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Der Durst der Toten

Der Durst der Toten

Titel: Der Durst der Toten
Autoren: Vampira VA
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blieb Zeit, zur vollen Blüte zu reifen.
    Der Mann - Deborah Mansons Mann! - teilte die Lippen, als woll-te er zu einem breiten, vollmundigen Lachen ansetzen.
    Im nächsten Moment fielen seine Hände von Fears' Hals ab, so daß dieser verzweifelte Hoffnung schöpfte, der Angreifer habe lediglich beabsichtigt, ihn zu Tode zu erschrecken.
    Doch noch bevor die Erleichterung den Adrenalinpegel senken konnte, verschwand die bösartige Visage des Mannes im Schlagschatten von Fears Kopf, und dann .
    ... fühlte Fears erst die spröde Berührung zweier Lippen an seinem Hals .
    . und dann das, was alle Hoffnung, er könnte sich heil aus der Affäre ziehen, für immer und ewig begrub .
    * 
    »Marvin .«
    Deborah Manson hielt sich am Pfosten des Treppengeländers fest. Die andere Hand lag wie eine Zwinge um die Taschenlampe ge-krampft und hielt den Strahl weiter auf den Toten, weniger auf den Sterbenden gerichtet.
    Auf den Mann, bei dessen Beerdigung sie genau so viele Tränen vergossen hatte, wie man es von der trauernden Witwe eines allgemein geachteten Unternehmers erwartete .
    Er war schon zu Lebzeiten ein Ungeheuer gewesen.
    Götzenhaft, wie er jetzt dastand, am Fuß der Treppe, war er es erst recht!
    Grinsend, den Mund blutverschmiert, ließ er ab von Lennox Fears, der haltlos zu Boden fiel. Das aus der Halswunde schießende Blut bildete im Nu eine gewaltige Lache unter dem Gigolo - eine Pfütze, in der Marvin Manson ungerührt und mit nackten Füßen stand.
    Daß er das Hemd trug, in dem er bestattet worden war, bestärkte seine Frau nur in der Überzeugung, daß alles, was sich vor ihren Augen zutrug, real war.
    Real .
    Es war völlig unmöglich!
    Trotzdem akzeptierte ihr Verstand das Erscheinen des Toten, als hätte etwas in ihr immer damit gerechnet, daß dergleichen geschehen könnte.
    Marvin Manson, der dem wegknickenden Fears mit den Augen gefolgt war, hob jetzt den Kopf und senkte seinen Blick in die Seele seiner Frau.
    »Warum?« Seine Stimme klang, als befände sich noch Blut in seinem Rachen, das er nicht heruntergeschluckt hatte. »Warum, Debbie ...?«
    Erst zitterte nur die Hand, die das Licht hielt, wie Espenlaub.
    Dann Deborahs ganzer Körper.
    »Verschwinde!« preßte sie hervor. »Verschwinde endlich ... aus meinem Leben!«
    »Das wolltest du - ich weiß. Aber gleichzeitig wolltest du auf nichts verzichten. Auf nichts, was ich für uns beide verdient habe.«
    Spätestens die Art, wie er argumentierte, hätte jeden noch vorhandenen Zweifel an seiner Identität beseitigt.
    Seinem sezierenden Blick entging nicht die kleinste Regung.
    »Aber . aber du warst .«
    »Tot?« Marvin Manson stieg über Fears hinweg, setzte seinen Fuß auf die Treppe und begann nach oben zu steigen. Schritt für Schritt kam er seiner Frau näher.
    »Schwarz steht dir gut«, sagte er.
    Deborahs Gedanken kreisten um das, was Lennox Fears widerfahren war - aber nicht, weil sie Mitleid für das Opfer ihres Mannes empfand, sondern weil sie fürchtete, dasselbe Schicksal zu erleiden.
    Ein Biß, und -
    »So schnell werde ich dich nicht erlösen«, erriet Marvin, was hinter ihrer Stirn vorging, und schürte noch die heillose Angst, die in ihr brannte.
    Sie versuchte seinem Blick, seiner lähmenden Nähe zu entkommen, versuchte sich abzuwenden und den Gang hinunter zu fliehen. Aber sie hatte keine Gewalt mehr über ihren Körper. Sein Wille paralysierte jeden aufkeimenden Wunsch nach Flucht.
    Weil sie um ihre Schuld wußte?
    Weil etwas tief in ihr keinen Zweifel an der Rechtmäßigkeit einer Bestrafung hatte?
    Ich hätte es nie tun dürfen, dachte sie. Aber für jede Form von Reue war es spät. Marvin hatte im Leben nichts verziehen, und er würde es erst recht nicht im Tode.
    »Ich bin nicht tot«, sagte er, als er unmittelbar vor ihr stehen blieb. Zwei Stufen trennten ihn noch von ihr, und trotzdem war sein Gesicht in gleicher Höhe mit ihrem.
    Stattlich war er immer gewesen. Ein beeindruckende, gewinnende Persönlichkeit - wenn er sich etwas von seinem Charme versprochen hatte.
    Zu Hause, allein mit seiner Frau, war er anders gewesen.
    Ein Dämon.
    Ein Monster.
    Ich hatte das Recht, seine Tabletten gegen Placebos auszutauschen. Es war ... Notwehr. Nichts anderes als Notwehr ...
    Der Tycoon Marvin Manson war in ihrer Stadtvilla an einem Herzanfall gestorben. Sie hatten gestritten, und dieses eine Mal hatte Deborah den Streit in voller Absicht provoziert. Sie wußte, worauf ihr Mann am heftigsten reagierte. Nicht auf Untreue. Er war nicht
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