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Der einaeugige Henker

Der einaeugige Henker

Titel: Der einaeugige Henker
Autoren: Jason Dark (Helmut Rellergert)
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gerechnet, ihn sehen zu können, aber das ist jetzt vorbei.«
    »Warum?«
    »Was haben Sie mit dem Spiegel gemacht? Das ist grauenvoll, es war sein Weg zurück.«
    »Ja, sogar in einer Kirche hat er gestanden, aber jetzt wird er nicht mehr gebraucht.«
    »Und ob er gebraucht wird. Ich werde versuchen, ihn wieder instand zu setzen. Er hat so viel für mich getan. Ich bin ihm einiges schuldig. Es ist gut, dass wir uns getroffen haben, denn jetzt weiß ich, wer auf meiner Seite steht und wer nicht.«
    »Ich stehe immer auf der Seite der Menschen.«
    »Wenn das stimmen würde, sähe es anders aus. Nein, ich kann nichts mehr glauben.«
    Was sollte ich noch sagen? Sie war verbohrt. Sie ließ nichts anderes gelten.
    »Ich denke, Sie sollten Ihr Abenteuer so schnell wie möglich vergessen. Nicht mehr darüber nachdenken und sich anderen Leuten anvertrauen. Sehen Sie es als eine schlimme Episode in Ihrem Leben an.«
    »Das kann ich nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Es war eben zu entscheidend für mich.«
    »Das verstehe ich sogar. Sie sollten sich nicht auf den Killer verlassen. Er ist jemand, der keine Rücksicht kennt. Sie haben Glück gehabt, ich glaube aber nicht, dass dieses Glück noch weiterhin seinen Bestand hat.«
    »Und warum sollte es das nicht?«
    »Weil das Glück launisch ist. Es ist heute da und morgen dort. Und jetzt wäre es wirklich besser für Sie, wenn Sie nicht länger hier bleiben.«
    Sie sagte nichts, wartete und reckte das Kinn vor, und ich konnte mir denken, dass sie keinen Rückzieher machen würde. Zu intensiv hatte sie ihren Retter herbei gesehnt. Irgendwie war ihr Verhalten sogar verständlich.
    »Ich werde bleiben. Ich werde auf ihn warten. Ich möchte mich bei ihm bedanken, und ich weiß auch, dass er meinen Dank annehmen wird. Seine Freunde wird er lieben, seine Feinde aber hassen, und dazu möchte ich nicht gehören.«
    »Das brauchen Sie auch nicht. Kommen Sie mit uns. Vertrauen Sie uns. Sie gehören nicht zu einer Gestalt wie dieser. Auf keinen Fall.«
    Sie war nicht zu belehren. »Verschwinden Sie doch, ich werde bleiben. Ich muss es tun.«
    »Nein, das müssen Sie nicht.«
    »Ach, was wissen Sie schon.«
    Es war bisher eine Sache zwischen uns beiden gewesen. Jetzt aber mischte sich Reni Longs Begleiter ein. Und er stellte sich auf meine Seite.
    »Lass es bleiben, Reni. Komm wieder zurück in die Normalität. Vergiss das andere.«
    »Nein, das kann und will ich nicht. Ich lebe, weil er es wollte. Ich muss ihm dafür dankbar sein. Und ich werde jeden hassen, der ihn hasst.«
    Was sollte ich tun? Wie konnte ich sie überzeugen? Es war schwer, aber ich versuchte es trotzdem. Mein Kreuz hatte ich nicht wieder umgehängt. Es befand sich noch in meiner Tasche. Mit einer schnellen Bewegung holte ich es hervor und war wahnsinnig gespannt auf die Reaktion der jungen Frau.
    Es konnte sein, dass sie es ablehnte. Wenn das der Fall war, dann wusste ich, dass sie auf der anderen Seite stand, denn diese Lebewesen konnten den Anblick des Kreuzes nicht ertragen.
    Zumindest floh Reni Long nicht, als sie das Kreuz sah. Sie sah es an und drehte auch nicht den Kopf zur Seite, aber sie war auch nicht von dem Kleinod begeistert.
    »Was soll das?«
    »Ganz einfach, Reni. Dieses Kreuz hat dafür gesorgt, dass etwas sehr Gefährliches und letztendlich auch Böses zerstört wurde.«
    »Und was war das Böse?«
    »Das kann ich Ihnen gern sagen. Es war der Spiegel. Dieses Kreuz hat ihn zerstört.«
    Sie nickte. Aber dann sag sie etwas, das gegen mich sprach. »Gehen Sie«, flüsterte sie, »hauen Sie endlich ab. Gehen Sie mir aus den Augen. Ich kann und will Sie nicht mehr sehen. Haben Sie gehört?«
    Das hatte ich und schwieg, aber Sören, ihr Begleiter, sagte eindringlich: »Sei doch nicht so verbohrt, Reni. Denk mal nach. Dieser Mann meint es gut mit dir. Was kannst du denn von der anderen Seite erwarten? Nichts, gar nichts.«
    »Ich weiß, was ich tue!«, schrie sie zurück und wirbelte auf der Stelle herum. Sie wollte weg, aber sie hatte die Drehung noch nicht ganz vollendet, als sie stocksteif stehen blieb.
    Jemand war erschienen.
    Jemand stand dort wie eine Wand.
    Es war der einäugige Henker, der von der Frau mit einem wahren Jubelschrei begrüßt wurde …
    ***
    Er war da – endlich!
    Ich atmete tief durch. Auf diesen Zeitpunkt hatte ich gewartet. Ich brauchte mich nicht länger mit Reni Long zu streiten, denn jetzt würde sich zeigen, wem sie letztendlich vertrauen konnte. Ihm oder mir.
    Sein Erscheinen hatte
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