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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm
Autoren: King Stephen
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kam er durch irgendeine Seitwärtsbewegung des Autos frei und schwebte ebenfalls nach oben, sein Gesicht schlaff und traumverloren. Aus dem Mundwinkel trat ein silbriger Speichelfaden aus und schwebte, leuchtend und voller winziger Bläschen, neben der blutverkrusteten Wange.
     
     
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    Roland wusste, dass Susannah ihn gesehen, vermutlich auch Eddie gesehen hatte. Deswegen hatte sie sich so angestrengt, um dieses einzige Wort auszusprechen. Jake und Callahan hatten jedoch keinen von ihnen gesehen. Der Junge und der Pere hatten das Dixie Pig betreten, was entweder sehr tapfer oder sehr töricht war, und mussten sich nun notwendigerweise auf das konzentrieren, was sie darin vorfanden.
    Auch wenn das vielleicht tollkühn gewesen war, war Roland äußerst stolz auf Jake. Er sah, dass der Junge zwischen Callahan und sich eine Canda wahrte: jenen Abstand (je nach den Erfordernissen der Lage niemals gleich groß), der sicherstellte, dass zwei zahlenmäßig unterlegene Revolvermänner nie mit einem einzigen Schuss erledigt werden konnten. Sie waren beide kampfbereit. Callahan hatte Jakes Pistole … und noch etwas anderes: irgendeine kleine Schnitzerei. Roland war sich fast sicher, dass sie ein Can-tah – einer der kleinen Götter – war. Der Junge hatte Susannahs Schilftasche mitsamt den ’Rizas; die Götter mochten wissen, wo er die nur wieder aufgetrieben hatte.
    Der Revolvermann erspähte eine dicke Frau, deren Menschlichkeit am Hals endete. Oberhalb ihres Dreifachkinns hing die Maske, die sie getragen hatte, in Fetzen herab. Als Roland den Rattenkopf darunter betrachtete, verstand er plötzlich viele Dinge. Manche hätte er bestimmt schon früher begreifen können, wäre seine Aufmerksamkeit nicht – wie die des Jungen und des Peres in eben diesem Augenblick – anderweitig in Anspruch genommen gewesen.
    Zum Beispiel von Callahans niederen Männern. Sie waren nahezu sicher Taheen: Lebewesen, die weder aus der Prim noch der natürlichen Welt stammten, sondern Missgeburten aus irgendeinem Stadium zwischen beiden waren. Und sie gehörten auch nicht zu den Wesen, die Roland als Langsame Mutanten bezeichnete. Die waren nämlich ein Ergebnis unüberlegter Kriege und katastrophaler Experimente des Alten Volkes. Nein, sie waren echte Taheen, die manchmal als Drittes Volk oder Can-Toi bezeichnet wurden – und Roland hätte das alles wissen müssen. Wie viele der Taheen dienten jetzt dem Wesen, das als Scharlachroter König bekannt war? Einige? Viele?
    Alle?
    Traf die dritte Antwort zu, konnte Roland sich ausrechnen, dass der Weg zum Dunklen Turm in der Tat schwierig sein würde. Aber es war kaum die Art des Revolvermanns, über den Horizont zu blicken, und in diesem Fall war Mangel an Phantasie bestimmt ein Segen.
     
     
    6
     
    Er sah alles, was er sehen musste. Obwohl die Can-Toi – Callahans niedere Männer – Jake und den Pere ganz eingekreist hatten (die beiden hatten nicht einmal bemerkt, dass hinter ihnen ein Duo, das zuvor den Ausgang zur Sixty-first Street bewacht hatte, in Stellung gegangen war), hatte Callahan sie mit der kleinen Schnitzerei gelähmt, ähnlich wie es Jake früher gelungen war, Leute mit dem Schlüssel, den er auf dem unbebauten Grundstück gefunden hatte, zu fesseln und zu lähmen. Ein gelber Taheen, auf dessen Menschenkörper ein Kanarienvogelkopf saß, hatte eine Art Schusswaffe vor sich liegen, machte aber keine Anstalten, danach zu greifen.
    Trotzdem gab es ein weiteres Problem, auf das Rolands Auge, das dafür ausgebildet war, jede mögliche Falle, jeden Hinterhalt zu erkennen, sich sofort konzentrierte. Er sah die blasphemische Parodie des letzten Gemeinschaftsmahls des Eld an der Wand und erkannte ihre vollständige Bedeutung in den wenigen Sekunden, bevor der Gobelin weggerissen wurde. Und den Geruch: nicht einfach nur Fleisch, sondern Menschenfleisch. Auch das hätte er früher verstanden, hätte er mehr Zeit gehabt, darüber nachzudenken … nur hatte das Leben in Calla Bryn Sturgis ihm wenig Zeit zum Nachdenken gelassen. Wie in einem Märchenbuch hatte das Leben in der Calla aus einer verdammten Episode nach der anderen bestanden.
    Trotzdem war jetzt alles klar genug, nicht wahr? Die niederen Menschen waren nur Taheen: Menschenfresser aus Ammenmärchen, wenn’s beliebt. Die Ungeheuer hinter dem Wandteppich waren Vampire des Typs eins, wie Callahan sie nannte, beziehungsweise die Großväter, wie Roland sie bezeichnete – die vermutlich grausigsten und mächtigsten
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