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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm
Autoren: King Stephen
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Wind, sondern einen Hurrikan; keine Woge, sondern eine Tsunami.
    Der Balken selbst spricht zu dir, Plappermaul, sagte Vannay in seinem Kopf – Plappermaul, das war Vannays sarkastischer Spitzname für ihn gewesen, weil er, Steven Deschains Junge, immer so schweigsam war. Erst in dem Jahr, in dem Roland elf wurde, hatte sein hinkender großartiger Lehrer (vermutlich auf Corts Drängen hin) aufgehört, diesen Spitznamen zu benutzen. Wenn er das tut, bist du gut beraten, aufmerksam zuzuhören.
    Ich werde sehr wohl zuhören, antwortete Roland – und wurde von den Beinen geholt. Er würgte, schwerelos und kurz davor, sich übergeben zu müssen.
    Abermals das Glockenspiel. Dann schwebte er plötzlich wieder, diesmal über einem Saal mit leeren Betten. Ein einziger Blick genügte, um ihm Gewissheit zu verschaffen, dass es sich um den Saal handelte, in den die Wölfe die aus den Callas des Grenzlandes entführten Kinder brachten. Am anderen Ende des Saals …
    Eine fremde Hand umklammerte seinen Arm, was Roland im gegenwärtigen Zustand für unmöglich gehalten hätte. Er drehte den Kopf nach links und sah Eddie, der völlig nackt war, neben sich schweben. Sie waren beide nackt; ihre Kleidung war in der Welt des Schriftstellers zurückgeblieben.
    Roland hatte das, worauf Eddie jetzt deutete, bereits gesehen. Am anderen Ende des Saals waren zwei Betten zusammengeschoben worden. Auf einem davon lag eine Weiße. Die Beine – zweifellos genau die, die Susannah bei ihrem Flitzerbesuch in New York benutzt hatte – hatte sie weit gespreizt. Eine Frau mit einem Rattenkopf – eine der Taheen, dessen war Roland sich einigermaßen sicher – beugte sich zwischen die Beine.
    Neben der Weißen lag eine Schwarze, deren Beine knapp unterhalb der Knie endeten. Auch wenn Roland als Flitzer nackt im Raum schwebte und an Brechreiz litt, war er noch nie in seinem Leben so froh gewesen, jemanden zu sehen. Und Eddie empfand offenbar das Gleiche. Roland hörte ihn mitten in seinem Kopf einen Freudenschrei ausstoßen und streckte eine Hand aus, um den jüngeren Mann zum Schweigen zu bringen. Er musste ihn zum Schweigen bringen, da Susannah zu ihnen aufsah und sie ziemlich sicher erkannt hatte, und wenn sie zu ihnen sprach, musste er jedes Wort hören, das sie sagte. Obwohl die Worte dann aus ihrem Mund kamen, würde es nämlich höchstwahrscheinlich der Balken sein, der hier sprach: die Stimme des Bären oder die der Schildkröte.
    Beide Frauen trugen über dem Haarschopf einen metallenen Helm. Ein stählerner Gliederschlauch stellte die Verbindung zwischen ihnen her.
    Wie bei so einer Geistesverschmelzung der Vulkanier, sagte Eddie wieder mitten in Rolands Kopf, wobei er alles andere überdeckte. Oder auch …
    Still!, unterbrach Roland ihn. Still, Eddie, um deines Vaters willen.
    Ein Mann in einem weißen Arztkittel nahm eine grässlich aussehende Geburtszange von einem Tablett und stieß die rattenköpfige Taheen-Krankenschwester beiseite. Er bückte sich, spähte zwischen Mias Beinen nach oben und hielt die Zange dabei über den Kopf erhoben. Ganz in seiner Nähe stand ein Taheen, der ein T-Shirt mit Worten aus Eddies und Susannahs Welt trug. Er hatte einen Habichtkopf.
    Er wird uns spüren, dachte Roland. Wenn wir lange genug bleiben, wittert er uns bestimmt und schlägt Alarm.
    Aber Susannah, deren Augen unter der Metallhaube wie im Fieber glänzten, blickte weiterhin zu ihnen auf. In ihrem Blick leuchtete Verstehen. Susannah sah sie, aye, sprecht wahrhaftig.
    Sie sprach ein einziges Wort, und in einem Augenblick unerklärlicher, aber völlig zuverlässiger Intuition begriff Roland, dass dieses Wort nicht von Susannah, sondern von Mia kam. Trotzdem war dies auch die Stimme des Balkens, einer Kraft, die vielleicht empfindungsfähig genug war, um die ihr drohende große Gefahr zu erkennen und zu versuchen, sich davor zu schützen.
    Schrull war das Wort, das Susannah sprach; er hörte es in seinem Kopf, weil sie ka-tet und an-tet waren; er sah auch, wie es sich geräuschlos auf ihren Lippen bildete, als sie zu den Schwebenden aufblickte, die Augenzeugen eines Ereignisses wurden, das sich in genau diesem Augenblick in irgendeinem anderen Wo und Wann abspielte.
    Der Taheen mit dem Habichtkopf blickte auf, folgte vielleicht ihrem Blick, hörte vielleicht mit seinen übernatürlich scharfen Ohren das Glockenspiel. Dann senkte der Arzt die Zange und schob sie unter Mias Krankenhausgewand. Sie kreischte. Susannah kreischte mit ihr. Und als ob
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