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Der Durst der Toten

Der Durst der Toten

Titel: Der Durst der Toten
Autoren: Vampira VA
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eifersüchtig - nicht einmal das war er gewesen -, und womit sonst hätte er sie mehr demütigen können?
    Auch Lennox Fears hatte er nicht aus Eifersucht getötet, er hatte ihn zerquetscht wie ein lästiges Insekt. Fears war zum falschen Moment am falschen Ort gewesen, nicht mehr und nicht weniger.
    Marvin interessierte nur Deborah.
    Marvin und Debbie .
    Es hatte sie beeindruckt, wie er auf seine Ziele zusteuerte.
    Im Bett war er eine Niete gewesen, aber alles, was er sonst angefaßt hatte, war zu einer Goldgrube geworden. Das hatte über vieles hinweggetäuscht.
    Doch ewig hatte der Selbstbetrug nicht halten können. Am Ende waren sie sich nur noch auf die Nerven gefallen, hatten sie angefangen, sich zu hassen .
    Er streckte die Hände nach ihr aus. Sie wollte zurückweichen. Sie wollte es so sehr, wie sie dieses Leben ohne ihn gewollt hatte. Aber sie schaffte es nicht. Sie hatte auch das andere nicht geschafft.
    Seine Hände waren warm, als er sie um ihre Arme legte. Warm, nicht totenkalt.
    »Du .«
    »Natürlich lebe ich. Was dachtest du? Jemand hat ein Einsehen mit mir gehabt. Jemand schob den Stein vor meiner Gruft beiseite. Und schau, was sie noch getan hat .«
    Marvin bog den Kopf zur Seite. Sein Hals straffte sich, so daß die roten Male hervorzutreten schienen.
    »Was - ist das?«
    »Sie nahm mein Blut - und gab mir im Gegenzug das Leben zurück.«
    Marvin grinste verunglückt. »Von nun an werde auch ich Blut trinken müssen. Nicht oft. Du weißt, wie es die Zecken tun: Sie können Monate ohne Blut auskommen. Aber wenn sie sich irgendwo festbeißen, dann saugen sie sich prall voll und stillen ihren Bedarf, bis sie -«
    »Hör auf!«
    »Ich werde aufhören, wenn ich es will. Doch vorher werde ich mich satt trinken. Nicht bei ihm .« Er nickte zu dem Toten am Fuß der Treppe und bestätigte dann, was Deborah ohnehin vermutet hatte. »Seinetwegen bin ich nicht gekommen. Ich kam wegen dir. Und auch nur, weil ich dir mißgönne, wie eine Made im Speck zu le-ben. Vielleicht hättest du dein Schandmaul halten sollen, als ich vor dir am Boden kroch und dich anbettelte, mir zu helfen. Vielleicht hättest du dich ein paar Minuten lang verstellen und die treue Gattin mimen sollen, die verzweifelt um mein Leben ringt, anstatt mir die Wahrheit ins Gesicht zu sagen. Aber du mußtest ja deinen Triumph auskosten, bis mein Herz den letzten Schlag tat .«
    Er schwieg.
    Sie starrte ihn an, kreidebleich.
    Sie wußte, daß es kein Alptraum war - aber sie wußte nicht, was es war.
    Wie es sein konnte, daß er hier vor ihr stand, nachdem er fünf Tage zuvor in einem Sarg hinter der Steinplatte seiner Gruft verschwunden war.
    Der von ihr verständigte Notarzt hatte ihn vergeblich zu reanimieren versucht (sie hatte eine volle Stunde verstreichen lassen, ehe sie ihn rief) und schließlich in vollster Überzeugung Marvin Mansons Totenschein ausgefüllt.
    Zwei Tage lang hatten Freunde und Verwandte an seinem offenen Sarg Abschied von ihm nehmen können.
    An seinem Tod hatte es nicht den leisesten Zweifel gegeben.
    An seiner Rückkehr auch nicht .
    Sie wußte, daß er ihr nicht verzeihen und sie auch nicht davonkommen lassen würde. Er war Marvin Manson. Der flüchtige Tod hatte daran nichts geändert.
    »Wie -?«
    Fast bedauernd zuckte er die Schultern. »Ich werde dir nicht sagen, wie ich mein Leben zurück erhielt. Du wirst sterben, ohne auch nur eine Ahnung zu erhalten, was mich . berührt hat. Für dich wird es keine zweite Chance geben .«
    »Hör auf! Töte mich! Tu, was du ohnehin tun wirst: Bring mich um!«
    »Kein Sorge, das werde ich. Das werde ich, mein Schatz .«
    Er zog sie zu sich. Noch verächtlicher, noch entwürdigender, als er sie vor seinem Tod an sich herangezogen hatte.
    Er öffnete den Mund.
    Seine Zähne hatten sich verändert. Sie sahen aus, als gehörten sie einem Tier.
    Als Marvin Manson sich holte, was er brauchte, mißachtete er ihren bleichen Hals. Er schürfte an einem Dutzend anderer Stellen nach dem flüssigen Gold, das er suchte.
    Deborahs Marter zog sich über mehrere Stunden hin, begleitet vom traurigen Heulen des Sturms. Begleitet vom gierigen Schmatzen eines Heimgekehrten .
    *
    Gerichtsmedizinisches Institut, Sydney
    »So, mein Junge, nun schau dir diese Sauerei an.«
    Die Stimme des alten Mannes weckte in Darren Secada Assoziationen an alte Türen und rostige Scharniere, obwohl um ihn her nur Fliesen und Metall waren, schimmernd und glänzend im Neonlicht - und in der Kälte des Todes.
    Was Doc
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