicherheit zu wachen.
    Das Kriegsgericht hatte als hinreichend erwiesen angesehen, daß Chan Derron Max Eleroid nebst seinem Assistenten umgebracht und dann, als es ihm nicht gelang, mit der unbekannten neuen Vorrichtung zu entkommen, sich ihrer auf irgendeine Art entledigt hatte. Der Fall war geradezu lächerlich einfach. Nur diese eine Frage blieb. Die gesamte Organisation der Legion ging gnadenlos daran, Chan die Antwort zu entreißen. Und doch versagte sie – aber nur, weil er die Antwort nicht kannte.
    Chan lebte zwei Jahre im Gefängnis auf Ebron.
    Dann entfloh er.
    Zwei weitere Jahre lang, jagte ihn die Legion.
     
3. KAPITEL
     
    „Nein.“ Jay Kalam hob die geränderten Augen von den Dokumenten, die vor ihm auf seinem langen Schreibtisch im Turm der Grünen Halle aufgestapelt lagen. „Teilen Sie Gaspar Hannas mit, ich könnte jetzt nicht mit ihm sprechen.“ Seine Stimme klang matt vor Erschöpfung. „Nicht heute abend.“
    „Aber Commander –“ Die beharrliche Stimme der Ordonnanz drang durch den Kommunikator. „Gaspar Hannas ist der Besitzer des Neuen Mondes. Und er sagte, es wäre dringend –“
    Das schmale Gesicht des Befehlshabers verfinsterte sich.
    „Ich werde nach meiner Rückkehr von der Purpurnen Halle mit ihm sprechen“, versetzte er. „Wir haben bereits Admiral Samdu mit zehn Kreuzern ausgeschickt, um Hannas bei der Ergreifung seines Diebes behilflich zu sein.“
    „Aber er hat keinen Erfolg gehabt, Sir“, wandte die Ordonnanz ein.
    Jay Kalam seufzte und fuhr sich mit den schlanken Fingern durch das weiße Stirnhaar. „Sollte der Dieb tatsächlich Chan Derron sein“, murmelte er, „dann könnte er erneut einen Fehlschlag zu verzeichnen haben.“
    Er lehnte sich schlaff in den Stuhl hinter seinem überladenen Schreibtisch zurück und ließ seinen müden Blick aus dem großen Westfenster schweifen. Hinter den fünf niedrigen Punkten toter Vulkane am schwarzen Horizont stieg gegen das verblassende Abendlicht der Neue Mond auf.
    Der Neue Mond war wahrhaft neu – eine glitzernde Schöpfung der modernen Wissenschaft und der Hochfinanz, stolzester Triumph der Technik des dreißigsten Jahrhunderts. Sein Herz bildete ein weites, sechseckiges Gefüge aus geschweißtem Metall von zehn Meilen Durchmesser, das achtzig Kubikmeilen kostspieligen, atmosphäregefüllten Raumes enthielt.
    Der Entwurf des neuen Trabanten war dazu bestimmt, den Betrachter zu fesseln. Ein rotierendes Gespinst stählerner Gestänge, von seiner Zentrifugalkraft starr gehalten, breitete sich von ihm tausend Meilen in den Raum aus. Es trug ein komplexes System sich drehender Spiegel mit Natriumbelag und beweglicher Farbfilter aus Zellulit. Reflektiertes Sonnenlicht diente dazu, das größte je ersonnene Reklameschild zu erleuchten.
    In unseren Sanatorien finden Sie Gesundung! flammte die Schrift am Himmel. Sport bei unseren schwerelosen Spielen! Erholung in unseren Klubs und Theatern! Wissen in unseren Museen und Sternwarten! In unseren Spielsälen warten Vermögen auf Sie!
    Der Befehlshaber erstarrte hinter seinem Schreibtisch.
    Denn das große Schild, auf dem eine grüne, flammende Hand begonnen hatte, eine neue Einladung zu schreiben, flackerte plötzlich. Es erlosch. Einen Augenblick lang herrschte Dunkelheit. Dann schrien riesige Buchstaben seinen eigenen Namen in die Nacht.
    „KALAM! G-39!“
    Eine Explosion rotweißen Feuerwerks wischte sie aus, und die Reklame wurde fortgesetzt.
    Doch Jay Kalam verfolgte nicht länger das Aufblitzen der Reklame. Denn G-39 war sein Rufzeichen im geheimen Nachrichtenkode, das nur in äußersten Notfällen verwendet werden durfte.
    „Geben Sie mir Gaspar Hannas auf die
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